Sommer ohne Feste
Aufgrund der Corona-Pandemie finden im heurigen Sommer kaum Feste in Südtirol statt. Zwar sind Kirchtage und Wiesenfeste erlaubt, die steigenden Infektionszahlen bereiten den Veranstaltern aber zu viel Sorgen.
von Markus Rufin
Sommerzeit ist Festzeit. Ganz besonders in Südtirol gab es in den vergangenen Jahren im Sommer kaum ein Wochenende, an dem kein großes Wiesenfest oder Kirchtag stattfand. Heuer zeigt sich jedoch ein völlig anderes Bild.
In den letzten Wochen gab es für die großen Fester in Südtirol eine Absage nach der anderen. Kein Wunder, schließlich sind Wiesen- und Zeltfeste erst seit 15. Juli offiziell erlaubt. Seitdem gilt die Verordnung, die Landeshauptmann Arno Kompatscher unterzeichnete.
Doch mit dieser Verordnung ist ein gewohntes Wiesenfest mit viel Tanz und buntem Treiben kaum mehr möglich. So ist es beispielsweise untersagt, am Pudel Getränke und Essen auszugeben, stattdessen muss am Tisch serviert werden. Auch traditionelle Dorfumzüge sind laut derzeitiger Verordnung nicht möglich.
Die erste große Welle an Absagen für traditionsreiche Feste gab es bereits im Mai und im Juni, als absehbar war, dass das Verbot nicht aufgehoben wird. Das Waldfest Tschötscher Heide, das von der Musikkapelle Pfeffersberg organisiert wird und normalerweise Ende Mai stattfindet wurde bereits einen Monat davor abgesagt.
Obmann Markus Stockner erklärt: „Wir mussten es bereits Anfang Mai absagen, denn organisatorisch ist das ein großer Aufwand. Wir mussten sämtlichen Gruppen, die bei uns gespielt hätten, absagen.“
Für den Verein ist das Fest die wichtigste Einnahmequelle, um diesen Ausfall geringer zu halten, plant die Musikkapelle derzeit ein Konzert ohne Festbetrieb zu veranstalten.
Doch auch jetzt, wo Feste wieder erlaubt sind, gibt es nur wenige Veranstalter, die das Risiko auf sich nehmen. Dass die Veranstaltungen genügend Gäste anziehen würden, beweist die Bürgerkapelle Eppan, das vergangenes Wochenende ein zweitätiges Fest organisiert hat.
Obmann Alexander Pircher zieht eine positive Bilanz: „Das Fest kam sehr gut an. Wir haben die Sicherheitsbestimmungen eingehalten und hatten dennoch zeitweise einen voll besetzten Festplatz.“
Pircher berichtet, dass Vertreter anderer Vereine ebenso zum Fest kamen und sich darüber informiert haben, wie groß der Aufwand ist. Pircher würde das Fest also auf jeden Fall wiederholen.
Die Bürgerkapelle Eppan ist nicht der einzige Veranstalter, der lange überlegt hat, ob sie ihr Fest veranstalte oder nicht. Noch vor wenigen Wochen schien es so, als fänden in Südtirol doch einige Feste statt.
Auch in der Nachbargemeinde Kaltern wollte man das Weinfest bis vor kurzem noch veranstalten. Während das Marktfest im Weindorf bereits vor geraumer Zeit abgesagt wurde, stand beim Weinfest im Raum stattdessen eine Art Frühschoppen zu organisieren.
Normalerweise wird zum Weinfest das gesamte Areal vor der Kellerei Kaltern zu einem Festplatz umgewandelt mit vielen Theken und Ständchen. Es war also von Vornherein klar, dass das Fest nicht in gewohnter Form stattfinden würde. Doch letztendlich wurde sogar das Frühschoppen abgesagt. Zu groß war die Sorge davor, durch das Fest einen neuen Hotspot zu kreieren. In Kaltern werden daher nur kleine Veranstaltungen stattfinden.
Ähnlich ist es beim „Sarner Kirchtig“, der mittlerweile abgesagt wurde: „Wir haben Angst, dass wir die Situation nicht unter Kontrolle haben. Wenn 3.000 Leute kommen, dann haben wir ein großes Problem.“
Reichsigl weist darauf hin, dass in erster Linie die Veranstalter der Feste für eventuelle Infektionsfälle haften, daher sei die Absage des Kirchtigs auch verständlich: „Die Situation ändert sich von Woche zu Woche. Vor einem Monat hätte man den Kirchtig noch ohne Probleme machen können. Man kann nur auf Sicht fahren.“
Das traditionsreiche Mortiner Dorffest in Passeier wurde dagegen bereits vor der Corona-Pandemie abgesagt. Stattdessen wollte die örtliche Feuerwehr ein Fest organisieren, doch auch dieses wurde am Freitag abgesagt. Auch hier sind die steigenden Infektionszahlen der Hauptgrund für die Absage.
Eine Veranstaltung, die erst deutlich später stattfindet aber ebenfalls in der Schwebe ist, ist der Gaiser Kirchtag. Wie Musikkapellen-Obmann Michael Niederwanger erklärt, sei bereits jetzt klar, dass das Fest nur in veränderter Form gemacht wird, die endgültige Entscheidung soll aber erst in den letzten Tagen fallen. Gemäß Verordnung sei es für die Musikkapelle zwar durchaus möglich ein Fest zu organisieren, doch man werde sich in erster Linie auf die Erfahrungen anderer Vereine verlassen.
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Kommentare (1)
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gerhard
Schade um das Kalterer Weinfest, das war eie bombastische Veranstaltung!
Aber Abstand halten war und ist da nicht möglich und so ist es richtig, das Fest abzusagen.
Wollen wir hoffen, das nächstes Jahr wieder alles gut ist!