15.000 mit Antikörpern
Eine ASTAT-Studie zeigt: Das Coronavirus war in Südtirol wesentlich stärker verbreitet als bei Tests erhoben. Schätzungsweise 2,9 Prozent der Bevölkerung.
von Thomas Vikoler
Die tatsächliche Corona-Lage in Südtirol in den ersten drei Monaten der Pandemie (Februar, März, April) tritt langsam zutage. Zumindest laut statistischen Berechnungen. Aus einer gemeinsamen Studie des Landesinstituts für Statistik ASTAT mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb, der Claudiana und weiteren Partnern geht hervor, dass schätzungsweise 2,9 Prozent der Südtiroler Bevölkerung Antikörper auf Covid-19 entwickelt haben. Dies entspricht mehr als 15.000 Personen, sechsmal die Gesamtzahl der offiziell während der Pandemie bis dahin erfassten Fälle.
Nach der Erhebung in Gröden im Juni wurde im Juli eine Stichprobe der Bevölkerung des restlichen Landesgebiets in eine Mehrfachuntersuchung im Zusammenhang mit dem Gesundheitsnotstand einbezogen. Diese bestand aus einem serologischen Test, einem statistischen Fragebogen sowie einem Nasen-Rachen-Abstrich.
Auf der Grundlage der Ergebnisse des serologischen Tests wird geschätzt, dass 2,5 Prozent der Bevölkerung dieser Erhebung im Juli Antikörper gegen SARS-CoV-2 aufwies. Wenn die Daten des Grödentales, wo eine eigene breite Studie lief, miteinbezogen werden, steigt der Wert auf 2,9 Prozent.
Demnach kamen, wenn man die Seniorenheime einschließt, mehr als 15.000 Personen mit dem Virus in Kontakt. Das ist sechsmal die Gesamtzahl der offiziell während der Pandemie bis dahin erfassten Fälle.
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass in den Monaten März, April und Mai 517 Personen mehr starben als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre, wird für Südtirol eine Sterblichkeitsrate von ungefähr drei Prozent geschätzt.
Neben den Juni-Daten aus Gröden verzeichnet die Gemeinde Kastelruth eine hohe Prävalenz: 16,9 Prozent der Getesteten wiesen dort Antikörper auf. Außer bei diesen beiden Werten gibt es keine auffälligen territorialen Unterschiede: Der Nordosten des Landes, einschließlich Gröden und Kastelruth, weist mit 4,2 Prozent den höchsten Wert auf. Der Südwesten (Vinschgau, Burggrafenamt, Überetsch-Südtiroler Unterland) kommt auf 1,7 Prozent auf, während die Stadt Bozen einen Wert in etwa im Landesdurch- schnitt (2,8 Prozent) verzeichnet.
Die Infektionsrate zwischen deutschen und italienischen Muttersprachlern ist identisch (2,4 Prozent und 2,5 Prozent) während Ladinischsprachige (20,3 Prozent)wesentlich stärker infiziert wurden, auch ohne Gröden. Ausschlaggebend ist freilich nicht die Sprache, sondern der Wohnort.
Personen mit einem positiven serologischen Test berichteten in den letzten Monaten über folgende Symptome: Gliederschmerzen (39,2 Prozent), Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns (38,2 Prozent), Kopfschmerzen (34,5 Prozent), Husten (32,2 Prozent), Halsschmerzen (27,0 Prozent), Schwäche (26,5 Prozent) Fieber über 37,5 Grad an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen (25,5 Prozent), Magen- Darm-Beschwerden (25,5 Prozent), Schmerzen im Brustraum (16,4 Prozent), Atembeschwerden (12,4 Prozent) und Bindehautentzündung (11,3 Prozent). Die durchschnittliche Dauer der Symptome betrug sieben Tage.
34 Prozent der serologisch positiv Getesteten waren völlig asymptomatisch.
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