Wenig ökologisch
Erneut sorgt das EU-Projekt „Frutta nelle scuole-Schulobst“ für Ärger. Aktuell in Ulten, wo plastikverpackte Birnen aus der Emilia Romagna an die Schüler verteilt wurden. F-Obmann Andreas Leiter-Reber übt heftige Kritik.
von Karin Gamper
„Frutta nelle scuole-Schulobst“ verfolgt an und für sich ein hehres Ziel: Heranwachsenden soll der Genuss von gesunden Nahrungsmitteln nähergebracht werden. Mit Fördergeldern aus der EU und aus Rom werden bereits seit 2009 kostenlos Obst, Gemüse und Milchprodukte an die Grundschüler Italiens verteilt. Die Teilnahme ist freiwillig. Dazu sieht das EU-Projekt verschiedene Aktionen wie Ernährungstherapeuten, Bauernhof-Besuche, didaktisches Lehrmaterial und eigene Thementage vor. „Dank dieser europäischen Programme wurden in den letzten zehn Jahren insgesamt rund 110.900 Kinder in Südtirol mit gesunden Produkten versorgt und dafür wurden von der EU und vom Staat Leistungen im Gesamtwert von über 3 Mio. Euro erbracht“, sagt Projekt-Koordinator Andreas Werth vom Landesamt für Landmaschinen und biologische Produktion.
Doch das EU-Projekt steht hierzulande immer wieder in der Kritik. Grund dafür ist, dass das verteilte Obst und Gemüse vielfach nicht lokal produziert und in Plastik verpackt verteilt wird. Derzeit sorgt die Abgabe von Birnen aus der Emilia Romagna in Ulten für Aufregung. F-Obmann Andreas Leiter Reber wurde der Fall zugetragen. Seinem Ärger hat er auf Facebook Luft gemacht:
„Ich habe es satt, die heuchlerischen Klima- und Nachhaltigkeitspredigten aus Bozen, Rom oder Brüssel zu hören. Welt retten wollen, aber nicht im Stande sein eine Kiste Südtiroler Äpfel in unseren Schule aufzustellen. Äpfel und Gemüse aus Ferrara – natürlich plastikverpackt – wird an unsere Schulkinder verteilt. Aktuell gerade im Ultental, an dessen Eingang die größte Obstbaugemeinde Europas liegt. Verantwortung übernimmt von unserer Landesregierung auch diesmal niemand, wetten?“.
Beim Land reagiert man mit Unverständnis. Koordinator Andreas Werth verteidigt das Projekt, das kostenlos gesunde Nahrung zu den Schülern bringe. Die Ausschreibungen werden jeweils direkt vom Landwirtschaftsministerium in Rom vorgenommen. Dabei fallen die Regionen Trentino-Südtirol, Friaul-Julisch-Venetien und Venetien in ein gemeinsames Los. Laut Werth beteiligen sich aufgrund des großen Auftragsvolumens keine Südtiroler Betriebe. „Wir konnten aber dank unserer jahrelangen guten Kontakte durchsetzen, dass in den Regionen unseres Ausschreibungsloses ausschließlich Südtiroler Äpfel verteilt werden“, unterstreicht Werth. Auch habe das Land erreicht, dass das Obst umweltfreundlich in Kartons verpackt wurde. „Heuer ging das wegen Corona nicht“, berichtet Werth. Und ganz ohne Verpackung könne das Obst und Gemüse wegen der hygienischen Vorgaben nicht an die Schüler abgegeben werden.
Verteilt werden an den Grundschulen aber nicht nur Äpfel, sondern eben auch Birnen, Marillen und Erdbeeren. Warum kommen diese nicht aus Südtirol? Werth: „Sie sind teurer und außerdem gibt es zu wenig davon“. „Stimmt nicht“, kontert F-Obmann Leiter-Reber, „Südtirol produziert 437 Tonnen Birnen jährlich“. Er bleibt dabei: „Es ist klar, dass Obst und Gemüse, das wir nicht lokal produzieren, von auswärts kommt. Aber bitte nicht Nahrungsmittel herankarren, die wir in Südtirol zur Genüge haben“.
Das wiederum lässt Agrarlandesrat Arnold Schuler nicht gelten: „Bei demselben EU-Schulprojekt werden in den drei Regionen für die nächsten Jahre Milch und Milchprodukte aus Südtirol verteilt. Wir profitieren also auch von den Grundprinzipien der europäischen Union und ihrer Wettbewerbskriterien“.
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Kommentare (6)
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andreas
Wie üblich sind manche Südtiroler stark darin, für sich Vorteile zu beanspruchen, welche sie anderen nicht zugestehen würden.
Sollte jede Region darauf pochen, dass nur mehr Produkte aus der eigenen Region konsumiert werden sollen, würde mich interessieren, wer die 1 Million Tonnen Äpfel und die 7 Millionen Specksaiten genau essen soll.