Coronakrise als Chance
Auf der 28. Vollversammlung des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit wurde ein neuer Ausschuss gewählt.
Dieser bestimmt nun einen neuen Vorsitzenden, da sich der amtierende Präsident Martin Telser nach zwei Amtsperioden als Vorsitzender und insgesamt 18 Jahren Mitarbeit im Ausschuss nicht mehr zur Wahl gestellt hatte.
Am 25. September 2020 hat im Pastoralzentrum in Bozen die 28. Vollversammlung des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit stattgefunden. Dort wählten die Delegierten der derzeit 59 Mitgliedsorganisationen einen neuen Ausschuss: wieder bestätigt wurden Anna Faccin, Alfred Ebner, Dorotea Postal, Enrico Lampis, Irmhild Beelen, Stefan Hofer, Rudi Schönhuber.
Neu gewählt wurde Roberta Rigamonti und nach einer Amtsperiode Unterbrechung wieder zurück in den Ausschuss kommt Wolfgang Obwexer, von der Lebenshilfe. Sie werden nun aus ihrer Mitte einen neuen Vorsitzenden wählen. Ins Kontrollorgan gewählt wurden Hansjörg Elsler, Norbert Kofler und Arnold Zani. Und das neue Schiedsgericht besteht aus Erich Meraner, Ulrich Seitz und Elio Dellantonio.
Der scheidende Präsident Martin Telser war nach 18 Jahren Mitarbeit im Ausschuss und nach jetzt zwei Amtsperioden als Vorsitzender nicht mehr zur Wahl angetreten. Bereits im vergangenen Jahr hatte er aus gesundheitlichen Gründen seine Mitarbeit einstellen und die Amtsgeschäfte an seine Stellvertreterin Dorotea Postal übertragen müssen. In einer Grußbotschaft bedankte sich Telser beim Ausschuss, bei den Mitarbeitern des Dachverbandes und besonders bei Vizepräsidentin Dorotea Postal für ihren Einsatz.
Die Vollversammlung war nicht nur ein Rückblick auf das Arbeitsjahr 2019, sondern reflektierte natürlich auch das laufende Jahr, mit all seinen besonderen Herausforderungen bedingt durch die Covid-19-Pandemie.
„Die Coronakrise hat soziale Organisationen und Einrichtungen auf eine harte Probe gestellt und leider auch zu manchen Belastungen geführt“, sagte Dachverband-Vizepräsidentin Dorotea Postal: „Die entstandene Solidarität und viel spontane Hilfe, vor allem der Einsatz der Frauen hat gezeigt, wozu unsere Gesellschaft in der Krise fähig ist. Deutlich wurde jedoch auch, dass die Mittel für soziale Arbeit allgemein und für Leistungen an die Bürger/innen immer zu knapp bemessen sind, die Lobby zu schwach.“
Für die Arbeit der sozialen Organisationen gebe es meist viel Lob, zunehmend aber auch immer mehr Bürokratie. „Non Profit Organisationen werden weiterhin mit viel Idealismus und Engagement tätig sein. Aber der Rahmen muss endlich anders werden“, betonte Postal. Es brauche echte Einbindung, umgehende Information, regelmäßigen Austausch auf Augenhöhe.
Bezüglich der öffentlichen Mittel sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher: „Wir haben im Landeshaushalt ein großes Kapitel für soziale Leistungen. Aber wir wissen auch, der Bedarf steigt.“ Mit Blick auf die Bürokratie sieht er eine große Chance in der Digitalisierung. Verfahren zu vereinfachen sei ein Gebot der Stunde. Landesrätin Waltraud Deeg wiederum hat die sozialen Organisationen nochmals eingeladen den neuen Landessozialplan mitzugestalten und „gemeinsam in die Zukunft zu denken“.
Gerade jetzt ist der Dritte Sektor im Umbruch. Italien hat neue Rechtsgrundlagen mit weitreichenden Auswirkungen für die Arbeit der gemeinnützigen Organisationen geschaffen. „Nach und nach zeichnet sich nun ab, welche Veränderungen und Anpassungen auf die Vereinigungen zukommen. So wurde heuer im Juli festgelegt, wie künftig die Buchhaltung zu führen ist. Für die Organisationen heißt dies nun, dass alle ihre Buchhaltung umstellen müssen“, erklärte Dachverband-Geschäftsführer Georg Leimstädtner: „Covid-19 hat zudem eine fast unüberschaubare Zahl weiterer Bestimmungen gebracht, die alle mehr oder weniger die sozialen Organisationen und die von ihnen betreuten Menschen betreffen. Vielfach handelt es sich dabei ja um die so genannten Risikogruppen“, so Leimstädtner.
„Nutzen wir die Coronakrise als Chance“, forderte Ausschuss-Mitglied Rudi Schönhuber: „Wir haben erkannt, dass es auch anders geht, und dass Abläufe, Zuständigkeiten und Netzwerke zu optimieren sind. Der Lockdown hat manch Schlimmes verhindert, anderes dafür leider forciert. Wir kennen das Ausmaß noch nicht. Wir wissen aber um den sprunghaften Anstieg von Suiziden, um zu spät erkannte Tumore mangels Kontrollvisiten und ähnlichem.“
Auch die Problematik der Vergabe von Diensten kam zur Sprache, die in den letzten Jahren zunehmend einige gemeinnützige Organisationen ins Straucheln gebracht hat. „Wir wollen als gemeinnützige Organisationen nicht durch unnötige Ausschreibeverfahren dazu gezwungen werden, wie Firmen zu agieren“, betonten Martin Telser und Ausschuss-Mitglied Stefan Hofer: „Wir möchten nicht als Bittsteller, sondern als Handlungspartner mit Politik und Behörden überlegen und planen, was das Gemeinwesen braucht. Die Covid-19 Krise hat einmal mehr den unverzichtbaren Wert der Freiwilligenarbeit gezeigt. Zugleich haben wir erlebt, dass etwa Schutzmaterial lange Zeit für die Vereine nicht zu haben war.“
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