Der Traum vom Aufschwung
Südtirol hat das Genehmigungsverfahren für die umstrittene Skischaukel zwischen Sexten und Sillian abgeschlossen. Wie es jetzt weitergeht.
von Silke Hinterwaldner
„Wir haben die Rahmenbedingungen geschaffen“, sagt ein zufriedener Hermann Mitteregger. Der Bürgermeister von Sillian erinnert daran, dass nicht nur in Sexten und Innichen seit sehr vielen Jahren über eine grenzüberschreitende Skiverbindung diskutiert wird. Auch in Osttirol wird darüber verhandelt. Mit durchaus unterschiedlichen Ansätzen, genauso wie in Südtirol.
Umweltverbände und der Alpenverein hatten sich gegen die Skischaukel ausgesprochen, das sensible Gebiet am Karnischen Kamm eigne sich nicht für den Skitourismus.
Aber mittlerweile ist viel passiert. Bereits zum zweiten Mal mussten die Grundbesitzer auf der Osttiroler Seite ihre Zustimmung zum Bau geben. Wenn Bürgermeister Mitteregger von den Rahmenbedingungen spricht, dann meint er damit auch die Servitutsrechte, die von der Gemeinde eingeholt werden mussten. Er sagt: „Für den Bau der großen Verbindung haben alle eingewilligt.“
Ganz leicht scheint das alles nicht zu gehen. Aber für viele in Sillian scheint der Skitourismus ein großer Wunsch zu sein: Sie erhoffen sich dadurch wirtschaftlichen Aufschwung, mehr Gäste, gut gefüllte und neue Beherbergungsbetriebe. Das alles weckt Begehrlichkeiten. „Der touristische Aufschwung ist für uns wichtig“, sagt auch der Bürgermeister, „die Wirtschaft in der Region fußt auf unterschiedlichen Säulen, aber der Tourismus fehlt noch.“
Dabei boomt gerade dieser Sektor im nur wenige Kilometer entfernten Hochpustertal.
Die Marschrichtung scheint nach dem Entscheid der Südtiroler Landesregierung am vergangenen Dienstag jetzt klar: Das Genehmigungsverfahren ist hier abgeschlossen. Bedingung ist aber, dass auch auf Osttiroler Seite alle Schritte eingeläutet werden und das UVP-Verfahren positiv abgeschlossen wird. Davon ist man aber noch – relativ – weit entfernt. Wie die grüne Landesrätin Ingrid Felipe verlautbaren ließ, sei so schnell nicht mit einer Genehmigung zu rechnen.
Der Fahrplan aber steht. Im Oktober will die eigens zu diesem Zweck gegründete Gesellschaft (Hochgruben Seilbahn GmbH & Co mit Sitz in Sillian, für die Drei-Zinnen-Geschäftsführer Mark Winkler und der Chef des Skigebietes Thurntaler, Heinz Schultz, verantwortlich zeichnen) die Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung einreichen. Das Verfahren dauert in Österreich normalerweise ein Jahr. Wenn nach den Vorstellungen der Unternehmer alles glatt läuft, könnte demnach Im Winter 2022/23 die Skiverbindung auf beiden Seiten der Grenze realisiert sein.
Aber auch die Landesregierung in Südtirol hat den Bau der Anlage mit allerhand Auflagen verbunden. Darunter sind der Schutz des Auerhahns oder die Wiederaufforstung der Wälder.
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Kommentare (5)
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george
Ob sich das nach all den Geschehnissen der letzten Zeit für die Ökonomie rechnet, ist sehr fraglich. Für die Ökologie ist es sowieso ein enormer Schaden, egal ob nun anderswo Wälder aufgeforstet werden oder Auerhahngebiete regeneriert werden, das Klima wird dadurch nicht besser und der Verkehr und die Belastung der Umwelt sicher nicht weniger.