Digitaler Fischsaurier
Der große Fischsaurier von der Secëda ersteht virtuell wieder auf: Im Museum Gherdëina gibt’s den Saurier ab 2021 als virtuelle Realität.
Halb Fisch, halb Echse, enorme sechs bis zehn Meter lang und mit spitzen Zähnen bewaffnet: Der große Fischsaurier, dessen fossile Überreste 1968 auf der Secëda gefunden worden sind, muss ein furchteinflößendes Tier gewesen sein. Wie furchteinflößend, kann man ab 2021 im Museum Gherdëina in St. Ulrich hautnah erleben – dank virtueller Realität. Einen Vorgeschmack darauf gibt’s schon Anfang August auf der Homepage des Museums.
Der Ichthyosaurus Cymbospondylus, ein einem Fisch ähnelndes Meeresreptil, ist einer der Stars der umfassenden paläontologischen Sammlung des Museum Gherdëina. Seine rund 241 Millionen Jahre alten versteinerten Knochenreste wurden 1968 von Meinhard Strobl und Johann Comploj auf der Secëda entdeckt, in Zürich identifizieren lassen und sind seit 1986 im Museum zu sehen. „Leider kann man aus den Knochenresten nur erahnen, wie mächtig dieses Tier war, das etwa 100 Millionen Jahre lang das Urmeer Tethys beherrscht hat“, erklärt Museumsdirektorin Paulina Moroder, da das Skelett nicht vollständig ist.
Diesem Manko begegnet das Museum nun mit modernster Technologie. Auf Anregung des Paläontologen Andrea Tintori forscht Ryosuke Motani, Geologieprofessor an der University of California und einer der anerkanntesten Fischsaurier-Experten weltweit, seit einigen Jahren an den Grödner Knochenresten, die der einzige Fund aus ihrer geologischen Zeit darstellen und zum ältesten bekannten Exemplar eines Fischsauriers gehören.
Obwohl die Knochenfunde nicht vollständig sind, ist es nun dem jungen Geologen Nicola Castelnuovo gelungen, den Saurier und dessen Umwelt auf der Basis dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse digital zu rekonstruieren. „Um die im Berg eingeschlossene Geschichte des Lebens zu vermitteln, arbeiten wir an einem virtuellen Erlebnis, mit dem man sich in die Welt des Fischsauriers und des Urmeeres hineinversetzen kann“, so Castelnuovo.
Die VR-Ausstellung des Fischsauriers und einer einst unter Wasser liegenden Secëda sollte bereits in diesem Jahr zum 60-Jährigen des Museums gezeigt werden, musste Covid-bedingt aber auf 2021 verschoben werden. „Um unseren Besuchern trotzdem einen Vorgeschmack geben zu können, stellen wir Anfang August auf unserer Homepage einen Videoclip online“, erklärt die Direktorin. „Er ermöglicht zwar noch nicht das Erleben in der virtuellen Realität, ist aber so schon beeindruckend.“
Neben der interaktiven digitalen Vermittlung sieht Moroder noch einen zweiten Vorteil im VR-Projekt. „Mit dieser Technologie sprechen wir ein jüngeres Publikum an und wollen damit zur genauen naturkundlichen Beobachtung anregen und für die Erforschung des paläontologischen Reichtums der Dolomiten begeistern“, so die Direktorin des Museum Gherdëina, die anfügt. „Es ist ein durch und durch zukunftsweisendes Projekt.“
Unterstützt wurde die Rekonstruktion des Grödner Fischsauriers vom Rotary Club Bressanone-Brixen sowie von der amerikanischen Kaoul Foundation.
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