Jazz & Corona
Jazzmusik in Corona-Zeiten: Die 19. Meraner Jazzakademie und das 24. Festival Meranojazz sind erfolgreich zu Ende gegangen.
Für die traditionelle Meraner Jazzwoche im Juli hat es dieses Jahr keine Unterbrechung gegeben. Die Veranstaltungen haben mit wenigen Einschränkungen stattgefunden. Entschieden wurde erst spät, und zwarMitte Juni (Akademie) und Ende Juni (Festival), doch dann wurde mit ganzer Kraft an der Umsetzung gearbeitet. Dabei wurde das Festival im Gegensatz zu den vergangenen Jahren für das Freie geplant, die Akademie nutzte im vierten Jahr in Folge die Musikschule Meran als Kursort mit Verlagerung einiger Aktivitäten in den Schulhof.
Die Konzerte des von der Gemeinde Meran in Zusammenarbeit mit dem Teatro Stabile von Bozen organisierten Festivals wurden in diesem Jahr auf zwei reduziert. Dafür waren sie für alle frei zugänglich, wenn auch bei eingeschränkter Besucherzahl. Musikalischer Magnet warGianluca Petrellas energetische Band Cosmic Renaissance, die wetterbedingt ins KiMM verlegt werden musste. Dafür war es dem Lokalmatador Stefano Colpi aus dem Trentino mit seinem melodiös angehauchten Open Atrio vergönnt, am gut besuchten Thermenplatz aufzutreten. Bei beiden musikalisch hochwertigen Konzerten waren etwa 150 Besucher anwesend, am Thermenplatz mit den Zaungästen auch mehr. Die Livemusik ist also nach Meran zurückgekehrt.
Petrella war gleichzeitig als Artist in Residence Gast der 19. Jazzakademie. Sie wird von Ewald Kontschieder und Franco D’Andrea geleitet. D‘Andrea war dieses Jahr erstmals tourneebedingt nur bei der Eröffnung im Schulhof anwesendund gab den Anwesenden die besten Wünsche mit auf den Weg.
Der weltberühmte und sympathische Ausnahmekünstler Petrella lieferte in zwei Tagen mit einer kompakten und hervorragenden neunköpfigen Meisterklasse ein außerordentliches musikalisches Ergebnis. Michael Lösch führte die Klasse in den folgenden Tagen weiter und erarbeitete ein weiteres anspruchsvolles Programm, das am Abschlussabend unter großem Applaus dem Publikum vorgestellt wurde. Beide nutzten dafür Originalkompositionen aus eigener Hand.
Mit Hilfe von 12 motivierten, großteils ehrenamtlichen Mitarbeitern gelang der Spagat, die Kursveranstaltung reibungslos über die Bühne zu bringen, auch dank der Unterstützung von Seiten der Schulbehörden und des Schuldirektors Alexander Veit. Die Räumlichkeiten der Musikschule sind für eine solche Musikveranstaltung ideal. Über 50 Teilnehmer aus dem Raum zwischen Dänemark, und Mittelitalien waren gemeldet. Dieses Jahr fanden die Kursevor allem als Einzelunterricht und bei den Ensembles im Turnus nur in den Sälen und großen Räumen statt. Weitere Kurse, die Eröffnung und die Abschlusskonzerte wurden in den weitläufigen Schulhof verlegt.
Die über dreistündigen Abschlusskonzerte waren der Höhepunkt der Veranstaltung. Zehn Gruppen traten dabei teils mit ihren Lehrern und einem Kurzprogramm auf und zeigten, was sie gelernt hatten. Darunter ließen viele junge Talenteaufhorchen. Die Alterspanne zwischen jüngstem und ältestem Teilnehmer betrug sage und schreibe 72 Jahre.
Für menschlich und künstlerisch gute Stimmung sorgtenneben dem sehr motivierten, großteils ehrenamtlich arbeitenden Teammitgliedern auch die US-amerikanischen, italienischen, deutschen und österreichischen Lehrer.
Hervorzuheben sind dabei die ausgezeichnete US-Gesangsdidaktikerin Dena DeRose, eine virtuose Sängerin-Pianistin, aber ebenso die österreichische Saxofonistin Karolina Strassmayer, der italienische Gitarrist Daniele Daniele Santimone, der Münchner Kontrabassist Henning Sieverts und der US-Schlagzeuger Drori Mondlak. Der geschätzte sardische Klavierlehrer Luca Mannutza schloss seinen dreijährigen Unterrichtszyklus in diesem Jahr in Meran ab.
Eigene Jugendlehrer wie Paolo Trettel und Pietro Ricci nahmen sich der Jüngsten an, die dieses Mal aus Begrenzungsgründen etwas weniger zahlreich wie in vergangenen Ausgaben waren.
Guten Zuspruch fand außerdem die Einführung in die anatolische Musik mit dem aus Denizli/Türkei stammenden Saz-Spieler und Sänger Bünyamin Yagdi. 30 Interessierte folgten aufmerksam seinem Vortrag in eine unbekannte orientalische Welt, die aus der Begegnung verschiedener Kulturen entstanden ist und auch die Improvisation kennt. Allerdings war der größte Teil des Treffens vor allem dem praktischen Ausprobieren mit Improvisation gewidmet. Nicht zuletzt wurden dabei ungerade Rhythmen und die anatolischen Maqamat (Tonleitern) auf dem eigenen Instrument umgesetzt.
Am Ende lobten Teilnehmer wie Lehrende die Veranstalter für ihren Mut und die derzeit seltene Möglichkeit, wieder gemeinsam Musik machen zu können. Viele Musiker sind bekanntlich seit März ohne Arbeit. Am Ende zeigten sichLehrer, Teilnehmer und Angehörige sehr zufrieden mit der Veranstaltung und mit dem Niveau der Konzerte. Es gab ebenso Lob von Seiten der Veranstalter für die Teilnehmer, die sich respektvoll an die notwendigen Regeln gehalten hatten.
Das Meraner Jazzteam samt seinem Publikum hat also gezeigt: Es ist trotz Coronavirus möglich, ein hochwertiges Musikprogramm umzusetzen.
Stipendien bei den Meraner Jazzkursen
Wegen der besonderen Bedingungen setzte man dieses Jahr für die Stipendienvergabe die Alterskategorien außer Kraft.
Das Lehrerteam prämierte die in ihren Ohren förderungswürdigsten vier Musikertalente unter allen Teilnehmern.
Sie sind zwischen 15 und 21 Jahre alt, und zwar Alessandro Milita (Riva del Garda): Klarinette, Giosuè Mazzei (Meran): Gitarre, Joy Kirstin Schulte (Meran): Sopransaxofon, Sean Lucariello (Grantorto/PD): Trompete.
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