Der Magnago-Parcours
Am Silvius-Magnago-Platz wird ein historischer Parcours geschaffen, mit dem die Vita Magnagos und die Geschichte der Autonomie dargestellt werden sollen.
Mit Beschlussantrag Nr. 901/18 wurde die Südtiroler Landesregierung vom Landtag beauftragt am Silvius-Magnago-Platz einen historischen Parcours anzudenken und umzusetzen, mit dem anhand von der Vita Magnagos auch die Geschichte der Autonomie dargestellt werden soll.
Für diesen Zweck wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet und wurden 400.000 Euro bereitgestellt, wie LH Arno Kompatscher berichtete.
Der Arbeitsgruppe gehören folgende Personen an (alphabetische Reihenfolge): Andrea di Michele – Historiker, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Freien Universität Bozen mit Schwerpunkt Zeitgeschichte, Verena Malfertheiner – Kunsthistorikerin und Museumsvermittlerin, Hans Karl Peterlini – Historiker, Universitätsprofessor an der Universität Klagenfurt, Josef Rohrer – Autor, Journalist und Ausstellungsgestalter, Martha Stocker – Historikerin, Präsidentin der Silvius Magnago Stiftung (ehrenamtliche Mitarbeit). Mit der Ausstellungsgestaltung wurde die Firma DOC aus Bozen betraut – Art Director Alessandro Gatti.
Angelika Fleckinger, Direktorin der Landesmuseen, welche die Arbeiten koordiniert, erklärte, das Projekt sei für Schulen, aber auch Passanten gedacht, es bestehe aus einem Parcours mit den Stationen der Autonomie, wobei man noch genügend Platz für Veranstaltungen lassen wolle. Wie Alessandro Gatti erklärte, enthielten die dunkelroten Elemente Texte hinter Glas. Jedes Element sei anders gestaltet, um die Betrachter nicht zu langweilen. Die Texte ließen sich auch anhören.
Dem Wunsch des Landtags entsprechend soll ausgehend von der Vita Silvius Magnago die jüngste Geschichte Südtirols für unterschiedliche Zielgruppen aufbereitet werden. Schwerpunkt im Erzählstrang ist die Entwicklung hin zur Autonomie und die Besonderheiten, die Südtirol diesbezüglich aufweist: Proporz, Zweisprachigkeit, Finanzautonomie, Identität, Raumordnung. Es wird aber auch auf Kritik und Grenzen der Autonomie eingegangen, berichtete Fleckinger. Der Zugang zum Thema ist ein zeitgenössischer – sowohl vom Inhalt als auch von der Gestaltung her. Die Umsetzung schließt multimediale und multisensorische Elemente ein, die es erlauben auf unterschiedlichen Vertiefungsebenen mit BesucherInnen in Kontakt zu treten. Ergänzt wird der Ausstellungsparcours durch eine Lichtinstallation.
Der Zeitplan für die Umsetzung musste Corona bedingt verschoben werden. Die ursprüngliche Eröffnung des Parcours war als Programmpunkt der Gedenkfeier zum 10. Todestag von Silvius Magnago angedacht (23. Mai 2020). Der Festakt wurde um ein Jahr verschoben, so dass auch der Ausstellungsparcours im Mai 2021 eröffnet werden soll.
Andreas Leiter Reber (Freiheitliche) begrüßte, dass man auf diesem “politischen Platz” auch die Passanten ansprechen wolle. Man dürfe aber nicht aussparen, dass die Autonomie nicht das Ende der Entwicklung sei.
Riccardo Dello Sbarba (Grüne) betonte, dass jedes der dargestellten Einzelthemen von verschiedenen Seiten gesehen werden könne und dass die Realität in Bewegung sei. Auch das müsse mitgeteilt werden. Die Ausstellung sollte nicht Selbstdarstellung sein, sondern eine kritische Auseinandersetzung ermöglichen. Dello Sbarba fragte, wer die Ausstellung langfristig betreuen werde.
Brigitte Foppa (Grüne) gefiel die Anordnung der Elemente. Man sollte den Besuchern auch die Möglichkeit geben, ihre Eindrücke zu hinterlassen. Die Paneele sollten auch für kleine Mitbürger lesbar sein. Inhaltlich merkte Foppa an, dass auch die Grauzonen sichtbar sein sollten, etwa die Interethnischen. Ebenso sollte festgehalten werden, dass es drei getrennte Schulen gebe.
