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„Harter Schlag“

Im Landtag wurde am Mittwoch an STF-Antrag abgelehnt, der vorsah, dass große Aufträge vermehrt an heimische Unternehmen vergeben werden.

Sven Knoll giftet: „Ein harter Schlag ins Gesicht für unsere Wirtschaft: Die SVP will nicht, dass große und wichtige Aufträge vermehrt an heimische Unternehmen vergeben werden.“

Im Landtag wurde am Mittwoch ein entsprechender Antrag der Süd-Tiroler Freiheit abgelehnt.

Der Antrag der Süd-Tiroler Freiheit sah konkret vor, dass die Ausschreibungskriterien bei öffentlichen Aufträgen dahingehend angepasst werden, dass gezielt heimische Unternehmen zum Zug kommen und dass innerhalb der Europaregion Tirol ein gemeinsames Vergabesystem geprüft wird, um Unternehmen in der Europaregion gezielt zu fördern. „Damit hätte man beispielsweise erreichen können, dass künftig heimische Milchproduzenten unsere Krankenhäuser mit Milchprodukten beliefern, und nicht ein Unternehmen aus Padua. Auch hätte man erreichen können, dass nicht mehr die immer wieder negativ auffallende süditalienische Firma „Tundo“ den Behinderten- und Schülertransport hierzulande durchführt, sondern die Süd-Tiroler Mietwagenunternehmer, die ohnehin schon von der Corona-Krise hart getroffen wurden“, erläutert Sven Knoll.

Die Förderung von heimischen Unternehmen stärke nicht nur die heimische Wirtschaft und sichere somit Arbeitsplätze, sondern isei auch ein Garant für Qualität und kurze und somit umweltfreundliche Transportwege.

„Gerade jetzt in der Corona-Zeit spricht die SVP immer wieder von der Aufwertung des lokalen Handels, schickt aber gleichzeitig Millionen an Wertschöpfung auf Nimmerwiedersehen nach Süden und wird das auch weiterhin tun“, ärgert sich der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll.

DIE DEBATTE 

Alto Adige Autonomia teilte das Anliegen, wies jedoch auf europäische Vorgaben zum Wettbewerb hin. Ein Freistaat könnte dies anders regeln, aber Südtirol seien hier die Hände gebunden.

Enzian bezeichnete den Antrag als sinnvoll. Qualität komme bei den Ausschreibungen oft zu kurz, z.B. beim Schülertransport, wo auch die Ortskunde und die Erfahrung mit Bergstraßen zu berücksichtigen wäre. Wenn das Krankenhaus Südtiroler Milch kaufen würde, würden sich die Transportwege verkürzen.

Die Bürger würden nicht verstehen, warum so viele Aufträge an auswärtige Unternehmen gingen, erklärte die Süd-Tiroler Freiheit. Der Wettbewerb sei Pflicht, aber es gebe Spielräume, die man ausnutzen könne: kurze Wege, Umwelt, faire Löhne u.a. Viele heimische Unternehmen und ihre Angestellten würden von den Aufträgen des Landes abhängen.

Die SVP unterstützte die Stoßrichtung. Es sei ein Schock gewesen, als der Milch-Auftrag an den Süden gegangen sei. Das Vergabegesetz enthalte aber viele Möglichkeiten, kleine Kreisläufe zu bevorzugen, man müsse sie nur nutzen, angefangen bei kleineren Ausschreibungen. Der Schülertransport könnte an die Gemeinden delegiert werden.

Die Grünen unterstützten die Förderung regionaler Kreisläufe. Da auf diese aber über Maßen zurückgegriffen worden sei, sei mit der Bolkestein-Regelung eine Wende gekommen, die alle Grenzen geöffnet habe. Das Vergabegesetz lasse lokale Lösungen zu, aber diese seien nicht so einfach umzusetzen. Das sollte man den Bürgern auch erklären.

Das Team K fragte, warum man bei der Ausschreibung für die Milchprodukte nicht auf lokale Produkte geschaut habe, etwa über die Qualitätskriterien.

Die 5 Sterne Bewegung unterstützte die Stoßrichtung des Antrags, gab aber auch zu bedenken, dass viele Südtiroler Unternehmen exportieren würden. Diese würden an Ausschreibungen anderer Länder teilnehmen. Man müsse dieses Prinzip der Gegenseitigkeit akzeptieren.

Die Freiheitlichen stellten fest, dass es einen Konsens zu lokalen Kreisläufen gebe. Es bestehe aber der Eindruck, dass es bei vielen Ausschreibungen an der nötigen Sensibilität fehle. Das neue Vergabegesetz sei als große Errungenschaft verkauft worden, aber man habe es versäumt, an den Kriterien zu arbeiten. Die Ausweitung auf die Europaregion werde wegen der unterschiedlichen Gesetzeslage schwierig sein.

