„Nicht polemisieren“
Die „Instruktion zur pastoralen Umkehr“ hat auch in Südtirol für Aufmerksamkeit gesorgt. Wie Bischof Ivo Muser darauf reagiert.
von Markus Rufin
Die „Instruktion zur pastoralen Umkehr“ hat unter Südtiroler Laien für Aufsehen gesorgt (TAGESZEITUNG berichtete), sie sehen sich entmündigt. Nicht so Bischof Ivo Muser.
Die Instruktion stehe „ganz auf der Linie des zweiten Vatikanischen Konzils“, sie rufe einige „Grundwahrheiten des Glaubens“ in Erinnerung: „Nicht wir machen die Kirche, und es ist auch nicht unsere Kirche, sondern die Kirche Jesu Christi. Papst Franziskus rückt hier einiges zurecht, aber nicht als Maßregelung oder Disziplinierung, sondern als Ermutigung, ganz auf Christus zu setzen, um wieder eine missionarische Kirche zu werden.“
Bischof Ivo Muser ist also von der Instruktion überzeugt und begründet das mit einem Zitat von Karl Rahner, das er während seines Theologiestudiums in Innsbruck gehört hat: „Die Kirche der Zukunft darf nicht die Kirche des Klerus oder der Laien sein. Sie muss mit ihren verschiedenen Ämtern und Aufgaben die Kirche Jesu Christi bleiben oder sie hört auf, Kirche zu sein.“
Im Klartext: Sowohl Laie als auch Priester haben in der Kirche den ihnen anvertrauten Platz: „Es geht darum, dass Laien und Priester mit der je eigenen Sendung und Berufung, Christus zur Sprache bringen. Wenn im Verhältnis zwischen Laien und Priestern eine Seite unbedingt gewinnen will, verlieren beide.“
Bischof Muser stellt aber auch klar, dass das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und das Priestertum, das durch die Weihe übertragen wird, sich nicht gegenseitig ersetzen können. Das werde im zweiten vatikanischen Konzil klar zum Ausdruck gebracht. „Sie haben ihre Identität in ihrer je eigenen Beziehung zu Christus. Davon wird deutlich, dass sie nur gemeinsam Kirche sein können“, so Bischof Muser.
In der Diözese Bozen-Brixen befolge man genau dieses Kirchenbild bei der Gestaltung der Seelsorgestrukturen: „Deswegen sehe ich keinen Grund zur Polemik oder gar zum Aufruf, diese Instruktion abzulehnen. Selbstverständlich gilt diese Instruktion auch für uns.“
Als Bischof widerstehe ihm jede spalterische und reißerische Polemik. Sein Aufruf: „Mehr Priester und mehr Laien brauchen wir – und Priester und Laien gemeinsam! Bitte nicht polemisieren, sondern diese Instruktion gut und aufmerksam lesen und wo es notwendig ist, Einseitigkeiten und fragwürdige Entwicklungen überdenken und aufgeben!“
Er sieht im Gegensatz zur katholischen Männerbewegung die Laien in der Instruktion nicht benachteiligt: „Sie betont das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen. Aber sie betont auch, dass wir Priester brauchen, weil es um Christus geht. Wir brauchen Menschen, die uns gerade durch das Weihesakrament daran erinnern, dass die Kirche nur von Christus her existiert.“ Darauf könne man nicht verzichten.
Dabei sei es aber ein Fehler, die Kirche nur auf die Priester zu reduzieren: „Kirchliches Leben, und damit auch eine Pfarrgemeinde, erschöpft sich keineswegs im sakramentalen Dienst der Priester. Die ganze Kirche ist größer und umfassender als ihr Amt.“
„Als Bischof bin ich dankbar für den sakramentalen Dienst unserer Diakone und Priester und ich bin dankbar für alles, was viele Frauen und Männer in unsere Pfarrgemeinden einbringen. Alles andere ist Polemik, die nichts bringt und die uns nicht hilft, Seelsorge und Kirche zu gestalten – unter den heutigen, herausfordernden Bedingungen“, so Bischof Muser.
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Kommentare (38)
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andreas
Eine Ansammlung von Fundamentalisten, welche sich der weltlichen Justiz entziehen und Pädophile und Kinderschläger decken.
Die Justiz sollte endlich die Archive des Vatikans bzw. der katholischen Kirche durchforsten, die Schuldigen auf die Anklagebank bringen und die Opfer entschädigen.
Bevor die Kirche sich nicht ihrer Schuld stellt, der derzeitige Papst taugt auch nichts, kann man diese „Sekte“, recht viel anderes ist es auch nicht, nicht ernst nehmen.
pingoballino1955
Die Kirche,weit schlimmer las die „Scyantologen von Ron Hubbard“ ,auch die höchst FRAGLCH!
2xnachgedacht
mi tat echt interessiern wiaviele va de maulr do, epas gspendet hobm-gegnen hungr af dr welt ..
tirolersepp
Diese Diskussion löst die Zeit ganz automatisch, wieviel Pfarrer gibst z.b. in 20 Jahren ?
semperoper
Als Karl Golser Bischof wurde hatte ich als Unbeteiligter(!) eine leise Hoffnung, dass die Kirche in Südtirol endlich menschlicher werden würde. Sein Tod – bzw. Arbeitsunfähigkeit – und sein Nachfolger hat sie um 200 Jahre zurückgeworfen.