Die Alarmstimmung
Die Tiroler Wirtschaft ist nach der Corona-Warnung aus Deutschland in Alarmstimmung. Der Tenor: Die Fallzahlen müssten so schnell wie möglich gesenkt werden.
Die Spitzenvertreter des Tiroler Wirtschaftsbundes befinden sich nach den jüngsten Entwicklungen – vor allem nach der Reisewarnung aus Deutschland – mit Blick auf die kommende Wintersaison im Krisenmodus und tagten dazu am Samstag in Innsbruck.
Neben weiteren Unterstützungen für Betriebe fordern sie auch einen raschen Schulterschluss innerhalb der Bevölkerung. Der Tenor: „Die drastischen Maßnahmen helfen uns nur dann, wenn wir als Tirolerinnen und Tiroler jetzt in Sachen Disziplin alle an einem Strang ziehen!“
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser betont, dass die aktuelle Reisewarnung „natürlich eine Katastrophe ist – nicht nur für Hotellerie und Gastronomie, sondern auch für andere Branchen wie den Handel, die Sorge haben, dass die Gäste jetzt ausbleiben“.
Schon die Vorverlegung der Sperrstunde habe verständlicherweise für Unmut gesorgt. Ziel von allen Maßnahmen müsse es jedoch sein, die Infektionszahlen so rasch wie möglich zu senken. „Wichtig ist es, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, um von Reisewarnungen schnell wieder verschont zu sein. Zudem brauchen wir jetzt wieder frische finanzielle Unterstützung mit maximaler Flexibilität für unsere Unternehmen. Daneben bitten wir die Bevölkerung, sich noch konsequenter als bisher an die Abstands- und Hygieneregelungen zu halten. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem wir alle zusammenhalten müssen“, so Walser.
Tirols Wirtschaftsbundobmann NR Franz Hörl erklärt, dass das vorbereitete Sicherheitskonzept für den Wintertourismus gerade jetzt von besonderer Bedeutung ist. „Es braucht ein Maximum an Sicherheit, um jene Menschen von einem Urlaub in Tirol zu überzeugen, die einreisen dürfen und möchten. Unsere Konzepte haben schon im Sommer gegriffen. Kein einziger Corona-Fall stand mit dem Seilbahnbetrieb in Tirol in direkter Verbindung. Wir brauchen jetzt Disziplin und eine finanzielle Kompensation für Unternehmen, ähnlich der Phase während des Lockdowns im Frühjahr. Wir müssen jetzt helfen, sonst wird es ziemlich dramatisch“, so Hörl, der dabei eine Verkürzung des AMS-Frühwarnsystems sowie die rasche neuerliche Information zum Kurzarbeitsmodell als wichtige Maßnahmen nennt.
Auch Spartenobmann LAbg. Mario Gerber spricht von einer dramatischen Situation. „Die Reisewarnung aus Deutschland ist ein harter Schlag. Einerseits werden Buchungen storniert, andererseits möchten Gäste ausreisen. Dabei gilt unverändert, dass Tirol ein sicheres Urlaubsland ist, in dem man die alpine Natur in Form vielerlei Aktivitäten ungefährdet genießen kann. Hinzukommt, dass in unseren Betrieben seit Monaten die Mitarbeiter regelmäßig getestet werden und Urlauber sich somit in ihrer Unterkunft sicher fühlen können. Doch die Corona-Ampel mit undifferenzierter Bezirksschaltung und dem für Tirol ungünstigen Schwellenwert spiegelt die Situation nicht korrekt wider“, verweist Gerber auf das Ampelchaos.
Für den WK-Obmann der Gastronomie, Alois Rainer, ist die neue Entwicklung ein weiterer Rückschlag nach bereits monatelangen Einschränkungen, von denen die Branche ohnedies bereits betroffen war. „Uns helfen jetzt nur noch Entschädigungsmodelle für Betriebe, die teilweise langsam am wirtschaftlichen Ende stehen.“ Wichtig sei, jetzt unterschiedliche Modelle zu entwickeln, denn ein Imbissstand an der Straßenecke sei nicht mit einem Haubenlokal zu vergleichen – „Unterstützung brauchen aber alle!“
Der Herbst als Zwischensaison sei eine wichtige Phase für die Gastronomie. „Mit der Sperrstundenregelung und den weiteren Einschränkungen wird ein sinnvolles Wirtschaften enorm schwierig. Ich verstehe die Maßnahmen, um die Senkung der Infektionszahlen zu erreichen. Wirtschaftlich wird es aber für viele eng werden. Daher ist ein auf Tirol zugeschnittenes Entschädigungsmodell unabdingbar“, so Rainer.
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Kommentare (9)
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heinz
Wie war das nochmal mit der hochgelobten Kurzschen Coronapolitik?