„Bitte keine Hexenjagd“
Nach der Brandserie in Prad warnt Florian Alber, Kommandant der Berufsfeuerwehr Bozen, vor voreiligen Rückschlüssen und Schuldzuweisungen.
von Karin Gamper
Eine ungewöhnliche Aneinanderreihung von Bränden auf dem Gemeindegebiet von Prad hält seit Februar die Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung in Atem. „Die Bevölkerung ist alarmiert“, bestätigt Bürgermeister Karl Bernhart.
Das ist kein Wunder. Gebrannt haben bislang Stall und Stadel eines Hofs in Agums, ein Holzlager bei Lichtenberg, mehrmals Gehölz in freier Natur sowie die Straßenböschung entlang der Vinschgauer Staatsstraße, die Westernstadt „Sacramento City“, ein Pkw in einem Stadel im Prader Dorfzentrum und zuletzt – in der Nacht auf Mittwoch – Stall und Stadel eines Hofs am Prader Ortskern.
Karl Bernhart verweist darauf, dass die Brandermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Er will deshalb auch nicht von Brandstiftung sprechen. Eine Hypothese, die in Prad allerdings als wahrscheinlich gilt und die viele Bürger beunruhigt.
Die Brandursachenerhebung führt wie in diesen Fällen üblich die Berufsfeuerwehr Bozen durch. Kommandant Florian Alber darf sich aus ermittlungstaktischen Gründen zum konkreten Fall in Prad nicht öffentlich äußern. „Die Ermittlungen führt die Staatsanwaltschaft durch, wir erstellen lediglich das technische Gutachten“, unterstreicht er.
Florian Alber erklärt, wie die Brandinspektoren dabei vorgehen: „Sie ermitteln mit viel Erfahrung und Messgeräten die Ausbruchsstellen des Feuers und prüfen, ob Treibstoff eingesetzt wurde. Zudem werden Zeugen angehört“. Vom Rang her sind die Einsatzoffiziere Offiziere der Gerichtspolizei. „Sie können den Tatort beschlagnahmen und theoretisch auch Verhaftungen vornehmen, was aber de facto nie vorkommt“, so Alber. Von der Brandstelle werden 360-Grad-Aufnahmen angefertigt, damit sie auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal digital inspiziert werden kann. „Dies ist vor allem dann nützlich, wenn spätere Zeugenaussagen auftreten“, so Alber.
Ob in Prad ein Brandstifter sein Unwesen treibt, ob es mehrere sind, ob Trittbrettfahrer darunter sind, weiß Alber nicht. Er warnt allerdings vor einer „Hexenjagd“: „Mit voreiligen Rückschlüssen und Schuldzuweisungen sollte man vorsichtig sein, denn nicht alle Brände müssen gleich gelegt worden sein“, unterstreicht er. Erfahrungsgemäß weiß Alber, dass in den betroffenen Ortschaften bei Verdacht auf Brandstiftung ganz eigene Dynamiken in Kraft treten können: „Man sollte deshalb nicht allen Gerüchten und Dorfgesprächen Glauben schenken, denn das kann auch übel ausgehen“, so Alber. Er versichert: „Wir nehmen die Brandserie sehr ernst, die Ermittlungsarbeit sollte man jedoch den Ordnungskräften überlassen“.
In seiner 30-jährigen Laufbahn hat der Kommandant schon mehrmals mit Brandstiftung und Brandstiftern zu tun gehabt. Die Gründe für die gelegten Brände waren unterschiedlich: „Eifersucht, Protagonismus, Rache, Versicherungsbetrug: da war alles mit dabei“, betont Alber. Allen Tätern gemein war, dass sie eine „sehr feige Tat“ begangen haben: „Sie zeigen sich nicht und richten großen Schaden an“, so Alber.
Bürgermeister Karl Bernhart indes hofft, dass die Brandserie bald aufgeklärt wird und dass – sollte sich der Verdacht auf Brandstiftung erhärten – der Täter gefasst wird. „Die Prader sind sehr besorgt und wir haben keine Erklärung, denn es fehlt jegliches Motiv“, sagt er. Der Bürgermeister appelliert erneut an die Prader wachsam zu sein. „Wer etwas Verdächtiges wahrnimmt, soll sich melden“, so sein Aufruf.
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