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Die Macht der 3.000

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Über 3000 Lehrkräfte haben die „Petition Lehrerwunderland Südtirol“ unterzeichnet. 40 Prozent haben sich nicht getraut, ihren Namen öffentlich zu machen.

„Jetzt warten wir auf ein Terminangebot der Landesregierung“, sagen Markus Klammer und Florian Leimgruber von der Lehrerinitiative Südtirol.

Die Lehrerinitiative Südtirol hat die Petition „Lehrerwunderland Südtirol“ abgeschlossen und zieht Bilanz.

Die „Petition Lehrerwunderland Südtirol“ sei  die Reaktion der Lehrberufe auf den schon länger spürbaren Stillstand in der Bildungspolitik gewesen, schreiben Klammer und Leimgruber. „Es ist eine Reaktion, welche aufrüttelt und klare Botschaften sendet: an die Adressaten und verantwortlichen Institutionen in Politik, in Schule und Bildung. Und es ist ein Aufschrei in einer Klarheit, den wir Initiatoren uns nicht erwartet hätten.“

Es mag der ambivalente Titel gewesen sein, auf den 3015 Unterzeichnende reagiert haben, vermuten die Initiatoren.

Seit vergangenem Sonntag ist die Zeichnungsfrist abgelaufen, und die Unterzeichnenden, großteils sind es in Dienst stehende Lehrkräfte der Grund-, Mittel- und Oberschulen, erklärten mit ihrer Unterschrift ihren Protest mit den Arbeitsbedingungen im Schulbetrieb. Aber die Forderung, endlich für die Lehrberufe einen gerechten und fairen Arbeitsvertrag mit angepassten Löhnen zu verhandeln, sei nur eines der Anliegen. Daneben geht es um den geringen Stellenwert der Bildung in einer Wohlstandsregion, die sich für den begehrtesten Lebensraum Europas hält, so die Initiatoren.

Ein interessanter Aspekt: Bei weitem nicht alle Unterzeichner wollten mit vollem Namen aufscheinen.

Ein Auszug aus der Aussendung von Markus Klammer und Florian Leimgruber:

3015 Lehrkräfte: das sind mehr als 60 Prozent der im Schuldienst Beschäftigten. Auffällig sind die zahlreichen Kommentare und Hinweise auf die persönliche Betroffenheit, auf Resignation und Verbitterung; 85 Prozent geben die Geringerbewertung der Bildungsarbeit als Grund für den Missstand an. Bemerkenswert ist der hohe Anteil von 40 Prozent, der mit „nicht öffentlich“, also ohne sichtbare Nennung des Namens, unterschreibt. Die in Anspruch genommene schamhafte Anonymität deutet darauf hin, dass sich viele nicht als Akteure in einem Arbeitskampf betrachten, sondern als gering geschätzte Angehörige einer Berufsgruppe im Zentrum der Gesellschaft, deren Beitrag für die Kollektivität aber nicht angemessen anerkannt wird. Eine Sorgeleistung zudem, die sehr einseitig und ungleich auf die Geschlechter verteilt ist, nämlich zur übergroßen Mehrheit auf Frauen.

Diese Petition enthält das Material für eine Fallstudie über eine Gesellschaft im Wandel. Es sind die Verhältnisse der Ungleichheiten und Disparitäten unter dem Dach einer autonom verwalteten Region. Dem seit über zehn Jahren konstant steigenden Landeshaushalt in einer prosperierenden Wirtschaftsregion steht ein seit langem geradezu gleichbleibendes Budget für Bildung und Schule gegenüber. Das bedeutet Stagnation bei steigenden Anforderungen und Aufgaben, die der Schule übertragen werden.

Seit der Wiedereröffnung vor drei Wochen melden sich zahlreiche Schulen mit Erfahrungsberichten zu Wort, und wir Initiatoren der Petition erhalten ernüchternde Rückmeldungen aus allen Teilen des Landes. Die Kritiken richten sich nicht gegen die Maßnahmen zur Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheit, sondern gegen die aktuellen Auswirkungen der öffentlichen Sparmaßnahmen im Schul- und Bildungsbereich.

