„Häusliche Gewalt angestiegen“
Mit einem Gleichstellungsaktionsplan will der Landesbeirat für Chancengleichheit den Einsatz gegen Gewalt an Frauen im Netzwerk stärken, hieß es in der jüngsten Sitzung des Beirats.
Die Gewalt gegen Frauen besonders im häuslichen Umfeld war Thema der jüngsten Sitzung des Landesbeirats für Chancengleichheit für Frauen. Vor allem will der Beirat noch 2020 die Erarbeitung eines Gleichstellungsaktionsplans in die Wege leiten, in dem auch die Umsetzung der Ziele der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen enthalten ist. Mit der Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle würden zudem alle Dienste und Aktionen zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen unterstützt.
Die Präsidentin des Landesbeirats Ulrike Oberhammer erinnerte daran, dass in Südtirol jährlich rund 600 Frauen Schutz in einem Frauenhaus oder einer geschützten Einrichtung suchen, die Dunkelziffer sei weit höher: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Gewalt in unserer Gesellschaft immer noch stark vorhanden ist und dass unsere jahrlangen Bemühungen nur langsam greifen“, fasste Oberhammer zusammen. Es gelte nun, den Einsatz aller Beteiligten zu bündeln.
In diesem Zusammenhang setzt der Landesbeirat für Chancengleichheit seine Zusammenarbeit mit Monika Hauser fort. Bereits am 2. September war die Vorsitzende der von ihr gegründeten Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale gemeinsam mit Oberhammer zu einer Anhörung in die IV-Gesetzgebungskommission des Südtiroler Landtags geladen worden. Hauser stellte damals Ursachen, Formen und Folgen von Gewalt gegen Frauen vor und forderte die Landespolitik zur klaren Entscheidung auf, die im Jahr 2013 von Italien ratifizierte Konvention von Istanbul auch in Südtirol umzusetzen.
In der jüngsten Sitzung des Beirats berichtete Hauser nun per Videokonferenz von ihrem weltweiten Einsatz gegen jegliche Form von Gewalt gegen Frauen: „In der EU erlebt jede dritte Frau ab dem 15. Lebensjahr körperliche Übergriffe. Jede zehnte Frau hat irgendeine Form sexualisierter Gewalt erfahren und jede zwanzigste Frau ist vergewaltigt worden.“ Dies geschehe vor allem im privaten Kontext, denn in 82 Prozent der Fälle sei der Täter der Partner oder Ex-Partner. Im Lockdown sei die häusliche Gewalt weltweit um ein Drittel angestiegen.
Die ebenfalls zugeschaltete Gastrednerin Ursula Hillbrand, Gleichstellungsexpertin aus Vorarlberg, bestätigte die Angaben Hausers. Hillbrand hat über mehrere Jahre für die EU-Kommission an Studien zum sexuellen Missbrauch von Kindern gearbeitet und fordert klare Indikatoren, anhand derer die politischen Strategien zur Verhinderung von Gewaltsituationen im familiären Umfeld gemessen werden können. Es brauche zudem mehr Frauen in den politischen Gremien, die diese Themen vorantragen.
Hauser nannte die folgenden zentralen Handlungsfelder für Südtirol: „Die Prävention von Gewalt, der Schutz vor Gewalt, die Strafverfolgung und eine koordinierte Politik zur Umsetzung der genannten drei Schwerpunkte.“ Nur eine strategische Vorgehensweise im Zusammenschluss aller auf Landesebene vorhandenen Organisationen und Dienste könne endlich die erhofften Veränderungen bewirken.
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