Alessandro Urzì (L’Alto Adige nel cuore – Fratelli d’Italia) wies auf den derzeitigen Zustand des Platzes hin, der teilweise auch als Latrine benutzt werde. Auch die gefalteten Paneele könnten zu solchem Missbrauch verleiten. Und dafür habe man dann 400.000 Euro ausgegeben. Es sei schwer, ein Urteil über ein Jahrhundert abzugeben, daher betrete auch diese Ausstellung schwieriges Terrain.
Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) fragte, ob das Spiegelglas der Paneele die Lesbarkeit ermögliche bzw. ob es in der Sommerhitze ertragbar sei und ob die Technik auf dem Stand gehalten werden könne. Die Identität spiele eine zentrale Rolle, auch auf individueller Ebene, daher sollte sie nicht mit einer Zitatensammlung abgehandelt werden. Ebenso sollte die Schutzmachtfunktion Österreichs nicht nur am Rande erwähnt werden.
Form und Farbgebung gefielen ihm sehr gut, erklärte Hanspeter Staffler (Grüne). Das Spiegelkonzept sei schlüssig, es tue immer wieder gut, in den Spiegel zu schauen. Der Parcours zeige auch optisch Sonn- und Schattenseiten. Schade, dass die Abgeordneten nicht vorab informiert worden seien.
Franz Ploner (Team K) fand ebenfalls Gefallen an den Stelen. Er würde sich aber auch Ruheplätze und etwas Grün auf dem Platz wünschen. Der Parcours höre 1992 auf; man sollte eine Stele für Ergänzungen frei lassen. Es bräuchte auch einen Raum für Schulklassen, um danach über das Gesehen zu sprechen.
Josef Unterholzner (Enzian) sah die acht roten Stelen wie eine Faust aufs Auge. Südtirol hätte genug herzeigbare Materialien. Acht solche Kuben seien etwas wenig für 400.000 Euro.
Helmut Tauber (SVP) gefiel der Ansatz sehr gut. Südtirol habe viele Museumsgebäude, umso besser finde er das Museum im Freien. Diese Ausstellung lasse sich auch in die Klassenbesuche im Landtag einbinden. Wie viele Museen sei auch dies eine Produktion, die sich weiterentwickeln müsse.
LH Arno Kompatscher präzisierte, dass er das Projekt erst gestern präsentiert bekommen habe. Bezüglich Vaterschaft erklärte er, dass der Landtag diesen Auftrag erteilt habe. Die Situation auf dem Magnagoplatz sei derzeit absolut unbefriedigend, was die öffentliche Sicherheit betreffe, aber es wäre das falsche Signal, nun zu kapitulieren. Man wolle für mehr Sicherheit auf dem Platz sorgen.
Alessandro Gatti erläuterte die technische Beschaffenheit der Elemente. Die Inhalte könnten aus der Ferne gesteuert werden, die Materialien seien so ausgewählt, dass sie verschiedenen Witterungen standhielten. Die Spiegelung schaffe einen Dialog mit dem Platz, die Wahrnehmung ändere sich mit der Reflektion an den Gebäuden.
Martha Stocker versicherte, dass man die heutigen Anregungen aufnehmen werde. Inhaltlich werde man die Themen nicht nur von einer Seite beleuchten, die Schatten- und die Sonnenseiten der Autonomie sollten hervortreten. In der Säule 9 werde Alfons Benedikter zitiert, dem die Umwelt und die Ethnie sehr wichtig war, und man zeige auch, wie sich das weiterentwickelt habe. Stocker erinnerte daran, dass der Landtag diesen Beschluss einstimmig gefasst habe. Hinter dem Parcours stehe ein sehr großer technischer Aufwand, was auch die genannte Summe rechtfertige. Auch die “Sprachgruppe dazwischen” werde berücksichtigt. Diese Ausstellung sei auch die Antwort auf die zeitweilige Vernachlässigung, die der Platz zeige. Man habe an die Schulen und an das Laufpublikum gedacht, aber man könne nicht erwarten, dass jeder stehen bleibe. Bei der Identität habe man Vereine und Verbände mitgenommen, die ein wichtiger Bestandteil derselben seien. Stocker griff auch die Anregungen zur Einbindung der Schulen auf.
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Kommentare (5)
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george
Was nützt der „Magnago-Parcours“, wenn in den Köpfen seiner Nachfolger doch recht wenig davon übrig geblieben ist. Ein „Benedikter-Parcours“ wäre da einschneidender und wichtiger zur Mahnung bestimmter Geister im Lande.
asterix
Ja, und ab der Ära Kompatscher wird wohl ein schwarzer Stein gesetzt werden.