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Der Wirt im Shitstorm

Foto: 123RF.com

Weil er einer Mutter nahelegte, sich beim Stillen in seinem Lokal zuzudecken, wird ein Wirt aus Vahrn im Netz heftig attackiert. Wie er sich verteidigt.

von Thomas Vikoler

Zu dem, was vergangene Woche in der Bar in Vahrn vorgefallen ist, gibt es zwei Versionen: Die einer jungen Mutter, die dort ihr Kind stillte. Und die des Wirts, der sie deswegen rügte. Am 25. September brach auf Facebook ein ungeahnter Shitstorm gegen ihn los, ausgelöst von einem zornigen Post der Mutter.

Mittlerweile gibt es über 1.300 Kommentare zu dem Fall, die meisten richten sich gegen den Wirt, rund 300 davon sind beleidigend oder untergriffig. Es gibt Boykottaufrufe gegen die Bar und auch das Einkaufszentrum in Vahrn, in dem sie sich befindet.

Es zeigt sich, welche Dynamik ein Missverständnis entwickeln kann. Und dass Stillen in der Öffentlichkeit offenbar ein gesellschaftlich heikles Thema ist.

Was war passiert?

Laut dem Post der Mutter wurde sie vom Wirt aufgefordert, sich beim Stillen ihres Kindes zuzudecken („ein tiachl drüber tian“). Der Wirt, Peter Niedermair, schildert die Szene etwas anders: „Ich habe der Frau, die ich persönlich kenne, nahegelegt, sich beim nächsten Mal, wenn sie in meinem Lokal stillt, zuzudecken, weil dies andere Gäste stören könnte“. Dies auch deshalb, weil sich die Mutter mit ihrem viermonatigen Kind am ersten Tisch nach dem Eingang befand. „In meinem Lokal stillen häufig Mütter ihre Kinder, es hat nie Probleme gegeben. Sie tun das an einem der hinteren Tische“, so der Wirt.

Die junge Mutter reagierte laut dem Wirt ungehalten auf seine Ermahnung, sie habe geschrien und Geldscheine in die Luft geworfen. Die Betroffene sagt, sie habe Niedermair lediglich gesagt, dass man merke, dass er selbst keine Kinder habe. Dann sei sie gegangen.

Was ihren Zorn offenbar endgültig entfachte und in den Facebook-Post mit dem Titel „Hausverbot wegen Stillen??!!“ mündete, ist ein Anruf Niedermairs eine Stunde später. Dieser habe sich über ihr Verhalten im Lokal beschwert. „Ich wollte klarstellen, was ich mit meiner Aussage im Lokal meinte“, so der Wirt. Er habe dabei, wie von der Angerufene auf Facebook insinuiert, aber kein Lokalverbot ausgesprochen. „Das ist gesetzlich gar nicht möglich“, sagt Niedermair, „mir wurde hier das Wort im Mund umgedreht“.

Die stillende Mutter schrieb schließlich in ihrem Facebook-Eintrag: Frauen hätten das Recht überall in einem Lokal zu stillen, wenn das Kind Hunger („hungo“) habe – ohne sich dabei zuzudecken oder in eine Ecke zu begeben.

Dann die zum Teil wüsten Kommentare im Netz: Der Wirt wird vielfach als „Oaschloch“ und Frauenfeind hingestellt, ihm der Ruin gewünscht und ein Flashmob vor dem Lokal im Vahrner Einkaufszentrum angekündigt.

Lediglich einige wenige Facebook-Kommentatoren empfehlen eine differenziertere Betrachtung des Vorfalles und wiesen darauf hin, dass auch Aussagen im Internet – als Verleumdung oder Beleidigung – strafrechtlich verfolgt werden könnten.

„Ich wurde heftig attackiert und kann erst einmal nichts dagegen unternehmen“, resümiert Niedermair, der kein eigenes Facebook-Profil hat.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (41)

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  • andreas

    Entspricht dem Zeitgeist, auch dass ein Mob jetzt gegen den Wirt wütet, unabhängig davon, ob dieser im Recht ist oder nicht.

    Eigentlich hätte der Hausverstand der jungen Frau sagen müssen, dass es nicht unbedingt nötig ist, sich so auf den Präsentierteller zu stellen.
    Wenn sie darauf besteht, aus welchen Gründen auch immer und auf ihr „Recht“, wobei sie auf Grund des Hausrechts des Wirtes eigentlich keines hat, besteht, sollte sie auch mit Kritik umgehen können und nicht den Wirt in dieser Form diffamieren.
    Wie es genau abgelaufen ist, werden wohl nur die beiden wissen, dass ein Wirt aber stillende Mütter grundsätzlich ablehnt, kann ich mir nicht unbedingt vorstellen.

    • genuaischgenua

      Kenne diesen Fall nicht, aber den Wirt schon. Kann diesbezüglich nur so viel sagen, dass uns besagter Herr auch einmal ziemlich angefressen hat, da ein Kleinkind mit den Schuhen kurz auf der Ratanmöbelsitzbank war. Wir sind seit dem Vorfall nie mehr in seiner Bar (damals noch in Bx) eingekehrt. Es gibt schon Art und Art gewisse Dinge mitzuteilen.

  • nochasupergscheiter

    Eines vorweg, ich liebe frauenbrüste und Frauen, bin also kein misogyn.

