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Der Lockdown und die Leinwand 

Foto:Edeltraud Andergassen

Dorothea Vieider und Helene Christanell geben Einblick in die Corona-Kinowelt.

von Renate Mumelter

„Die Resonanz war sehr gut, viele freuen sich, dass es endlich wieder Kino gibt, sogar bei heftigstem Regenfall sind die Menschen geblieben, weil sie den Film sehen wollten“, erzählt Dorothea Vieider, die Präsidentin des Filmclubs. Positive Rückmeldungen bekommt auch Helene Christanell vom Filmtreff Kaltern. 

Trotz dieser positiven Stimmung ist die Lage alles andere als rosig. „Seit wir aufgemacht haben, fahren wir Defizite ein“, sagt Christanell und Vieider bestätigt, dass die Ausgaben höher sind als die Einnahmen. 

Trotzdem haben sich beide Vereine entschieden, im Sommer etwas anzubieten. Der Filmtreff Kaltern ist nach einer Anlaufphase im Saal jetzt mit dem Open-Air-Kino gestartet, der Bozner Filmclub schließt seine Open-Air-Saison heute ab und geht bis 27. August in Pause. „Diese  Entscheidung fiel uns sehr schwer“, sagt Vieider, denn „der Filmclub wäre gerne durchgehend bei seinem Publikum. Wir haben aber in den ersten 3 Monaten des Lockdowns einen Verlust von ca. 150.000 eingefahren und das Sommerkino war wegen der hohen Spesen auch kein Nullsummenspiel.“ Die Leinwand und deren Montage samt Anschlüssen und die Sicherheitsprüfungen waren kostenintensiv. Dafür aber gab es Kino, das diesen Namen verdient. 

Kultur braucht auch Geld

Für die zwei Vereine bleibt die Lage prekär. Fixkosten fallen nämlich immer an, auch wenn der Kinobetrieb steht. Trotz der vielen Freiwilligen braucht es im Filmclub Fixangestellte und es gibt Ausgaben für die Infrastrukturen. 54 Prozent der Einnahmen kommen im Filmclub in Normaljahren aus eigenen Einnahmen (Eintritte), 18 Prozent aus Einnahmen durch Saalmieten etc. und 30 Prozent sind Beiträge der öffentlichen Hand. Seit Corona fehlt also weit mehr als die Hälfte. Auch der Filmtreff Kaltern muss bei leeren Kassen für Fixkosten aufkommen, auch wenn viele Freiwillige regelmäßig zur Stelle sind. Und für alle Kinobetreiber gilt, dass die Verleihfirmen teurer geworden sind. Eine Filmleihe kostet zwischen 250 und 500 Euro fix, dazu kommen Prozente zwischen 35 und 50 Prozent auf jede verkaufte Karte. Jetzt kommt erschwerend hinzu, dass die Verleiher die Fixkosten im Voraus bezahlt haben wollen, egal ob ein Film gespielt werden kann oder nicht. Ein Open-Air-Risiko. Kein Wunder also, dass die kommerziellen Kinos noch gar nicht aufgemacht haben. 

Fast schon ein Wunder, dass die Kulturkinos weitermachen. Und die öffentliche Hand hat auch schon Kürzungen des Kulturbudgets angekündigt. Es gäbe also durchaus Grund zum Jammern, aber das überlassen die Gesprächspartnerinnen lieber anderen Wirtschaftszweigen. Sie machen weiter, auch wenn sie nicht wissen, wohin die Reise geht. Zur Erinnerung: auch Kultur schafft Arbeitsplätze – und Mehrwert. 

Highlights diese Woche

Open Air Filmclub Bozen „Favolacce“, (heute, SA) 

Open Air Filmtreff Kaltern „Parasite“ (MO), „Herbert Pixner & the Italo Connection“ (MI)

Open Air UFO Bruneck „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ 

Autokino Galilei Drive in Bozen „Pulp Fiction“ (SA), „La La Land“ (SO)

und

Wanderkino „Cinema Sotto le stelle“ Bozen täglich

Open Air Cinema Gemeinde und Cineforum Bozen täglich 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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