Tarnrasen
Die Künstlerin Catrin Bolt hat am Bunker in Bozen Süd die dritte Tarnbemalung des Projekts Tarnrasen fertiggestellt.
Inmitten einer Autobahnabfahrt und einem Schnellstraßenzubringer gelegen, ist der Bunker #15 im Süden Bozens eigentlich gut sichtbar. Viele der täglich Vorbeifahrenden wissen allerdings nicht, dass sich unter dem Gras ein ehemaliger Infanteriebunker aus der Zeit des Faschismus befindet. Die Bunker finden sich als Teile eines dicht gebauten Walls der sich durch Norditalien zieht, bei genauerem Hinsehen überall in der Landschaft des Alto Adige. Die Bunker wurden schon beim Bau im Hinblick auf die Möglichkeiten des Tarnens gestaltet. Wenn sie nicht direkt in die Felsen gehauen wurden, sollten sie, mit einem Satteldach ausgestattet und entsprechenden Verankerungen, als Scheunen oder Bauernhäuser in der Landschaft stehen.
Das Aufnehmen von Elementen aus der Umgebung und dem Alltag und das damit verbundene absurd Werden dieser Fragmente als Prinzip des Tarnens wird von Catrin Bolt in ihren drei Gestaltungen (2017,2018 und 2020) übernommen. Gras, eigentlich die Tarnung schlechthin, wird camoufliert. So enttarnt sich der Hügel selbst, wird sichtbarer und gleichzeitig in seiner Größe zu einer Art Monument.
In der diesjährigen dritten Gestaltung wird der Hügel „ausgepixelt“. Verpixeln verweist auf etwas, das man nicht sehen soll, oder wo man zu nahe dran ist, wie bei digitalen Bildern und Karten. In Nachrichten und Veröffentlichungen werden oft jene Teile von Fotos oder Videos ausgepixelt, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Der verpixelte, nicht sichtbare Teil, lässt das Bild und das Beschriebene oft „echter“ oder„wahrer“ erscheinen, obwohl man das, worum es eigentlich geht, nicht mehr sieht.
Der Hügel kann nur von einem Standpunkt aus als „flach“ und verpixelt wahrgenommen werden – mit der Bewegung verzerren sich die Farbfelder und werden zur Abstraktion einer Tarnung.
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