    Habe eine kleine Tochter, die meine Frau nicht gestillt hat weils nicht ging… und sie sich auch dagegen entschieden hat, wofür sie heftigst angefeindet wurde.
    Auch im Krankenhaus wurde sie links liegen gelassen und schräg angeschaut als meckermammi, was sie aufgrund einer Infektion fast mit dem Leben bezahlt hätte…
    Der Tochter geht es wunderbar, und sie war weit weniger krank als die ganzen stillkinder die wir kennen…

    Gott bewahre stillen ist sicher gut und notwendig, aber auch die stillmammis sollten wissen dass man mit dem stillen zu einer Zeit aufhören sollte.
    Sie sollen ja lt Kinderarzt die Kinder bis ins 6te Lebensjahr stillen, jedoch weiss jede alte Frau von früher, dass übermäßiges stillen weder mammi noch kind gut tut…
    OK ich schweife ab, wollte aber nur aufzeigen dass dieses gestille wohl ein emotionsgeladenes Thema ist…

    Ich finde es auch gut wenn die mammi versucht das gestille etwas abzudecken.
    Teilweise verlieren die Mamis hier wirklich jede Hemmung, es scheint mit sie wollen zeigen dass sie supermammis sind…
    Naja können Sie ja auch wenns sein muss mir egal.
    Jedoch sehe ich hier parallelen zu den Maskenverweigerern, ich finde die Maske auch nicht gut, aber aus Respekt vor der Gesellschaft benutze ich sie….
    Gerade bei eben Maskenverweigerern und stillmammis und auch z. B. Impfgegnern sehe ich aber dass hier der eigene Standpunkt heftigst und auch unter der Gürtellinie verteidigt wird….
    Also glaube ich lieber Wirt, nicht ganz ernst nehmen die Sache, hier kann man nicht dagegen reden und auch nicht gewinnen bei einer normalen Diskussion mit besten Argumenten…
    Der grossteil der Menschen schaut halt lächelnd zu und sagt nichts, weil er sonst von den stillmammis im offenen Kampf überrand wird…

    OK mein das jetzt alles nicht ganz ernst das gebe ich zu, aber etwas möchte ich schon noch sagen…
    Liebe mammis bitte stillt eure Kinder..
    Aber im Sinne eurer und der Kindergesundheit, sofern ihr keine Übermammis mit überkonstitution seid, stillt die kleinen ab bevor sie es checken, und sich wehren, und laut nach den brüsten der mammi rufend im vorschulalter durch die lokale laufen….
    Tschüss 🙂

  • 2xnachgedacht

    kronke gsellschoft…und wenn uanr nit checkt wos sie do tuat und bessr hinschaug, nor kriag er a anzeige wegn sexuellr belästigung odr zumindest kimp wiedr des suprwort sexistisch… zum ausdruck.

  • sorgenfrei

    Ich verstehe beide Seiten…. natürlich muss und darf gestillt werden… während dem kaffeetrinken muss ich aber nicht unbedingt eine stillende brust sehen… ich sehe das, wie das Niesen: da drehe ich mich ja auch weg und halte die hand vor die nase… also als Mutter sich diskret wegdrehen wenn möglich und wirklich ein Tuch drüber… damit können doch alle leben, oder? Abgesehen davon, dass ich als Mutter nicht so drauf erpicht wäre, dass jeder meinen stillenden Busen anstarrt? Auf der anderen Seite kann ich als Gast, der sich von einer stillenden Mutter gestört fühlt, doch einfach meinen Blick senken oder mich wegdrehen…. so schlimm ust das doch auch nicht?! Also wie man sieht, eigentlich viel Lärm um nichts… haben wir nicht größere Probleme in der Welt?

  • sorgenfrei

    @goggile: sie sind der beste beweis für ihre these, dass die welt den bach runtergeht? Sie werden doch nicht ehrlich stillen und v….. in der Öffentlichkeit gleichsetzen? Wie krank ist das denn?

  • sabine

    Der wirt hatte recht. Manche mütter haben keinen anstand mehr, rücken überall ungeniert ihren busen raus. Pfui!

  • sepp

    ziegs enk die maske über die augen es verklemmte typen in johr 2020

  • martp

    Der übliche Shitstorm des Mop’s. Pauschal den Wirt anfeinden weil so ein rücksichtsloses individuum meint, sie könne alles machen was und wo sie will. dass es andere auch stört ist ihr vollkommen egal. der dame müsste man einmal richtig die meinung sagen. zuerst tun was frau will, andere belästigen und obendrein noch rufschädigung betreiben. vielleicht ist eine anzeige wegen rufschädigung fällig.

    • genuaischgenua

      Rufschädigung? Sind Sie nicht ein wenig voreilig? Waren Sie dabei, dass Sie die Situation beurteilen können. Ganz ehrlich bei dieser Aussage: „Die junge Mutter reagierte laut dem Wirt ungehalten auf seine Ermahnung, sie habe geschrien und Geldscheine in die Luft geworfen“ kommen mir schon gehörige Zweifel. Und wenn man bedenkt, dass dies nicht der Aussage der Dame entspricht… sollte man zu mindest vorsichtig mit Rufschädigung in eine Richtung sein. Aber anscheinend haben Sie ihre Wahrheit schon gefunden..
      Ich kann Ihnen nur folgendes sagen, ich habe den Wirt persönlich kennengelernt und er hat mich in einer anderen Situation nicht freundlich auf aufmerksam gemacht, sondern richtig blöd angefressen.

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