Ödön von Horváth
Das Südtiroler Kulturinstitut bringt die Wanderausstellung des Theatermuseums Wien, die bereits in Wien, München und Graz gezeigt wurde, nun nach Bozen ins Waltherhaus. Kuratiert wurde die Ausstellung von Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar, gestaltet von Peter Karlhuber.
Am Einstieg in die Ausstellung liegt ein großer Ast. Er weist auf die Biographie des bekannten österreichisch-ungarischen Autors Ödön von Horváth (1901–1938) und dessen Todesumstände hin. Horváth starb während eines Gewitters auf den Champs-Élyséesin Paris, erschlagen von einem herabstürzenden Ast. Ein Wahrsager soll Horváth angeblich prophezeit haben, dass ihm in den ersten Tagen des Juni 1938 auf einer Reise „das bedeutendste Ereignis seines Lebens“ bevorstünde. Am Tag seines Unfalltods lehnte der abergläubische Autor das Angebot, ihn mit dem Auto ins Hotel zurückzubringen, mit der Begründung ab, dass dies zu gefährlich sei. Stattdessen machte er sich zu Fuß auf den Weg.
Ödön von Horváths Stücke faszinieren bis heute ihr Publikum und erweisen sich als bemerkenswert aktuell. Anhand drei seiner bekanntesten Stücke, Italienische Nacht, Geschichten aus dem Wiener Wald (beide 1931) und Kasimir und Karoline (1932) werden verschiedene Zugänge zum Werk Horváths, seinem Verhältnis zum Theater, aber auch zu den Kontexten der Weimarer Republik ermöglicht. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Horváths Œuvre durchziehenden Themenreihe Erotik, Politik und Ökonomie. Die allgemeine Krise, das sind Ökonomie und Politik, beeinflusst und steuert in Horváths Texten beständig das Private – und damit auch die Erotik.
Die Italienische Nacht beschreibt den politischen Konflikt bzw. eine Wirtshausschlägerei zwischen den alteingesessenen Faschisten und den jungen radikalen Marxisten. Geschichten aus dem Wiener Wald behandeln die Ökonomie: den Mittelstand in Wien, die Frau als Ware und den Mann als Fleischhauer. Auf der ‚Wiesn‘ des Oktoberfests in Kasimir und Karoline spielt die allgegenwärtige Erotik, gezeigt werden Frauen- und Männerbilder, aber auch zeitgenössische Beziehungsformen.
Die Ausstellung liefert ein Panoptikum des Lebens in der Zwischenkriegszeit, aber auch – anhand von Materialien aus dem Nachlass Horváths – Einblicke in das Leben und Werk eines der zentralen Autoren der Moderne, der heute einer der meist gespielten auf deutschsprachigen Bühnen ist.
Die Eröffnung findet am Dienstag, den 15. September um 18 Uhr im Waltherhaus in Bozen statt, Teilnahme nur mit Anmeldung, begrenzte Teilnehmer*innenzahl.
Für Interessierte werden Führungen angeboten, und zwar am Dienstag 29.09., Mittwoch 07.10., Donnerstag 15.10., jeweils um 16 Uhr, nur mit Anmeldung und Mindestanzahl von 5 Personen. Auch für Schulklassen gibt es auf Anmeldung Führungen sowie didaktische Unterlagen.
Die Ausstellung bleibt vom 16. September bis zum 16. Oktober von Montag bis Freitag 10–13 und 15–17 Uhr sowie an Samstagen 9–12 Uhr offen. Besuch nur mit Mund- und Nasenschutz, Eintritt und Führung frei.
Anmeldung und Infos: Südtiroler Kulturinstitut, Tel. 0471 313800
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