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Das Theater der Liebe

Christina Pluhar (Foto: Michael Novak)

Monteverdi und seine Zeitgenossen „bespielen‘“ den Kursaal in Meran: Christina Pluhar und das Ensemble L’Arpeggiata interpretieren Arien, Madrigale, Tänze und Instrumentalnummern aus dem Frühbarock

Viel zu schön, um wahr zu sein: „Sobald das Allegro entfacht war, stürzte sich Vivaldi mit unwahrscheinlicher Wucht in die sinfonie-konzertante Manier, während Scarlatti schwindelerregende Tonleitern über das Cembalo jagte, indes Händel sich in blendenden Variationen erging, die alle Normen des Generalbasses mit Füßen traten“ – so beschreibt der kubanische Autor Alejo Carpentier ein fiktives Barockkonzert im venezianischen Ospedale della Pietà. Reine Phantasie? Nicht ganz. Im Musikbusiness des 17. und 18. Jahrhunderts gehört die Improvisation ebenso zum Geschäft wie der Griff in das Repertoire der Volksmusik. Am 8. September verbindet das von Christina Pluhar geleitete Ensemble L’Arpeggiatadiese Elemente unter dem Motto „Monteverdi und seine Zeitgenossen“, reist nach Italien und organisiert eine vitale Jam-Session mit Arien, Madrigalen, Tänzen und Instrumentalnummern aus dem Frühbarock, in der Liebe Ton und Takt vorgibt. Die Gesangssolisten sind an diesem Abend Céline Scheen (Sopran) und Vincenzo Capezzuto (Alt). Das Konzert des südtirol festival merano . meran beginnt um 20.30 Uhr im Kursaal.

Christina Pluhar wurde in Graz geboren. Nach dem Studium der Konzertgitarre entdeckte sie ihre Liebe zur Renaissance-, und Barockmusik und begann ihr Lautenstudium bei Toyohiko Satoh am Koninklijk Conservatorium in Den Haag. 1989 erhielt sie dort das Solistendiplom für Laute, setzte aber ihre Ausbildung bei Hopkinson Smith an der Schola Cantorum Basiliensis fort. Sie lebt seit 1992 als freischaffende Musikerin in Paris und hat als Solistin mit herausragenden Kammermusikensembles und Barockorchestern wie „Hesperion XXI“ (Jordi Savall), „Il Giardino Armonico“, „Les musiciens du Louvre” (Marc Minkowsky) oder „Concerto Cölln” (Konrad Junghänel) sowie als Begleiterin von Andreas Scholl, Marco Beasley und Dominique Visse zusammengearbeitet. Im Jahr 2000 gründete sie ihr Ensemble „L’Arpeggiata“, mit dem sie bei allen bedeutenden Festivals in Europa und Südamerika auftritt und bei dem französischen Label Alpha vielfach ausgezeichnete CD-Produktionen einspielt. Seit 1999 unterrichtet sie Barockharfe am Königlichen Konservatorium in Den Haag.

Im Jahr 2000 wurde das Ensemble L‘Arpeggiata vonChristina Pluhar gegründet. Benannt nach der gleichnamigen Toccata von Giovanni Girolamo Kapsberger hat sich die Formation auf die Aufführung der Musik des 17. Jahrhunderts spezialisiert. Dabei treffen Spielfreude, Lust am Improvisieren und Experimentierfreudigkeit auf das musikalische Handwerk der historischen Aufführungspraxis. Seit seiner Gründung ist das Ensemble regelmäßig bei den bekanntesten Festivals und den renommiertesten Theatern europa- und weltweit zu Gast.  Seine Einspielungen wurden mit wichtigen Preisen ausgezeichnet, darunter dem „Cannes Classical Award“, dem „Diapason d’Or“ und dem „Echo Klassik“, den Christina Pluhar und L’Arpeggiata 2009 für das Album „Teatro d’amore“, 2010 für „Via Crucis“, 2011 für „Vespro della beata vergine“ und 2012 für „Los Párajos Perdidos – The South American project“ erhielten. 2017 erschien das überaus erfolgreiche Album „Händel goes wild“ mit dem Star-Countertenor Valer Sabadus, das 2018 mit dem OPUSKLASSIK ausgezeichnet wurde. 2018 publizierte das Ensemble die CD „Himmelsmusik“ mit Philippe Jaroussky und Céline Scheen.

Die belgische Sängerin Céline Scheen studierte klassischen Konzert- und Operngesang am Königlichen Konservatorium in Mons sowie am Brüsseler Konservatorium bei Annie Frantz und Marcel Vanaud. 1998 war sie Preisträgerin beim Wettbewerb „Chapelle musicale Reine Élisabeth“. Dank eines Stipendiums der Nancy Pilippart Foundation setzte Céline Scheen  ihr Studium des Barockgesangs an der Guildhall School of Music in London bei Vera Rosza fort. Frühe Bekanntheit erlangte Scheen, als sie mit Musica Antiqua Köln den Soundtrack zu Gérard Corbiaus Film „Le Roi Danse‘“ für das Label Deutsche Grammophon einspielte. Seitdem trat sie mit einem breiten Repertoire in zahlreichen Opernproduktionen auf. Unter der Leitung von René Jacobs hörte man sie im Brüsseler Opernhaus La Monnaie in Glucks „Alceste“, Cavallis „Eliogabalo“ und Mozarts „Die Zauberflöte“. Konzerttourneen führten die Sängerin in alle großen Konzertsäle Europas bis nach Neuseeland. 2017 debütierte sie in der New Yorker Carnegie Hall und 2018 in der Walt Disney Hall in Los Angeles.

Vincenzo Capezzuto wurde 1979 in Salerno geboren, studierte zunächst klassischen Tanz am Teatro di San Carlo in Neapel und war sechs Jahre lang Solotänzer der italienischen Tanzcompagnie Aterbaletto. Im Jahr 2009 wurde er von Christina Pluhar auch als Sänger entdeckt. Seitdem arbeitet er regelmäßig mit L’Arpeggiata zusammen und wirkte bei den CD-Aufnahmen „Via Crucis“, „Los Pajaros Perdidos“, „Mediterraneo“ und „Music for a while“ mit. Er trat mit L’Arpeggiata bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, dem Hong Kong Arts Festival, den Dresdner Musikfestspielen, in der Carnegie Hall in New York und in der Wigmore Hall in London auf. Außerdem entwickelte Capezzuto gemeinsam mit dem Regisseur Claudio Borggiani das gattungsübergreifende Kunstprojekt „Soqquadro Italiano“, mit dem er auch auf der Biennale di Venezia zu erleben war. Mit dem Barockorchester Il Pomo d’oro unter der Leitung von Riccardo Minasi nahm Capezzuto venezianische Gondellieder auf, die als CD mit dem Buch „Gondola“ von Donna Leon veröffentlicht wurden.

 

Infos & Tickets

Kartenbüro: Freiheitsstraße 29, Meran

Öffnungszeiten: 9 – 13 |17 – 19 Uhr

Samstags 9 – 13 Uhr, sonntags geschlossen

Tel. 0473/49 60 30

www.meranofestival.com

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