Schweigen im Walde
Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer sträubt sich dagegen, Auskunft zu erteilen, ob und welche Landtagsabgeordneten um die Corona-Nothilfe des Landes angesucht haben.
Von Matthias Kofler
Als die TAGESZEITUNG Mitte August den sogenannten Furbetti-Skandal publik machte, kündigte Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer an, zielgerichtete Kontrollen durchführen zu lassen. Ziel war es, in Erfahrung zu bringen, ob und welche Landtagsabgeordneten um Corona-Nothilfegelder des Landes angesucht haben. Freiberufler und Selbständige, Einzelunternehmen, aber auch Personen- oder Kapitalgesellschaften, die eine Handwerks-, Industrie-, Handels-, Dienstleistungs- oder eine gastgewerbliche Tätigkeit sowie eine Privatzimmervermietung ausüben und Landwirte mit einem Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Betrieb haben seit April Anspruch auf einen sogenannten Verlustbeitrag des Landes, der sich – je nach Anzahl der Mitarbeiter – auf 5.000 bis 10.000 Euro beläuft.
Ziel dieser unbürokratischen Unterstützung war es, Existenzen von Selbständigen und Kleinbetrieben mit bis zu fünf Mitarbeitern zu sichern. „Wem coronabedingt die Umsätze wegbrechen, der soll Geld vom Land bekommen“, erklärte Landesrat Philipp Achammer, „um seine laufenden Kosten zumindest teilweise decken zu können, um ein Mindesteinkommen zu gewährleisten und die Arbeitsplätze zu sichern.“ Berechtigt sind all jene Betroffenen, die aufgrund der Corona-Krise einen signifikanten Umsatzrückgang von mindestens 50 Prozent verzeichnet und ihre Tätigkeit vor dem 23. Februar 2020 aufgenommen haben. Die Landesabteilung Wirtschaft rechnet mit rund 20.000 Ansuchen, die bis spätestens Ende September eingereicht werden können.
Bis Juni hatten bereits über 10.000 Südtiroler die Nothilfe-Gelder beantragt. Ob sich auch Mandatare aus dem Landtag unter den Antragsstellern befinden oder befunden haben, lässt sich nicht sagen. Der zuständige Landesrat gibt sich seit Tagen zugeknöpft, die Anfragen der TAGESZEITUNG blieben bislang unbeantwortet. Wird im Hintergrund Druck auf den SVP-Obmann ausgeübt? Darf er die Daten aufgrund von Privacy-Bestimmungen nicht herausgeben? Befürchtet man nach dem 600-Euro-Skandal um Arnold Schuler, Gert Lanz, Helmut Tauber und Paul Köllensperger eine neue Welle der Empörung – und das so kurz vor den Gemeindewahlen? Oder ist der Landesrat einfach noch nicht dazugekommen, die Nachforschungen abzuschließen?
Interessant ist die Tatsache, dass auch noch keine Landtagsanfrage zur Thematik eingereicht wurde. Selbst Oppositionelle, die bei anderen Geschichten gern den Zeigefinger erheben, wagen sich nicht an das heiße Eisen heran. Dabei unterliegen die Volksvertreter der Pflicht, ihre Einkommen offen zu legen – dieses Prinzip gilt freilich auch dann, wenn Landtagsabgeordnete Verlustbeiträge für ihre Unternehmen beantragen. Allerdings, so argumentiert man im Hohen Haus, dürfe man den individuellen 600-Euro-Inps-Beitrag nicht gleichsetzen mit einem Beitrag für einen Betrieb, der aufgrund der Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten und daher auf das Geld angewiesen ist.
Ähnliche Artikel
Kommentare (35)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
criticus
Typisch Achammer!!!!
iholta
„Selbst Oppositionelle, die bei anderen Geschichten gern den Zeigefinger erheben, wagen sich nicht an das heiße Eisen heran“
„Ein Schelm wer böses denkt… „
andreas
So lange Achammer Parteiobmann und Superlanderat ist, auch weil er in der Krise komplett versagt hat und die Schule immer noch nicht auf die Reihe bekommt, ist die SVP bei allen Wahlen unwählbar.
SVP Gemeinderäte schämen sich für den Typ und distanzieren sich, da sie ihn für beratungsresistent halten.
Jeder der einen Beitrag bekommt, muss eigentlich auf der Webseite des Landes veröffentlich werden, ich hoffe das gilt auch in diesem Fall.
pingoballino1955
Ja -Herr Achammer,was sagen sie zu diesem Thema????? NIX????
waldhexe
Herr Achammer,wenn man die eigene Partei Dreck am Stecken hat,sollte man nicht mit dem Zeigefinger auf andere zeigen.
waldhexe
Das „man“ ist zu viel.
meintag
Man soll auch nicht immer von 600€ reden/schreiben sondern diese Summe x2 nehmen denn es wurde für 2 Minate ausbezahlt.
bettina75
Man will doch nur verhindern, dass das Volk wieder „völlig überzogen “ reagiert.
Alle auf dem Landhausplatz mit dem Slogan: „Wir sind das Volk“, dann werden die Namen schon rausgerückt!!!
sepp
jo bettina ober sem miessen amol a 20-30tausend hin noa werd denen schun onders wegen 1000 -2000 scheisst dei nixdu und ba die wahlen wenn dei 20-30prozent verlieren noa hoben sie dechtnoch gewonnen der herr isch lei mehr beinlich a wahre lachnumer
x
george
Ihr seid hier allesamt nichts wert mit euren Schimpftiraden, weil ihr immer alle Politiker bzw. Parteien und deren Funktionäre in denselben Topf werft, obwohl es sehr wohl konkrete Unterschiede in Ehrlichkeit, Moral, Einsatz, Kompetenz usw. gäbe. Ihr seid nicht imstande die Spreu vom Weizen zu trennen und rennt trotzdem immer wieder mehrheitlich den Rattenfängern und einseitigen Einsackern und Verteilern nach.