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Mehr Energieverbrauch

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Der Touristenansturm in Südtirol ist mit einem erhöhten Strom- und Wasserverbrauch verbunden. Doch wie versöhnt man Schneekanonen mit Nachhaltigkeit?

von Martina Soini

Mehr als 7,5 Millionen Touristen reisten im Jahr 2018 nach Südtirol, teilt das Forschungszentrum Eurac mit, und die Zahl von rund 33 Millionen jährlichen Nächtigungen in Südtirols Beherbergungsbetrieben hat sich seit 1970 verdreifacht.

In einem ersten Jahresbericht zieht die Beobachtungsstelle für nachhaltigen Tourismus in Südtirol STOST, welche 2018 auf Initiative der Eurac eingerichtet wurde, Bilanz über die Entwicklung der Tourismusbranche im Land. Die Erhebung und Auswertung von Daten aus zwölf verschiedenen Bereichen soll dabei dem Ziel dienen, Empfehlungen und Leitlinien zu entwerfen, damit der Tourismus „wirtschaftlichen und kulturellen Mehrwert für Touristen, lokale Bevölkerung und Unternehmen schafft und gleichzeitig in der Lage ist, die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu minimieren“.

In Puncto Nachhaltigkeit sind insbesondere die Ergebnisse aus den Bereichen des Energieverbrauchs und der Wasserwirtschaft hervorzuheben: Laut dem ersten Jahresbericht der STOST ist sowohl der Strom- als auch der Wasserverbrauch in den letzten Jahren gestiegen. Worauf ist dieser Anstieg zurückzuführen? „Der erhöhte Energieverbrauch in Beherbergungsbetrieben hängt unter anderem damit zusammen, dass die Anzahl an Drei-, Vier-, und Fünf-Sterne-Hotels in den letzten zwanzig Jahren konstant angestiegen ist. In solchen Betrieben ist der Energieverbrauch pro Kopf höher als in Hotels mit weniger Sternen“, erklärt Anna Scuttari, Tourismus- und Umweltökonomin von Eurac-Research. „Einen weiteren Faktor finden wir im Wintertourismus: Hier verbrauchen sowohl die Skiliftanlagen als auch die Schneekanonen in den Skigebieten mehr und mehr Strom. Außerdem ist der Betrieb der Beschneiungsanlagen mit einem erhöhten Wasserverbrauch verbunden“, ergänzt die Expertin.

Und das hängt laut Eurac-Bericht direkt mit den Auswirkungen des Klimawandels zusammen: Seit 2014 verringert sich die mit natürlichem Schnee bedeckte Fläche in Südtirol. Außerdem steigt nicht nur die Temperatur nachweislich an, sondern auch das Wasser wird knapp.

Und doch wirbt man mit schneebedeckten Berghängen für die Wintersaison. Die sich ergebende Problematik im Tourismus sei durch die Auswertung der Daten nochmals klarer zum Vorschein gekommen, betont Scuttari, und gerade das Analysieren der bestehenden Situation sei für das weitere Vorgehen äußerst wichtig. Entscheidungen auf Basis der gegebenen und auszuarbeitenden Datenlage stünden allerdings noch aus: „Die Frage, wie genau sich das Ziel der Nachhaltigkeit mit den verschiedenen beteiligten Interessen vereinbaren lässt, bleibt vorerst unbeantwortet. Antworten müssen in den nächsten Monaten und Saisonen gemeinsam mit den zuständigen Interessensvertretern ausformuliert werden“, so Anna Scuttari.

Nachhaltig und resilient soll der Tourismus sich entwickeln, so die Zielsetzung des STOST – und diese Ziele müssen gerade in Hinblick auf Klima- und Coronakrise umso dringlicher erfüllt werden. „Der Blick in die Zukunft zeichnet in vieler Hinsicht eine herausfordernde Situation: Welche Veränderungen wird der tourismusbedingte Busverkehr nun in der nächsten Saison angesichts Covid-19 erfahren? Das ist nur eine von vielen Fragen, die ganz konkret mit Nachhaltigkeit zu tun haben. Doch eines kann man festhalten: Gerade im lokalen Tourismus zeichnet sich ein zu befürwortender Trend zur Nachhaltigkeit ab. Strom aus erneuerbaren Energien lässt sich hierzulande glücklicherweise gut gewinnen und immer mehr Betriebe bemühen sich um größtmögliche Umweltverträglichkeit wie die wachsende Zahl freiwilliger Zertifizierungen in diesem Zusammenhang zeigt“, lautet Anna Scuttaris Fazit.

 

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