„Habe angesucht“
Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler hat um den 600-Euro-Bonus und den staatlichen Verlustbeitrag angesucht. „Um das Geld zu spenden“, sagt er.
von Heinrich Schwarz
Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler erklärt auf Anfrage der TAGESZEITUNG: „Ich habe für den 600-Euro-Bonus angesucht und dieses Geld bereits im Mai an zwei bedürftige Bergbauernfamilien, die ich bereits seit längerer Zeit unterstütze, gespendet. Mit derselben Absicht habe ich auch um die 1.000 Euro staatlichen Verlustbeitrag angesucht. Damit geht dieses staatliche Geld nach meinem Dafürhalten dorthin, wo es dringend gebraucht wird.“
Tiefenthaler konnte als Weinbauer ansuchen.
In Bauernkreisen hält sich in diesen Tagen das Gerücht, der Bauernbund-Obmann habe einen Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückgeholt, damit dieser noch schnell vor dem Endtermin am 13. August sein Beitragsansuchen stellt (siehe auch https://www.tageszeitung.it/2020/09/04/nix-zu-beschoenigen/)
„Quatsch hoch drei. Das ist eine Unterstellung, die mich schon sehr verwundert“, sagt Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner.
Tiefenthaler gehöre zu jenen Bauern, die man automatisch auf einen Umsatzrückgang von einem Drittel im April geprüft habe. Der Obmann habe in der Folge, wie viele andere auch, aufgrund des Umsatzrückganges bereits Anfang August angesucht.
Tiefenthaler selbst sagt gegenüber der TAGESZEITUNG: „Diese Unterstellung entbehrt jeglicher Grundlage. Die Fakten sind folgende: Ich erteilte aufgrund des erlittenen Umsatzverlustes bereits am 24. Juli den Auftrag an den Bauernbund, das entsprechende Ansuchen zu stellen. Ich erhielt am 4. August die Mitteilung, dass mein Ansuchen, wie viele andere Ansuchen auch, bei der Agentur der Einnahmen eingereicht wurde. Es kann also keine Rede davon sein, dass ich am 13. August einen Mitarbeiter aus dem Urlaub geholt hätte, weil das Ansuchen nämlich schon lange vorher gestellt wurde.“
Kopfschütteln gibt es in Bauernkreisen auch darüber, dass Leo Tiefenthaler überhaupt um den Verlustbeitrag und um den 600-Euro-Bonus angesucht hat. Als Bauernbund-Obmann bezieht er nämlich 60.500 Euro pro Jahr. Daneben ist Tiefenthaler unter anderem Präsident der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft (27.000 Euro Vergütung im Vorjahr) und Obmann der Kellerei Tramin (35.000 Euro).
Tiefenthaler erklärt seine Ansuchen, wie gesagt, mit seiner Spendenabsicht. „Auch den staatlichen Verlustbeitrag werde ich wie vorgesehen für einen guten Zweck verwenden“, so Tiefenthaler.
Kommentare (99)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.