Gratulation aus der Heimat
Dieser Artikel versteht sich als öffentliche Gratulation. Die Boznerin Evi Romen gewann beim renommierten Film-Festival Zürich in der Sektion Focus das „Golden Eye“ für „Hochwald“. Ich konnte mit ihr sprechen.
von Renate Mumelter
Was bedeutet Ihnen das Goldene Auge des Film-Festivals in Zürich?
Eine so wertvolle Anerkennung für seine Arbeit zu bekommen ist natürlich eine wunderbare Bestätigung. Der Preis ist außerdem optisch sehr schön, und hochdotiert, das bedeutet, dass ich in Ruhe an meinem nächsten Projekt arbeiten kann.
In Zürich gingen die Preise der verschiedenen Kategorien allesamt an Frauen.
Ja, wir sind nicht mehr aufzuhalten.
Margarethe von Trotta hat Ihren Film nach der Weltpremiere sehr gelobt.
Was eine ganz besondere Ehre ist, da ich sie als sehr junge Frau im Filmclub kennenlernen durfte, und ihr Werk mich immer sehr beeindruckt hat.
Was hat Sie dazu bewogen nach jahrzehntelanger sehr erfolgreicher Arbeit als Editorin zu Drehbuch und Regie überzugehen?
Eigentlich war ich ja mal ausgezogen, um Filmemacherin zu werden. Schnitt war eine Zufallsbegabung, die mir sehr viel Freude bereitet hat, und zu großem beruflichen Erfolg geführt hat. Doch als ich auf die 50 zuging, dachte ich: das kann noch nicht alles gewesen sein.
Sie sagen, „Hochwald“ sei ein Film für Südtirol. Er wurde in Südtirol gedreht, blickt aber wesentlich weiter. Verzichten sie bewusst auf Berggipfel und Kuhglocken?
Das Thema an sich ist natürlich global, könnte in den meisten dörflichen Gemeinschaften weltweit erzählt werden. Aber ich wollte etwas zeichnen, das ich gut kenne, und ich wollte mein Heimweh befriedigen, indem ich mich mit diesem Grenzland künstlerisch auseinandersetze. Heimweh ist ein sehr diffuses Gefühl, und Heimat bezieht sich für mich nicht auf Berge und Kuhglocken.
Sie werfen einen ungewöhnlichen Blick auf eine islamische Gemeinschaft. Ein Blick, der Vorurteile in Frage stellt. Wie wurde dies aufgenommen?
Mein Blick auf den Islam ist wertfrei, von außen betrachtet, ohne Vorurteile habe ich versucht ein Bild unserer modernen Welt in den Alpen zu zeichnen. Dazu gehört auch die Möglichkeit mit Moslems in Kontakt zu treten, und dazu gehören auch islamische Attentate als mögliche Todesursache.
Thomas Prenn als Hauptdarsteller trägt den Film. Glück oder das Ergebnis akribischer Suche?
Thomas hat mich gleich bei unserer ersten Begegnung vor 3 Jahren tief berührt, und ich habe die Geschichte genau auf ihn, und auf seine wunderbare Aura zugeschnitten.
Welche weiteren Etappen stehen für „Hochwald“ an?
Als nächstes wird es eine Festivaltour geben, welche mich z.B. nach Tallinn in Estland führen wird, die Schweizer Weltpremiere war ja in Kooperation mit dem Black Nights Film Festival dort. Kinostart ist für den 1.1.2020 anberaumt.
Gab es Glückwünsche aus Südtirol?
Ohja, sehr viele, und ich habe mich sehr darüber gefreut, vor allem über ehemalige Mitschüler und Jugendfreunde.
Wann wird es die heiß ersehnte Südtirolpremiere von „Hochwald“ geben?
Ich glaube Mitte Jänner…
https://www.youtube.com/watch?v=tOn9dJ8AiqU
Evi Romen,
geb. 1967 in Bozen, Konservatorium, Matura, Fotografie Salzburg, Kamera und Schnitt Filmakademie Wien, lebt in Wien. Seit 1990 Editorin, seit 2017 Drehbuchautorin, seit 2019 Regie.
Bis 1997 Literaturpreise, 2011 und 2016 Preis als Editorin, 2017 Drehbuchpreis, 2020 Preis für Regie.
Das Kino braucht euch: Filmtipps
„Sigmund Freud – Jude ohne Gott“ (interessante Doku, nur diese Woche)
„Letizia Battaglia – Shooting the Mafia“ (nur MI, Female Views)
„Lacci“ (Spielfilm)
„Undine“ (SA, SO Kaltern)
„Aida“ aufgezeichnet aus der Met, New York, (nur SA)
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