„Problemtier Wolf“
Am Samstag haben die Vertreter der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend und der Südtiroler Bauernjugend, gemeinsam mit EU-Parlamentarier Alexander Bernhuber die Komperdell Alm in Serfaus besichtigt, um auf die Wichtigkeit einer funktionierenden Almwirtschaft und den Stellenwert gefährdeter Nutztierrassen hinzuweisen.
„Das Thema Wolf begleitet uns ja schon seit einigen Jahren, aber aufgrund der zahlreichen Ereignisse in den vergangenen Monaten ist dieses Thema präsenter denn je. Leider verzeichnen wir mittlerweile fast wöchentlich Wolfsrisse in Nord-, Ost- und Südtirol, aber dies darf nicht zur Selbstverständlichkeit werden! Deshalb haben wir uns mit EU-Parlamentarier Dipl. Ing. Alexander Bernhuber auf der Komperdell-Alm getroffen, um auf die Wichtigkeit einer funktionierenden Almwirtschaft hinzuweisen“, so die Landesobleute der TJB/LJ Stephanie Hörfarter und Dominik Traxl.
Dass eine funktionierende Almwirtschaft und somit die Kulturlandschaft Alm in Gefahr ist, zeigt das Beispiel Serfaus. Nach mehreren Wolfsrissen im Frühsommer dieses Jahres, haben sich die Besitzer der verbleibenden Tiere dazu entschieden, ihre Schafe vorzeitig von der Alm zu holen, da diese ihre geliebten Schafe sozusagen nicht als Wolfsfutter halten möchten.
Belastende Situation in Südtirol schon seit Jahren
„Die jetzige Situation erinnert uns sehr stark an die Zeit vor sieben Jahren. Zu dieser häuften sich ähnlich wie jetzt in Nord- und Osttirol auch bei uns in Südtirol Wolfsrisse. Mittlerweile sind die fast schon alltäglichen Wolfsrisse nicht einmal mehr eine Schlagzeile wert, da man ansonsten täglich davon berichten müsste. Genau vor dieser Situation haben wir bereits vor sieben Jahren gewarnt, aber leider hat auch bei uns in Südtirol der Wolf einen höheren Schutzstatus als eine funktionierende Almwirtschaft“, erläutern die Landesobleute der SBJ Angelika Springeth und Wilhelm Haller die Situation in Südtirol.
Eines hat sich beim Treffen der bäuerlichen Jugendorganisationen verdeutlicht, eine funktionierende Almwirtschaft im Alpenraum ist nur möglich, wenn Problemwölfe gezielt und ohne größere bürokratische Hürden entnommen werden können.
Das Thema Artenschutz als Ganzes sehen
Das bei den vielen Umweltschutzorganisationen immer wieder das Schlagwort Artenschutz fällt, verwundert die Landesobmänner der TJB/LJ und SBJ sehr, denn der Artenschutz muss auch bei Nutztieren den gleich hohen Stellenwert haben wie bei Wildtieren.
„Mittlerweile gibt es in ganz Europa ca. 30.000 Wölfe, wobei diese Zahl in den letzten Jahren rasant gestiegen ist und vermutlich noch steigen wird. Hingegen wenn wir die Schafzucht in dieser Debatte näher in Betracht ziehen, so fällt auf, dass beispielsweise das Braune Bergschaf in ganz Europa eine Population von rund 8.000 Stück vorzuweisen hat und somit von den Zahlen her schützenswerter ist, als der Wolf“, so die Landesobmänner.
„Auch wenn man bedenkt, dass im Tiroler Oberland bereits ein Wolfspaar nachgewiesen worden ist und dieses dann spätestens im kommenden Jahr Welpen mit sich führt, wird die Risshäufigkeit zunehmen“, führen die Landesleiterinnen der TJB/LJ und SBJ noch an.
Nun ist Europa gefordert
Dass auf lokaler Ebene schon zahlreiche Initiativen und Petitionen gestartet worden sind, zeigt auf, wie ernst die Lage mittlerweile im gesamten Alpenraum geworden ist. Herdeschutzmaßnahmen mit Zäunen und Herdenschutzhunden, sind vielleicht in topographisch begünstigteren und touristisch weniger intensiv genutzten Gebieten möglich, nicht aber in unseren hochalpinen Lagen, wo auch noch tagtäglich tausende von Touristen diese Landschaft als Erholungsgebiet aufsuchen.
Aus diesem Grund luden die TJB/LJ und SBJ den EU-Parlamentarier Alexander Bernhuber nach Serfaus ein, um ihm beim Lokalaugenschein zu verdeutlichen, dass die geforderten Herdeschutzmaßnahmen im alpinen Raum gar nicht bzw. nur teilweise möglich sind und dass der Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene abgesenkt werden muss.
„Der Wolf hat sich in den letzten Jahren zunehmend zu einem Problemtier entwickelt, zahlreiche Nutztiere wurden gerissen und die Menschen sind verunsichert. Es braucht daher ein sinnvolles Wolfsmanagement auf europäischer Ebene, dass den Schutz der Menschen und Nutztiere im ländlichen Raum zur obersten Priorität macht. Problemtiere müssen entnommen und wolfsfreie Zonen in den Alpen geschaffen werden. Dafür muss geltendes EU-Recht an die Realität angepasst werden“, sagte Alexander Bernhuber, EU-Abgeordneter und ÖVP-Umweltsprecher im Europaparlament.
Wie sich die Situation zum Thema Wolf in den nächsten Jahren entwickelt, bleibt abzuwarten, die Landesobleute der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend und der Südtiroler Bauernjugend sind sich aber sicher, dass es sofort einen Handlungsbedarf benötigt und nicht erst in ein paar Jahren, wo dann schon zahlreichen Almen nicht mehr vom Weidevieh bestoßen werden.
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