Die neue Kury
2015 wurde Madeleine Rohrer von außen in die Stadtregierung berufen. Bei ihrer ersten richtigen Wahl erreichte die 37-Jährige sagenhafte 1.116 Vorzugsstimmen und ist damit Merans meistgewählte Gemeinderätin.
TAGESZEITUNG Online: Frau Rohrer, 2015 war die grüne Frontfrau Christina Kury mit 969 Vorzugsstimmen die meistgewählte Gemeinderätin in Meran. Mit 1.116 haben Sie Ihre nicht mehr angetretene Lehrmeisterin bei diesen Wahlen überholt. Bereit, in die Fußstapfen Ihrer Mentorin zu treten?
Madeleine Rohrer: In Christina Kurys große Fußstapfen zu treten ist schwierig, aber man kann daran wachsen. Ohne sie und Paul würde es mich in der Meraner Stadtpolitik nicht geben. Christina Kury hat sich als gute Strategin erwiesen. Vor fünf Jahren hat sie Paul erfunden, dann unsere Liste zusammengestellt und schließlich mit dazu beigetragen, dass ich von außen in die Stadtregierung berufen werde, als es für die Ausschussbildung eine Frau der deutschen Sprachgruppe brauchte.
Mit Ihrem Vorzugsstimmenergebnis haben Sie alle abgehängt. Hätten Sie sich so viel Zuspruch erwartet?
Nein, nicht in diesem Ausmaß. Aber ich habe mir darüber auch nicht so viele Gedanken gemacht. Mir war wichtiger, dass wir als Team gut abschneiden und eine starke Frau- und Mannschaft zusammenbekommen. Das ist uns auch gelungen. Die Hälfte sind Frauen, was man von allen anderen Parteien nicht behaupten kann. Das entspricht dem inklusiven sprachgruppenübergreifenden Programm, für das wir stehen.
Viele mögen Sie, andere können mit Ihrer Umweltpolitik gar nichts anfangen. Warum polarisieren Sie so?
Ich gehe unangenehme Themen wie den Verkehr an und mache mir keine Sorgen, wenn ich deswegen anecke. Meran steht nun mal im Stau und ich versuche, das Problem durch mehr Öffis und mehr Fahrradmobilität zu lösen. Maßnahmen wie höhere Parkplatzgebühren oder eine Vorzugsschiene für Radwege sind nicht immer beliebt. Aber bei aller Polarisierung wissen die Bürger, woran sie bei mir sind. Ich vertrete eine nachhaltige Verkehrspolitik.
Klima- und Umweltschutz sind offensichtlich Themen, die die Meraner dann doch als wichtig einstufen?
Ja, vor allem bei den jungen Leuten sind diese Themen präsent. Corona hat das Ganze etwas gedämpft, aber diese Welle wird wiederkehren. Meran muss sich dem Klimawandel anpassen.
Am 4. Oktober finden die Stichwahlen zwischen Paul Rösch und Dario Dal Medico statt. Wie wird sich die SVP verhalten?
Ich kann nur hoffen, dass die Meranerinnen und Meraner wählen gehen. Das Wahlrecht mussten vor allem wir Frauen uns lange erkämpfen.
Interview: Karin Gamper
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