„Der Berg verzeiht keine Fehler“
In den letzten Tagen haben sich die Bergunfälle in Südtirol gehäuft. Ernst Winkler, Landesleiter der Bergrettung, erklärt, warum es immer wieder zu schweren Unglücken kommt.
von Eva Maria Gapp
In den letzten Tagen gab es in Südtirol immer wieder Bergunfälle. Erst vor etwa einer Woche sind innerhalb kürzester Zeit drei Menschen ums Leben gekommen.
Die TAGESZEITUNG hat beim Südtiroler Bergrettungs-Chef Ernst Winkler nachgefragt, weshalb es gerade jetzt zu dieser Häufung kommt – und warum Bergunfälle passieren.
„Das schöne Wetter und die Ferienzeit locken zahlreiche Urlauber, Wanderer und Kletterer in die Berge. Dementsprechend steigt auch die Zahl der Unfälle“, sagt Winkler. Denn am Berg lauern viele Gefahren: „Im steilen Gelände kann man sich so gut wie keine Fehler erlauben. Man braucht nur einmal unachtsam sein und schon kann es tödlich enden. Viele der Unfälle sind auch Folgen von Übermüdung und Unachtsamkeit, welche zum Umknicken, Stolpern oder Stürzen führen“, erklärt der Bergretter weiter. Kurzum: „Der Berg verzeiht keine Fehler.“
Aber auch Selbstüberschätzung ist immer öfter der Grund für Notfälle: „Viele überschätzen sich. Sie glauben, ein höheres Risiko eingehen zu können und geraten dann in eine Notlage. Das sehen wir immer wieder.“ Aber auch die Länge der einzelnen Touren werde vielfach unterschätzt, und oft sei es auch der sehr späte Aufbruch zu den Touren.
Fehlende Erfahrung und mangelnde Fitness, auch aufgrund von Corona, kommen noch hinzu: „Dadurch, dass man während des Lockdowns keine Bergtouren oder dergleichen machen konnte, hat bei vielen die Kondition abgenommen. Sie werden schneller müde als sonst. Aber auch die Erkrankung selbst hat ja bei vielen dazu geführt, dass sie nicht mehr so fit sind wie zuvor, auch wenn sie als genesen gelten. Ich denke, das hat auch einen Einfluss“, so Winkler. Außerdem beobachtet er, dass immer mehr Menschen trotz Erkrankung in die Berge gehen: „Sie glauben noch fit zu sein, weil auch die Medikamente gut eingestellt sind, doch dann merken sie ab einer gewissen Höhe, dass sie es trotzdem nicht schaffen und die Kraft einem verlässt.“
Doch auch die Hitze dürfe man laut Winkler nicht unterschätzen: „Durch die Hitze wird das Gelände brüchiger. Das heißt, Steine oder auch Felsen können sich lösen. Die Gefahr von Felsstürzen und Steinschlägen steigt dadurch.“
Winkler rät deshalb, einige Regeln beim Bergsteigen zu beachten: „Am wichtigsten ist sicherlich eine gute Ausrüstung. Ich rate jedem, genug warme Kleidung mitzunehmen, einen Regenschutz sowie genügend Flüssigkeit, damit man nicht dehydriert.“ Zudem sollte man die Tour gut planen. „Dazu gehört auch, dass man im Vorfeld für sich abcheckt, ob die Tour für einem machbar ist, also ob man sie auch körperlich schafft“, betont Winkler. Wichtig ist außerdem, stets das Wetter im Blick zu haben. „Vor allem auch, weil Gewitter immer früher kommen und man da gewöhnlich schnell reagieren muss. Wenn man davon total überrascht wird, ist die Gefahr groß, dass man Fehler macht und es dann zu einem Unglück kommt.“ Außerdem gilt noch: Früh starten und äußerste Aufmerksamkeit.
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