Sinkende Umsätze
Das Geschäftsklima im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe ist in Folge der Corona-Krise sehr bescheiden. Über ein Drittel der Unternehmer dieses Sektors geht von einer schlechten Ertragslage im Jahr 2020 aus. Die Investitionen nehmen deutlich ab.
Die Sommererhebung des Wirtschaftsbarometers zeigt, dass nur 63 Prozent der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis im laufenden Jahr rechnen. Dieser Anteil liegt zwar deutlich über dem Schnitt der Südtiroler Wirtschaft, der 52 Prozent beträgt, ist aber im Vergleich zu den normalen Jahren äußerst bescheiden. Von den verschiedenen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes ist das Geschäftsklima vor allem in der Drucksparte, in der Nahrungsmittelverarbeitung, in der Textil- und Bekleidungsbranche sowie in der Produktion von Baumaterialien sehr schlecht.
Drei Viertel der befragten Unternehmer/innen melden sinkende Umsätze: Es wird geschätzt, dass das Südtiroler Verarbeitende Gewerbe im April 31 Prozent und im Mai 19 Prozent des Geschäftsvolumens im Vergleich zum Vorjahr verloren hat. Diese starken Umsatzverluste betreffen alle Absatzmärkte, wobei die größten Einbußen auf dem italienischen Markt zu verzeichnen sind. Alle Branchen des Verarbeitenden Gewerbes sind in Mitleidenschaft gezogen worden, darunter auch die essenziellen Tätigkeiten, die von den Betriebsschließungen während der Lockdown-Phase nicht direkt betroffen waren. Die Nahrungsmittelbranche hat zum Beispiel 21 Prozent des Umsatzes im April und 16 Prozent im Mai verloren, vor allem aufgrund des Ausfalls des HoReCa-Vertriebskanals (Hotellerie, Restaurants, Café, Catering). Zudem erholt sich die Marktlage nur mühsam. Über die Hälfte der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe melden, dass die Nachfrage nach ihren Produkten auch im Juni noch unter dem normalen Niveau war.
Die Unternehmen beklagen überdies eine wesentliche Verschlechterung der Rahmenbedingungen. Die Auflagen zur Eindämmung der Epidemie haben zu einer wesentlichen Steigerung der Betriebskosten geführt und die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit hat sich verschlechtert. Einige Unternehmen berichten auch über einen erschwerten Zugang zum Kredit. Vor allem klagen fast zwei Drittel der Unternehmer/innen über eine Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kunden.
Die sinkende Nachfrage, die Liquiditätsschwierigkeiten vieler Unternehmen und die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Pandemie und der internationalen Wirtschaftslage haben zu einem Einbruch der Investitionen geführt, besonders was Bauten und Maschinen betrifft.
Die Krise hatte auch auf die Beschäftigung starke negativen Folgen. Viele Unternehmen waren vom Lockdown direkt betroffen und mussten die Lohnausgleichskasse in Anspruch nehmen. Darüber hinaus ist die Anzahl der Arbeitsverträge gesunken: Im Juni 2020 gab es im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe in etwa 400 Arbeitnehmer/innen weniger als im Vorjahresmonat (-1,2 Prozent).Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, unterstreicht die wichtige Rolle der Exportwirtschaft für den Aufschwung: „Die Pandemie hat enorme Umsatzverluste verursacht und den internationalen Handel massiv beeinträchtigt. Die Handelskammer unterstützt die Südtiroler Unternehmen auch im Bereich der Internationalisierung, mit Information, Beratung und Weiterbildung. Damit sich aber die Exportwirtschaft nach dieser schwierigen Phase so schnell wie möglich erholen kann, sollen die Bedürfnisse des internationalen Warenverkehrs gerade auf der Brennerachse besser berücksichtigt werden.“
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