Spiel mit dem Tod
Sie kletterten auf Kräne, Züge und Stützpfeiler von Seilbahnen: Nun hat die Polizei mehrere teils minderjährige Trainsurfer, die leichtfertig ihr Leben aufs Spiel setzten, angezeigt.
Es waren unfassbare Bilder, die im Jänner dieses Jahres im Netz auftauchten:
Zwei maskierte junge Männer kletterten auf einen fahrenden Zug und krallten sich daran fest. Halt gaben ihnen dabei nur die Scheibenwischer des Zuges. Diese riskante, lebensgefährliche Aktion hielten sie auch noch in einem Video fest (das der Lega-Senator Filippa Maturi zuerst öffentlich machte).
Folle gioco in Alto Adige, ragazzi si attaccano al treno in corsa e filmano mentre scrivono con le bombolette sui vagoni in movimento.Un gioco mortale che va fermato subito!
Gepostet von Filippo Maturi am Mittwoch, 5. Februar 2020
Das Video sorgte für großes Aufsehen in Südtirol.
In dem eineinhalbminütigen Video ist zu sehen, wie zwei junge Männer am Bahnsteig von Gargazon ganz unbemerkt auf den hinteren Teil des Zuges kletterten, der gerade von Bozen nach Meran unterwegs war. Man sah auch, wie einer der beiden Männer mit Kapuzenpulli eine Schablone in die Hand nahm und „Free Kidz“ auf die Zugkarosse sprayte.
Ausgestattet mit einem Selfie-Stick und einer GoPro posierten sie vor der Kamera und machten Handzeichen.
Auch eine Drohne setzten die jungen Männer ein, um den tödlichen Ritt auf dem Zug aus der Luft zu filmen. Am Untermaiser Bahnhof sprangen die beiden dann ab und liefen über die Gleise davon.
In einem Fall musste Zugführer sogar die Notbremse aktivieren. Doch die Trainsurfer konnten flüchten.
Eigentlich kannte man „Trainsurfer“ nur von Großstädten. Dort hörte man immer wieder, dass Menschen auf U-Bahnzügen mitfahren und ihr Leben riskieren. Dabei ist „Trainsurfing“ illegal.
Die Bahnpolizei nahm sofort Ermittlungen auf.
Die Identifizierung der beiden jungen Männer aus Südtirol, war insofern nicht schwierig, als die beiden 17-Jährigen, die sich „Free Kidz“ nennen, ihre Video unter dem Titel „Escaping Reality“, also Flucht vor der Realität, auf Instagram stellten.
Nun hat die Polizei mehrere und teils minderjährige Jugendliche aus dem Burggrafenamt und aus dem Vinschgau wegen Unterbrechung eines öffentlichen Dienstes und Sachbeschädigung angezeigt, wie die Quästur am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte.
Die TAGESZEITUNG hatte es im Februar dieses Jahres geschafft, mit einem der zwei jungen Männer Kontakt aufzunehmen.
Er wollte anonym bleiben, war aber bereit, Auskunft zu geben.
„Wir sind eine Gruppe von zehn Südtirolern (…). Wir kommen aus Meran und dem Vinschgau und gehen einer gewöhnlichen Arbeit nach“, sagte er. Für die besagte Aktion hätten sie sich rund einen Monat vorbereitet: „Wir haben uns die Strecke ganz genau angeschaut und Fluchtwege gesucht“, sagte er.
Doch die Gruppe „Free Kidz“ betreibt das „Trainsurfing“ nicht erst seit kurzem, wie der junge Mann betonte: „Schon seit einem Jahr machen wir das. Das ist auch nicht unsere erste Aktion, die man im Video sieht. Wir haben das schon sechs, sieben Mal gemacht.“
Die jungen Männer kletterten aber nicht nur auf Züge, sondern auch auf Kräne und Stützpfeiler von Seilbahnen. Jedes Mal riskierten sie dabei ihr Leben.
Doch warum nimmt man ein solches Risiko auf sich?
„Wir suchen den Kick. Statt jedes Wochenende zu trinken oder andere Drogen zu nehmen, haben wir so unseren Spaß“, erzählte der junge Mann im Februar gegenüber der TAGESZEITUNG. „Es geht um den Nervenkitzel“, fügte er hinzu.
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Kommentare (6)
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leser
Die bekommen sicher einen red bull vertrag dann wurd das ein leistungssport und niemand wird verklagt