Angst vor dem Spital
Die Wartezeiten für Facharztvisiten sind überraschenderweise kürzer als vor Corona. „Weil viele Menschen das Krankenhaus eher meiden“, nennt Generaldirektor Florian Zerzer den Hauptgrund.
von Heinrich Schwarz
Eigentlich war zu erwarten, dass die ohnehin schon sehr langen Vormerkzeiten für fachärztliche Leistungen in den Krankenhäusern durch den Corona-bedingten Stillstand und die einzuhaltenden Sicherheitsmaßnahmen noch länger werden. Aktuell ist aber in vielen Fachbereichen das Gegenteil der Fall: Die Wartezeiten sind gesunken.
Gab es im Dezember 2019 etwa noch bei rund 20 Visiten bzw. Leistungen Vormerkzeiten von mehr als 200 Tagen, sind es aktuell nicht einmal mehr zehn (siehe Grafik).
Wie sind die verbesserten Wartezeiten in einigen Bereichen zu erklären?
Florian Zerzer, Generaldirektor des Sanitätsbetriebes, sagt: „Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass das Angebot heute noch nicht so wahrgenommen wird wie es vor Covid der Fall war. In einigen Bereichen sind die Menschen noch vorsichtig, ins Krankenhaus zu kommen. Wir hören öfters bei Terminvergaben, dass der Termin durchaus ein bisschen später sein kann, weil viele Menschen Sorgen haben, wie es mit Covid weitergehen wird, und das Krankenhaus eher meiden, wenn sie nicht unbedingt hingehen müssen.“
Bürger berichten auch von Angst davor, im Krankenhaus auf das Coronavirus getestet zu werden. „Corona spielt in doppelter Hinsicht eine Rolle“, meint Zerzer und erklärt: „Erstens besteht die Angst, dass das Krankenhaus eine Gefahr für eine Ansteckung bergen könnte. Zweitens wollen sich manche Leute leider Gottes nicht testen lassen und wissen, dass sie im Krankenhaus getestet werden könnten.“
Laut Florian Zerzer wird bei Facharztvisiten nicht jeder auf Corona getestet, sehr wohl aber jene, die leichte Symptome zeigen. „Oder wenn bei der Facharztvisite herauskommt, dass ein Eingriff oder Ähnliches notwendig ist. Bei einem programmierbaren Eingriff wird auf jeden Fall präventiv getestet“, so der Generaldirektor. Außerdem werde bei Zugängen über die Notaufnahme aus Sicherheitsgründen getestet.
Ein weiterer Grund für die teils rückgängigen Vormerkzeiten: Es werde derzeit vermehrt auf Privatvisiten zurückgegriffen, wo die Corona-Regeln etwas unkomplizierter als in den Spitälern sind. „Das bringt zumindest kurzfristig auch ein bisschen Entspannung bei den Wartezeiten in manchen Bereichen“, erklärt Florian Zerzer, der anmerkt, dass auch der Sanitätsbetrieb vermehrt Leistungen bei privaten Partnern eingekauft habe, um die Wartezeiten abzubauen.
In den Krankenhäusern sei man indes in den meisten Bereichen wieder auf die normalen Zeit-Slots für Visiten zurückgekehrt. Nach Ende des Lockdowns hatte man die Anzahl der täglichen Visiten aufgrund der Covid-Hygienemaßnahmen deutlich reduziert bzw. die Dauer einer Visite verlängert.
„Es werden tendenziell noch ein bis zwei Slots weniger am Tag vergeben, um die Covid-Maßnahmen berücksichtigen zu können, wir haben aber versucht, überall zu den ursprünglichen Zeit-Slots zurückzukehren“, erklärt Zerzer. Ausnahmen seien Bereiche mit einem erhöhten Risiko, in denen sich die Ärzte etwa mit entsprechender Schutzausrüstung ausstatten müssen.
Insgesamt könne man als Sanitätsbetrieb somit weniger Leistungen erbringen als vor Corona.
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Kommentare (11)
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kritiker
Wartezeiten von über einem halben Jahr sind ein Armutszeugnis
asterix
Wen wunderts dass sich die Menschen nicht gerne testen lassen? Es gibt statistisch gleichviel positive wie zweifelhafte Ergebnise. Und mit einem „dubbio“ ist manbauch 12 Tage zuhause. Eine Viecherei die es so nur hier bei uns gibt. Der Rest seiner Aussage ist Fake. Die Wartezeiten sind eher länger. Bei Derma oder Augenvisiten zB. Oder Chirurgie. Selbst erlebt.
insider84
Es werden mehr am Coronamissmanagement sterben als an Corona selbst.