Deutsch & Anti-Islam
Wenige Tage vor der Stichwahl geht Mitte-Rechts-Kandidat Roberto Zanin auf deutschsprachige Wähler zu. Und muss sich (teilweise) von einem anti-islamischen Plakat der Lega distanzieren.
Von Thomas Vikoler
Die Südtiroler Volkspartei forderte stets, dass ein Bozner Bürgermeister, mit dem sie einmal regieren sollte, auch Deutsch spreche. Die früheren Amtsinhaber Giovanni Salghetti Drioli, Luigi Spagnolli und der aktuelle Renzo Caramaschi mussten deshalb im Wahlkampf ihre besten Deutschkenntnisse hervorkramen.
Roberto Zanin, der Bürgermeisterkandidat von Mitte-Rechts, tut dies nun auch – obwohl die SVP für die Stichwahl am Sonntag offiziell Caramaschi unterstützt. In einem Video versucht Zanin nun deutschsprachige Wähler anzusprechen. Eine eher peinliche Angelegenheit. „Ich bin nicht von einem politischen Projekt getrieben, sondern will für die Stadt arbeiten“, sagt der 54-Jährige aus Eppan missverständlicherweise gleich zu Beginn seiner Video-Botschaft. Damit will er wohl ausdrücken, dass er kein Ideologe, sondern ein Macher sei. Ein politisches Projekt sollte ein künftiger Bürgermeister der Landeshauptstadt eigentlich haben. Dann spricht er von einem „Gefühl des Niederganges“, das sich in der Stadt breit gemacht habe. Eine Stadt, die Zanin – natürlich – „sicher und sauber“ machen will.
„Ich werde um jede Stimme kämpfen, auch um deutsche“, sagte Zanin zur TAGESZEITUNG, als bereits feststand, dass die SVP sich im Hinblick auf die Stichwahl nicht, wie von ihm erhofft, blockfrei verhalten würde.
Zanin muss nun allerdings einräumen, dass seine Deutschkenntnisse für ein Fernsehduell mit Caramaschi auf „RAI Südtirol“ reichen. Der benannte eine Person, die für ihn dort sprechen sollte bzw. bat um einen Verzicht auf das TV-Duell.
Dann gibt es eine zweite Schiene, die für Zanin nun zu einem echten Problem werden könnte: Die Lega, mit sieben Sitzen im Gemeinderat die größte Partei seines Bündnisses, hat nun ein Plakat in Umlauf gebracht, das – offenbar in einem Akt der Verzweiflung – die Anti-Islam-Karte spielt. Die Botschaft (allein auf Italienisch): „No a una Bolzano islamica“. Zuoberst am Plakat steht eine Frage: Wer ist für die Schließung von sechs offiziellen und nicht offiziellen Moscheen? Darunter Bilder von Caramaschi (mit einem Ja) und Zanin (mit einem Nein).
Während des gesamten Wahlkampfes waren die islamischen Gebetsräume bzw. Sitze von islamischen Kulturvereinen in Bozen kein Thema. Die Debatte fand vor mehreren Jahren unter der Regierung Spagnolli statt, als die Gemeinde mehrere Vereinssitze, die als Gebetsräume genutzt werden, genehmigte. Dann war zu diesem Thema, das die italienische (und deutsche) Rechte für ihre Wahlkämpfe nutzte, eigentlich Ruhe.
Roberto Zanin, der laut Lega-Plakat für die Schließung der sechs Sitze ist, distanzierte sich gestern auf seiner Facebook-Seite teilweise von diesem: Es handle sich um keine Position seines Bündnisses, die Religionsfreiheit müsse garantiert werden. Allerdings betont Zanin, dass die Stadt ein Reglement brauche, das die Nutzung von Kultstätten regle. Auch um „Garantien für ihr Lebensumfeld“ sicherzustellen.
Der Mitte-Rechts-Kandidat fürchtet offenbar, dass das Lega-Plakat moderate Wähler verschrecken könnte. Mit Sicherheit aber solche mit islamischen Hintergrund, die in der Landeshauptstadt nach vierjähriger Ansässigkeit wählen dürfen.
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Kommentare (21)
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andreas
Ein Fernsehduell in einer Sprache, welche man nicht wirklich beherrscht, ist doch Unsinn.
Klar kann man sich in seiner Muttersprache besser ausdrücken.
Glaube auch nicht, dass das Plakat große Auswirkungen auf den Wahlkampf hat.
Caramaschi zu unterstützen, war ein Fehler der SVP, der ist unwählbar, der soll in Rente gehen und gut ist.
Dann kann er ev. seine Familie schikanieren, aber nicht mehr die Bürger Bozens.
Ein Bürgermeister, welcher Bürger mit Kinder nur 100 m vom Haus gehen lässt, Hundebesitzer aber in einen Park, da die Hunde Auslauf brauchen, ist untragbar.
leser
Das ist doch komplett egal wer da oben sitzt
Denn die kugel wird ja nur hin und her geschoben
Der kern ist nur , dass ein gehalt von netto mind. 10.000 euro durchgereicht wird
Noch schlimmer wäre wenn ein walcher regieren würde
Als wadenbeisser macht er ja jetzt schon karriere
tiroler
Bozen wurde in den vergangenen Jahren ins Chaos regiert.
Die Stadt beaucht einen Verwalter mit Hausverstand, keinen der die Bürger schikaniert.
Caramaschi war sehr schlechr.
rumer
Bravo Andreas.
Die zweite Schiene stellt nur für linksgrüne Möchtegern-Burkiaträgerinnen ein Problem dar.
kritiker
Wer ist für die Schließung von sechs offiziellen und nicht offiziellen Moscheen? Darunter Bilder von Caramaschi (mit einem Ja) und Zanin (mit einem Nein). Genau umgekehrt ist es. Schlampig geschrieben
heinz
Religionsfreiheit wird in Italien von der Verfassung garantiert. Lächerlich, was die Rechte wieder einmal veranstaltet. Absolut unwählbar.
tiroler
Als die Verfassung geschrieben wurde war die z.Z. stattfindende Islamisierung undenkbar…
Nachdenken, dann schrei(b)en, Heinzilein!