„Etliche ungewöhnliche Filme“
ZeLIG-Absolvent Erald Dika gewinnt für seinen Dokumentarfilm den wichtigsten deutschen Nachwuchspreis.
von Renate Mumelter
Wir sind die Besten. Diesmal sei der Spruch erlaubt, denn ZeLIG hat wieder einmal prima abgeschnitten. Mit seinem Abschlussfilm „Neverland“ gewann Erald Dika den First-Steps-Preis für den besten Dokumentarfilm. Dieser Preis gilt als größter Nachwuchspreis. Vor 21 Jahren wurde er von Bernd Eichinger, Stefan Aust, Nico Hofmann u.a. begründet. Getragen wird er von der Deutschen Filmakademie, Pro7, Sat1, UFA, Warner Bros., BR, RBB. Teilnahmeberechtigt sind Abschlussfilme aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol.
„Etliche ungewöhnliche Filme“ habe ZeLIG eingereicht“, schrieb die Jury in ihrer Begründung. „Neverland“ sei ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm, „ein ungeschliffener Hybrid“, bei dem sich Erald Dika traut „filmische Genregrenzen zu überschreiten“. Er mischt Gespräche aus der Jetztzeit mit Archivaufnahmen und Spielszenen, und erzählt so von einem fast übersehenen Kapitel aus der neueren Geschichte Albaniens, dem Lotterieaufstand oder Pyramidenaufstand. Der brachte das Land 1997 an den Rand des Bürgerkriegs. Heute spricht niemand mehr darüber. Das findet Dika nicht so gut.
Die sozioökonomische Krise trieb die Menschen damals dazu, alles in Pyramidenspiele zu investieren bis zum Ruin. Und dann waren rasch die Waffen zur Hand.
Dika erlebte das als Neunjähriger mit. Er erinnert sich vor allem an die Stimmung. Seinen Freunden und Freundinnen von damals ergeht es gleich. „Mir war es wichtig zu zeigen, wie der Alltag aussah, wie die Menschen miteinander lebten“, sagt er. Dazu genügte es nicht, teure Archivbilder auszugraben. „Da werden nur die großen Vorkommnisse festgehalten, die sind irgendwie bürokratisch“.
Dika entschloss sich dazu, das Früher in Spielszenen näher zu bringen. Dafür engagierte er Laien und Profis. In Interviews lässt er die Freunde von früher zu Wort kommen. „Damit wollte ich zeigen, dass sich Albanien in der Zwischenzeit geändert hat“.
Aus dieser Mischung einen spannenden und aufschlussreichen Dokumentarfilm zu machen ist wahrlich nicht einfach. Dika hat’s geschafft und er hat es geschafft, die Menschen wieder zum Reden zu bringen über diese tot geschwiegene Zeit.
Zu ZeLIG ist Dika nach dem Abschluss seines Filmstudiums an der Sapienza in Rom gekommen. Er wollte die Praxis kennenlernen. Ohne große Hoffnung meldete er sich 2016 zur Aufnahmeprüfung an, und es klappte. „Das Studium an der ZeLIG war eine einzigartige Erfahrung“, sagt er. Er arbeitet weiter im Bereich Film. Durch ZeLIG habe sich ein wunderbares Netzwerk aufgetan.
Ganz wichtig ist es Erald Dika auch, dem Team zu danken. Dazu zählen neben ZeLIG Simone Endrizzi (Kamera), Gabriella Cosmo (Ton) und die Darsteller Ervin Doda, Dionis Marku, Mateo Çili, Vladimir Doda, Ismet Zusi.
Wann der 80-minütige „Neverland“ in Bozen zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt.
Filmtipps
DOLOMITALE in Gröden
- Wettbewerb um den besten Südtiroler Kurzfilm (SA 14h, 18h, 22h Siegerehrung)
- „Ein verborgenes Leben“ (A Hidden Life) von Terrence Malick (174 Min.) über den Fall Jägerstätter, gedreht in Südtirol. Q&A mit Regieassistentin Lisa Maria Kerschbaumer (SO 15.30h)
- „Un confine incerto“ von Isabella Sandri (118 Min.,) Q&A mit Isabella Sandri (SO 18.30h)
Filmclub Bozen
- „Undine“ von Christian Petzold
- „Miss Marx“ von Susanna Nicchiarelli (Venezia 2020)
- „Tvano Nebus“ und „Non odiare“ (Settimana dell Critica) MO
- „Paolo Conte, Via con me“ von Giorgio Verdelli DI, MI
Cineplexx
- „Padre Nostro“ mit Pierfrancesco Favino (Coppa Volpi, Venezia 2020)
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