„Sagenhafte Bergwelt“
Am dritten Tag des Trail-Laufs entlang der historischen Grenze zwischen Italien und Österreich ging es für die internationalen Topathleten am Donnerstag von Dogna zum Kreuzbergpass in Sexten.
Höhepunkt war am Nachmittag die Begegnung des Sextner Dorfchronisten Rudolf Holzer mit Daniel Jung und Laura Dahlmeier, der die Spitzensportler am Helmhaus mit interessanten Anekdoten begeisterte und ihnen unter anderem erklärte, warum Sexten und Innichen trotz Londoner Geheimvertrag eigentlich gar nicht zu Italien gehören dürften.
Marco De Gasperi (Bormio) und Daniel Jung (Vinschgau) nahmen am Donnerstag den ersten Teil von Dogna über Pontebba zum Lanzenpass in Angriff. Das Duo bewältigte dabei etwas mehr als 28 Kilometer und rund 2000 Höhenmeter. Hannes Namberger (Ruhpolding) und Laura Dahlmeier (Garmisch-Partenkirchen) trugen den Staffelstab auf einer ähnlich langen Distanz (1400 hm) zum Plöckenpass, wo Hannes Perkmann (Sarntal) und Jakob Hermann (Werfenweng) übernahmen.
Ihr 26,5 Kilometer langes Teilstück mit 2300 Höhenmetern endete beim Rifugio Sorgenti del Piave. Den vorletzten Teil der Etappe (16,1 km/647 hm) bis zur Malga Londo bewältigte das Duo Tom Wagner (Graz)/Martina Valmassoi (Pieve di Cadore), ehe Eva Sperger (München) und Ina Forchthammer (St. Johann) bis zum Kreuzbergpass und somit zum Ende des Teilstücks liefen (24,5 km/1200 hm).
Am Helmhaus, wo vor mittlerweile fast vier Wochen das Kick-Off-Event des AlpFrontTrails stattgefunden hatte, erwartete zwei Topathleten der kulturelle, bzw. geschichtliche Höhepunkt des Tages. Sextens Dorfchronist Rudolf Holzer begeisterte Laura Dahlmeier und Daniel Jung mit interessanten Fakten zu den Kriegshandlungen in und um Sexten. „Laut Londoner Geheimvertrag müssten Sexten und Innichen zu Österreich gehören, denn der Sextner Bach und die Drau münden ins Schwarze Meer und nicht in die Adria. Italien hat aber sehr schnell erkannt, dass es dann zwei leicht zugängliche Grenzen hätte und errichtete die Grenzkonstruktion schließlich so, dass es nur mehr von einer Seite leicht zugänglich war“, sagte Holzer.
Sexten fast vollständig zerstört
Gleichzeitig betonte der Dorfchronist, dass Sexten was die Zerstörung angeht von allen Tiroler Ortschaften am härtesten getroffen wurde. „Der Winter 1916/17 war der allerhärteste in der Geschichte mit minus 37 Grad Celsius und insgesamt 20 Metern Neuschnee. Sexten war in jener Zeit menschenleer, da die Bewohner nach Niederösterreich geflüchtet waren. Die Dächer brachen unter der Last zusammen. Schaden richteten aber auch die Soldaten an: auf italienischer Seite durch den Beschuss, auf österreichischer, weil sie das in den Häusern vorhandene Holz wie etwa die Täfelungen zum Heizen verwendeten“, so Holzer.
Laura Dahlmeier zeigte sich vom landschaftlichen Wechsel begeistert: „Ich kenne die Dolomiten aus Kindertagen und es ist einfach phantastisch laufend in dieser sagenhaften Bergwelt unterwegs zu sein und den geschichtlichen Hintergrund erfahren zu dürfen.“ Daniel Jung unterstrich hingegen die grandiose Stimmung im Team. „Wir wachsen von Tag zu Tag noch enger zusammen und wir harmonieren wirklich gut. Besonders gefallen hat mir der Start am Meer, aber natürlich ist es auch phantastisch jetzt in der Region 3 Zinnen Dolomiten unterwegs zu sein“, so der Trail-Läufer aus dem Vinschgau.
Durch die Front-Linie der Dolomiten bis zum Passo Valles
Der Grenzlauf Alpfronttrail wird am Freitag mit der vierten Etappe fortgesetzt. Von Sexten geht es für die Trail-Läufer aus Österreich, Deutschland, Italien und Südtirol zum Rifugio Auronzo, weiter zum Misurina-See, über den Passo Tre Croci bis nach Cortina d’Ampezzo. Anschließend stehen der Passo Falzarego, der Passo San Pellegrino und schließlich der Passo Valles an, wo sich das Ziel dieses 104,1 Kilometer langen Teilstücks mit 7572 positiven Höhenmetern befindet.
Der AlpFrontTrail, aus einer Idee von Philipp Reiter (Bad Reichenhall) und Harald Wisthaler (Innichen) entstanden, wird von engagierten Partnern unterstützt, darunter Suunto und die Ferienregion 3 Zinnen Dolomites. In den sozialen Medien kann der AlpFrontTrail auf den Kanälen von Suunto live mitverfolgt werden. Ziel des Grenzlaufs ist es, die Einheit und Freiheit Europas zu feiern und die historische Tragödie der Teilung und des unnachgiebigen Nationalismus zu beobachten. Mit dem Lauf auf dieser einstigen Trennungslinie wollen die Athleten an die Bedeutung der Einheit und des gemeinsamen kulturellen Erbes Europas erinnern.
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