Schuler zieht Klage zurück
LW-Landesrat Arnold Schuler zieht seine Klage gegen die Pestizidgegner zurück. Der Prozess hätte am Dienstag beginnen sollen. UPDATE
Es hatte in der Luft gelegen:
LW-Landeserat Arnold Schuler zieht seine Klage gegen die Pestizidgegner zurück. Auch die über 1.500 Bauern, die die Strafanzeige gegen den Buchautor Alexander Schiebel und das Münchner Umweltinstitut unterzeichnet hatten, schließen sich dem Landesrat an und werden den Strafantrag zurücknehmen.
Dieser Entscheidung sind Geheimverhandlungen zwischen Schuler und den geklagten Karl Bär und Alexander Schiebel vorausgegangen.
Schuler, Bär und Schiebel verständigten sich am Wochenende im Zuge der Geheimverhandlungen darauf, in Zukunft „mit Respekt miteinander umgehen“ zu wollen und die Pestizid-Diskussion auf eine umaufgeregtere, konstruktivere und sachlichere Ebene herunterzubrechen.
Bär und Schiebel stimmten einer außergerichtlichen Einigung zunächst zu, zogen diese am Sonntag allerdings wieder zurück.
Arnold Schuler hält sich dennoch an die erzielte Einigung – und zieht seine Klage zurück, wie er am Montag gegenüber TAGESZEITUNG Online bestätigte.
Noch am Montagnachmittag wird das Büro von Arnold Schuler eine offizielle Erklärung veröffentlichen.
Der Prozess hätte am Dienstag beginnen sollen. Zum Protestauftakt hatten das Münchner Umweltinstitut und die Schiebel-Unterstützer zu einer Kundgebung vor dem Justizpalast in Bozen aufgerufen.
+++ UPDATE 15:44 Uhr +++
Jetzt ist die offizielle Bestätigung da!
Wie TAGESZEITUNG Online exklusiv berichtet hat, zieht LW-Landesrat Arnold Schuler seine Klage gegen die Pestizid-Gegner zurück.
„Wir sind immer bereit, uns der sachlichen Debatte zu stellen, weshalb ich auch am Wochenende den Termin initiiert habe. Aus unserer Sicht hatten wir hier einen Konsens erreicht. In Konsequenz hatten wir dann angekündigt, dass wir die Anzeigen zurückziehen werden. Wir stehen zu unserem Wort und werden dies jetzt tun“, erklärt der Landwirtschaftslandesrat: „Es ging uns bei der Anzeige darum, deutlich zu machen, dass es innerhalb von Diskussionen, egal wie hart sie geführt werden, eine Grenze gibt, die wir ganz klar bei Verleumdung ziehen. Das haben wir erreicht.“ Daher wird nicht nur der Landesrat die Anzeigen zurückziehen, sondern auch jene Südtiroler Obstbauern, die sich der Klage angeschlossen hatten, und zwar sowohl die Produzenten nach integrierter Produktion als auch die Mitglieder des Bioland-Verbandes.
Die italienische Staatsanwaltschaft hatte die Anzeige mit ihrer Anklageerhebung wegen erschwerter übler Nachrede für gerechtfertigt erachtet. Die Südtiroler Obstbauern sehen damit ihr Ziel erreicht, ein Zeichen gegen die aus ihrer Sicht erfolgte Grenzüberschreitung zu setzen. Im beim oekom-Verlag erschienenen Buch „Das Wunder von Mals“ bezichtigt Alexander Schiebel die Südtiroler Obstbauern der „Tötung„. Das Umweltinstitut München hatte in München eine PR-Aktion mit einem Symbolbild gestartet, das, wie sich herausstellte, keinen Apfelbauern, sondern einen Bioweinbauern bei der Schwefelung seiner Weinstöcke zeigte.
Landwirtschaftslandesrat Schuler stellt klar, dass es nie um das Erstreiten eines Schadensersatzes gegangen sei, wie von der Gegenseite in den Raum gestellt wurde: „Wir wollen niemanden in den Ruin treiben, sondern einen respektvollen Umgang miteinander. Das sind wir unseren kleinbäuerlichen Familienbetrieben schuldig. Den Respekt haben wir klar eingefordert. Der sachlichen Diskussion stellen wir uns gerne und selbstbewusst.“
Schon vor mehr als 30 Jahren hat die Südtiroler Obstwirtschaft auf die integrierte Produktionsweise umgestellt, welche höhere Standards vorsieht, als die gesetzlichen Bestimmungen. Jeder Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird hinsichtlich der Notwendigkeit und Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben geprüft. Die Südtiroler Landwirtschaft begegnet neuen gesellschaftlichen Entwicklungen, Herausforderungen und Wertmaßstäben mit Innovation und Veränderung. So setze man bereits auf die Erweiterung der Sortenvielfalt und auf wissenschaftliche Erkenntnisse, wie man der Nachfrage der Konsumenten in Einklang mit dem Schutz der Umwelt noch besser Rechnung tragen könne.
„Südtirol will schließlich zum Obstgarten Europas mit der größten Artenvielfalt werden und klimaneutral produzieren“ bekräftigt der Südtiroler Landwirtschaftslandesrat. Man befinde sich bereits auf einem guten Weg und wenn es darum gehe, das Tempo etwas anzuziehen, sei man für Vorschläge offen.“
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