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Monat der Wahrheit

In Kürze wird am Landesgericht das dritte Gutachten von Giampietro Lago zum Fall Alex Schwazer hinterlegt. Diesmal offenbar mit dem definitiven Manipulationsbeweis. Derweil gerät die Antidoping-Agentur WADA unter Druck: Ist die Lausanner Probe eine Fälschung?

Von Thomas Vikoler

Der Endlos-Krimi um die mutmaßlich manipulierte B-Probe von Alex Schwazer steht vor einer neuen Etappe. Der entscheidenden. Giampietro Lago, Chef des Carabinieri-Labors RIS, wird sein insgesamt drittes Gutachten zur auffälligen B-Probe Anfang September am Landesgericht hinterlegen. Der Abgabetermin musste wegen Corona um einige Monate verschoben werden.

Doch diesmal, so heißt es am Landesgericht, werde Lago den definitiven Manipulationsbeweis erbringen. Nämlich dass Schwazers Urin – wahrscheinlich im Kölner Labor für Biochemie – nachträglich mit einer anderen gelagerten Probe des Geh-Olympiasiegers „aufgezuckert“ worden ist, um eine Manipulation zu vertuschen.

Lago hat im RIS-Labor von Parma umfangreiche Vergleichsstudien mit Proben von anderen Athleten durchgeführt. Diesmal sollte dabei herauskommen, dass die in Schwazers B-Probe nachträglich festgestellte DNA-Konzentration jede Statistik sprengt. Also nicht auf „natürliche“ Faktoren zurückzuführen ist.

Es ist allerdings fraglich, ob damit auch bewiesen werden kann, wo und wie genau eine Manipulation stattgefunden hat. Für eine Einstellung des zweiten Doping-Strafverfahrens gegen Schwazer müsste das Ergebnis des Beweissicherungsverfahrens aber allemal reichen.

Im Vorfeld der Verhandlung am 14. September am Landesgericht, wo das Lago-Gutachten diskutiert wird, erhöht Voruntersuchungsrichter Walter Pelino den Druck auf eine der beiden Zivilparteien, die Welt-Antidopingbehörde WADA. Dieser war von Pelino am 16. Oktober 2019 angeordnet worden, umgehend Material zu eines vermeintlich im Jahre 2017 in Lausanne analysierten Urin-Probe Schwazers abzuliefern. Was bisher nicht geschehen ist. Mit dem in einer Verhandlung vorgelegten Test-Ergebnis wollten die WADA-Anwälte nachweisen, dass die hohe DNA-Konzentration in Schwazers Kölner B- Probe keineswegs außergewöhnlich sei. Die Lausanner Probe wies einen Wert von 14.000 Pikogramm/ml auf.

Die Weigerung der WADA, die angeforderten Daten herauszugeben, nährt den Verdacht, dass das vorgelegte Dokument eine Fälschung sein könnte. Gefälscht, um für Verwirrung zu sorgen und das Beweissicherungsverfahren hinauszuzögern. Ein Fall für die Staatsanwaltschaft?

Richter Pelino hat Gutachter Lago nun mit einem Schreiben aufgefordert, im Rahmen des dritten Gutachtens eine wissenschaftliche Stellungnahme zum sonderbaren Lausanner Wert abzugeben.

Inaktiv in dieser Causa war zuletzt auch die Staatsanwaltschaft Bozen. Obwohl ihr dies von Voruntersuchungsrichter Pelino im Verlauf des Beweissicherungsverfahrens nahgelegt worden ist, gibt es bisher keine Anträge etwa auf Beschlagnahme des Servers des Kölner Labors für Biochemie. Die gehackten Mails des Welt-Leichtathletikverbandes IAAF, die Teil des Verfahrensakts sind, legen nahe, dass die Laborleitung in den vermeintlichen „Komplott gegen AS“ involviert ist.

 

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