Das Team K erkannte an, dass die Vergabe an einheimische Unternehmen eigentlich sehr gut laufe und dass man ein gutes Vergabegesetz habe – das auch durch Vorschläge des Team K erweitert worden sei. Dennoch, die Berücksichtigung der lokalen Kreisläufe sei schwierig, und es würden nicht alle Möglichkeiten des Gesetzes ausgeschöpft. Bei der Ausweitung auf die Euregio werde man sich enthalten, denn dann bekäme man eine starke Konkurrenz.

Gert Lanz

Die SVP unterstrich die Möglichkeit für kleinere Ausschreibungslose, falls bestimmte Bedingungen erfüllt seien. Ausschreibungen seien sehr komplex, in manchen Fällen fehle es auch am heimischen Angebot. Auf jeden Fall handle es sich um Wettbewerbe, es könne nicht sein, dass ein Bürgermeister frei entscheide, wer den Auftrag bekomme. Man müsse schauen, dass man ständig die Möglichkeiten auslote, damit heimische Unternehmen zum Zuge kämen. Das Gesetz biete bereits die Möglichkeit dazu, daher werde man dem Antrag nicht zustimmen.

Es sei allgemein anerkannt worden, dass das Vergabegesetz gut sei, bemerkte die Landesregierung, daher stelle sich die Frage, was man noch tun solle. Es gebe kaum eine Region in Europa, in der so viele heimische Betriebe zum Zug kämen. Es gebe den Konsens für die Unterstützung der heimischen Wirtschaft, aber man müsse die Wettbewerbsregeln einhalten. Es gebe in dieser Frage ein Informationsdefizit. Beim Schülertransport habe der Siegerbetrieb bei beiden Kriterien gewonnen, Preis und Qualität, und es seien auch regionale Kriterien berücksichtigt worden. Dasselbe bei der Milchlieferung: Es sei Heumilch verlangt worden und der Sieger habe diese geboten – und müsse sie bei den Südtiroler Betrieben kaufen.  Es gebe eine Vergabestelle, die sehr gut funktioniere, von den Anbietern aber besser genutzt werden könnte.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • tirolersepp

    Die SVP sagt die Ausschreibungen seien sehr komplex, bitte Herr Knoll zeigen Sie der SVP wie man die Sache genau im Detail lösen könnte !!!

  • @alice.it

    Narrenfreiheit bei Ausschreibungen wäre schlussendlich nur zum Nachteil der Endverbraucher!
    Als Beispiel nehme man den Ölpreis auf dem Weltmarkt, welcher zur Zeit so günstig ist wie selten zuvor. Die Preisreduzierung wird hier weitergegeben bis zum letzten Verbraucher, auch ohne Großabnehmer zu sein.
    Bei den Pelletpreisen z.B., wo der Markt fest in Tiroler Hand ist, da gibt es für den Endverbraucher keinen Preistrend nach unten, trotz Öl-(Verzeihung) Holzschwemme im Land.
    Dazu noch sagenhafte 22 Prozent an Mehrwertsteuer! Allein dies ist schon eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

  • noando

    „die svp will nicht, dass große und wichtige aufträge vermehrt an heimische unternehmen vergeben werden.“ das ist der tweet … ich würde vorschlagen herr knoll verfasst ab nun die ausschreibungen …

  • rumer

    Die EsseVuPi verrät uns Südtiroler jeden Tag aufs Neue!

  • echnaton

    Man kann schon bei den großen Ausschreibungen die Qualität besser bewerten, aber das Verhältnis der zuzuweisenden Punkte zwischen Qualität und Preis, darf, meines Wissens ein bestimmtes Verhältnis nicht übersteigen. Der Mechanismus für die Vergabe ist dann recht kompliziert und nicht immer gelingt die Bewertung der Qualität.

  • andreas

    Öffentlich darüber diskutieren zu wollen, wie man EU Recht aushebeln kann, fällt wohl auch nur dem Möchtegernösterreicher ein.

    Und die Tiroler, mit ihrem Platter, welcher bei jeder sich bietenden Gelegenheit Südtirol schikaniert und z.B. uns ihren Verkehr aufhalst, sollen selbst schauen, wie sie ihre Billigmilch loswerden.

  • nadine06

    Herr Knoll . Sprüche klopfen kann jeder . Da braucht es keinen überbezahlten Politiker der STF.

  • exodus

    @alice Wieso himmelschreiende Ungerechtigkeit? Auf Heizöl und Gas werden auch die 22% IVA angerechnet. Gleiches Recht für alle, die Pelletsverbraucher glaubten die Schlaueren zu sein, aber der Staat verlangt seinen Tribut und das ist gut so!!!

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