Der Rettungsanker
Covid-19 und Fernunterricht: unibz nimmt an internationalem Projekt zur Entwicklung des virtuellen Englischunterrichts teil.
Welche Methoden und globalen Strategien eignen sich für den Fernunterricht von Englisch als Fremdsprache? Eine Fragestellung, die Prof. Maria Cristina Gatti von der Fakultät für Bildungswissenschaften der unibz in einem Forschungsteam angeht, an dem sich zehn Universitäten auf drei Kontinenten beteiligen. In der zweiten Phase des Projekts im Herbst steht auch das Lernverhalten zweisprachiger Südtiroler Kinder im Fokus.
In den Monaten des Lockdown war er der Rettungsanker, der eine Fortführung des Unterrichts ermöglichte. Doch der Fernunterricht wird uns auch in Zukunft erhalten bleiben, nicht zuletzt angesichts der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie. Im Bereich der pädagogischen und didaktischen Forschung geht es aktuell auch darum, zu verstehen, welche digitalen Instrumente sich am besten für die Vermittlung und den Erwerb von Wissen eignen.
In diese Richtung geht auch ein internationales Forschungsprojekt zum Online-Englischunterricht, das vonMaria Cristina Gatti, Professorin für Linguistik der englischen Sprache an der Fakultät für Bildungswissenschaften, mitangestoßen wurde. Es wird von einem Konsortium von Universitäten aus neun Ländern durchgeführt: Freie Universität Bozen, Meisei University (Japan), Ötvös Loránd University (Ungarn) Transilvania University (Rumänien), Comenius University (Slowakei), Ghent University (Belgien), Instituto Nacional Politecnico (Mexiko), Paññāsāstra University (Kambodscha), Belarus State Economic University (Weissrussland) e British Teaching University (Georgien). „Das Projekt ist Teil einer größeren Forschungskooperation, die 2002 vom International Studies Department der School of Humanities der Meisei University in Tokio gestartet wurde”, präzisiert die Dozentin aus Brixen.
„Auf Basis der Anforderungen der einzelnen nationalen Bildungssysteme versuchen wir, mögliche Lösungen für den von der Weltgesundheitsorganisation geforderten virtuellen Unterricht der englischen Sprache für Grundschulkinder bereitzustellen“.
Im Rahmen des Projektes sollen methodologische Grundlagen und deren praktische Umsetzung für virtuelle Englischstunden für Kinder erarbeitet werden.
Im zweitem Teil des Projekts, ab August 2020, werden acht Gruppen von Studierenden, darunter auch Teilnehmer*innen der Fakultät für Bildungswissenschaften, zehn Tage lang japanischen und georgischen Grundschulkindern individuellen Onlineunterricht in Englisch geben – ausgehend von den didaktisch-methodologischen Grundlagen, die in der ersten Projektphase gemeinsam mit den Dozent*innen erarbeitet wurden. Im September und Oktober verlagert sich der Fokus dann auf Grundschulkinder anderer Nationalitäten, die wegen der Pandemie weiterhin Fernunterricht erhalten. „In diese Phase werden wir auch Schüler*innen aus Südtirol miteinbeziehen und die Schwierigkeiten untersuchen, die bei zweisprachigen Kindern typischerweise beim Erlernen von Englisch als Drittsprache auftreten. Unsere Studierenden, die am Projekt teilnehmen, werden auf dieser Basis dem internationalen Forschungsteam die Besonderheiten in Zusammenhang mit Südtirols Dreisprachigkeit näherbringen, um dann gemeinsam Vorschläge für angemessene didaktische Methoden zu erarbeiten, die anschließend in der praktischen Umsetzung erprobt werden“, erklärt Gatti.
Die am Projekt beteiligten Universitäten schlagen für die Lehrpläne der „Didaktik der englischen Sprache in der Grundschule“ vor, die jeweiligen nationalen Besonderheiten in kultureller Hinsicht und im Bildungssystem zu berücksichtigen. Die damit einhergehenden Anstrengungen beim Vergleich verschiedener Bildungssysteme sind einer der Eckpfeiler des Forschungsprojekts.
Eine weitere Besonderheit, die speziell auf die Studierenden der Bildungswissenschaften für den Primarbereich zugeschnitten ist, besteht in deren aktiver Beteiligung an den Forschungsaktivitäten der acht internationalen Teams. Dort haben sie die Möglichkeit, ihre eigenen pädagogischen und didaktischen Kompetenzen im Austausch mit Gleichaltrigen anderer Nationalitäten und Bildungskulturen einzubringen. „Japanische Kinder lernen das lateinische Alphabet beispielsweise erst im Alter von 9 bis 10 Jahren und kennen ein Schriftsystem, das bereits drei andere Zeichentypen (Kanji, Hiragana und Katakana) enthält. In diesem Fall braucht es didaktische Methoden, die zumindest in den ersten Jahren nur auf die Entwicklung mündlicher Sprachkompetenzen abzielen. Im Fall von georgischen Kindern beginnt das Erlernen der Buchstaben des lateinischen Alphabets im zweiten Jahr der Grundschule. Auch hier wird der Englischunterricht wegen der Komplexität der Schriftsysteme im ersten Schuljahr mit spielerisch-interaktiven Aktivitäten gestaltet und es gibt keine Bewertung“, erklärt die Linguistin.
„Unsere Studierenden haben also die Möglichkeit, sich auch mit Ansätzen, Lehrstrategien und Lernmethoden auseinanderzusetzen, die sich von dem unterscheiden, was wir in der Ausbildung didaktisch für europäische Kinder mitgeben.“
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