Empörend sind der eingezogene Deckel bei den Ausgaben für Personal und die abgelehnte Rückerstattung der Ausgaben für digitale Medien an die Lehrkräfte. Seit dem Sommer ist im Bereich Digitalisierung der Schule kaum etwas geschehen. Viele Schulen sind nach den Spesen für COVID-Maßnahmen und den Stornogebühren für die außerschulischen Aktivitäten im Frühjahr pleite und erleben die Folgen aus dem Notprogramm der Schule im Ausnahmezustand. Nicht selten bringen Lehrer ihre privaten Laptops mit, damit die Videokonferenzen von der Schule aus funktionieren, oder sie halten sie gleich von ihrem Wohnzimmer aus. Sparbetrieb also, und dann ganz zu schweigen von den weitreichenden Einsparungen in allen Bereichen der schulischen Aktivitäten in den vergangenen Jahren.

Als ziemlich unbrauchbar sind die angekündigten Rezepte aus der Bildungspolitik und Bildungsdirektion in der Schulwelt aufgenommen worden. Während Landeshauptmann Kompatscher auf allgemeine Durchhalteparolen in der Corona-Krise setzt und den Griff von Gutverdienern in den Notfall-Hilfstopf bagatellisiert, ist bei Landesrat Achammer der Spagat zwischen Wirtschaft und Bildung längst gerissen. Auch Notlügen wie jene der Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner sind zurückzuweisen, weil sie die komplexe Realität verleugnen. Der höchste pädagogische Zielwert liegt für sie in der Frage: ,Wie geht es den Kindern und Jugendlichen? Was könnten die jetzt brauchen?‘, um dann zu erklären: ,Die Reduktion auf das Wesentliche hat nicht geschadet.‘

Das ist das ,Lehrerwunderland Südtirol“‘, das die Lehrberufe einem vielfältigen Anpassungsdruck aussetzt. Einerseits erwartet man die Arbeit an der Umsetzung von Lernutopien wie Individualisierung und Chancengleichheit, anderseits ignoriert man, dass mit dem Schönreden Bildungsqualität eingespart wird. In diesem System bräuchte es schließlich couragierte Schulgewerkschaften, von denen sich die Lehrerschaft nicht verraten zu fühlen braucht.

Am 20. September ist die Zeichnungsfrist der Petition abgelaufen. Seither warten 3015 Unterzeichnende zusammen mit den Initiatoren der Lehrerinitiative Südtirol auf ein erstes Signal der Südtiroler Landesregierung und ein Terminangebot. Geplant ist, dass eine Delegation die Ergebnisse und Dokumentation der Petition den Adressaten, dem Landeshauptmann Arno Kompatscher, den Landesräten für Schule und Kultur Philipp Achammer und Giuliano Vettorato und den drei Bildungsdirektionen überreichen darf.“

 

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Kommentare (13)

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  • robby

    Was sind die Lehrer doch für Duckmäuser geworden. 40% der 60% die sich überhaupt getraut haben den Mund aufzumachen sind zu feige, persönlich hinter ihren absolut berechtigten Forderungen zu stehen.
    So gewinnt man keine Konfrontation mit politischen Entscheidungsträgern liebe Lehrer. Wenn ihr von euren Forderungen überzeugt seid dann steht auch mit eurem Namen dazu.

  • robby

    @summer, war selber Lehrer (Supplent) aber trotzdem haben wir uns immer getraut den Mund aufzumachen. Arbeitskämpfe sind nun mal Konfrontation mit den Entscheidungsträgern. Ich war viele Jahre auch Personalchef und als solcher akzeptiert man unentschlossene Softforderungen nie. Erst wenn es hart kommt gibt man nach.

  • unglaublich

    Der Spruch „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren“ stimmt leider für die Lehrer, vorallem bezogen auf die letzten 15 Jahre. Die Lehrer selber, aber auch die Gewerkschaften haben nicht gekämpft und damit dem eigenen Berufsstand und der Bildung einen schlechten Dienst erwiesen.

  • olle3xgscheid

    Jeder Berufsstand hat den welchen er sich verdient und erarbeitet hat!!!!! Sie dürfen liebend gerne dies einmal in der Gastronomie versuchen 😉 von wegen atypischen Arbeitsverhältnissen und eigen Laptop, einfach traurig…….

  • sepp

    wen wunderts mit so an schuilandesrat der herr müsste selber nch in die ausbildung mit so oan konnsch nix onfangen

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