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Ich büße nicht

Inspirieren das Coronavirus und die Quarantäne die Künstler*innen zu neuen Werken? Wenn ja, zu welchen? Die Corona-Galerie der Tageszeitung sucht Bilder und fragt mit Marcel Proust und Max Frisch nach. Heute der Maler und Bildhauer Franz Pichler.

Wie geht ́s?

Es kriecht.

Wie ist Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Verwirrt.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Carola Rackete „Handeln statt hoffen: Aufruf an die letzte Generation“, 
Erich Fromm „Die Kunst des Liebens
“.

Was ist Ihre erste Erinnerung?


Ein weißes Schaukelpferd auf einem Dachboden, den man vom Weg aus einsehen konnte.

Was wollten Sie als Kind werden?

Grödner Schnitzer.

Warum sind Sie Künstler geworden?

Ich hatte keinen anderen Ausweg.

Bereuen Sie diese Entscheidung manchmal?

Zum Bereuen gehört die Buße + ich büße nicht.

Wenn Sie nicht Künstler wären, wer oder was möchten Sie sein?

Was ich bin.

Welche/r Künstler/in hat Sie am stärksten beeinflusst?

Constantin Brancusi und Hans Leinberger.

Welches künstlerische Werk hätten Sie gern selbst gemacht?

„Der Ursprung der Welt“ von Gustave Courbet.

Welchem/r Künstler/in möchten Sie gerne begegnen?

Die ich kenne, reichen mir völlig.

Was würden Sie ihn/sie fragen?

Kommt Verstehen vom Wissen oder kommt Wissen vom Verstehen?

Zweifeln Sie manchmal an der Kunst?

Nicht an der Kunst aber das meiste ist zur Zeit keine Kunst.

Was nervt Sie an der Kunstwelt?

Die Kuratorenkunstmarktmanager.

Was vermissen Sie in der Quarantäne am meisten?

Das primäre Menschenrecht – die Freiheit.

Verändert die Quarantäne Ihre Kunst oder machen Sie einfach weiter wie bisher?

Der Entzug der Freiheit verkümmert den Menschen.

Ist die Corona-Pandemie ein Thema Ihrer Kunst oder halten Sie sie davon frei?

Ich schöpfe mich frei.

Wovor fürchten Sie sich?

Vor der Beraubung der Freiheit.

Was fehlt Ihnen zum Glück?

Solveig.

Was ist für Sie das größte Unglück?

Der Verlust der Humanität und der Kultur.

Möchten Sie gerne reich sein?

Ich bin reich gesegnet.

Welche Hoffnung haben Sie schon aufgegeben?

Wer die Hoffnung aufgibt, ist schon gestorben.

Welches ist Ihr liebstes Vorurteil?

Die politisch rechts oder links Schublade – dass rechts dumm + links jung sind.

Lieben Sie jemand?

Oh ja + wie.

Sind Sie sich selbst ein/e gute/r Freund/in?

Wenn es geht, tue ich mir gerne jeden Gefallen.

Was würden Sie an Ihrem Äußeren am liebsten ändern?

Man kennt mich nur so, wie ich ausschaue.

Was ist Ihr größter Fehler?

Ich kann leider nur zwei Sprachen und die schlecht.

Was verabscheuen Sie am meisten?

So vieles + und alles, was mit Gewalt gegen Schwache verbunden ist.

Wie alt möchten Sie werden?

Ich habe schon Gott sei Dank ein ehrwürdiges Alter.

Wie möchten Sie sterben?

Mit einem bisher zufriedenen Leben.

Glauben Sie an die Wiedergeburt?

Natürlich, habe ich doch längst nicht alles, was mir aufgetragen war geschafft.

Zur Person

Franz Pichler wurde 1939 in Schenna geboren, ab 1959 studierte er Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in München, die er 1964 mit Diplom abschloss. Seit damals arbeitet er an seinem umfassenden und vielfältigen bildhauerischen und grafischen Werk. Seine Plastiken sind gekennzeichnet von einer großen formalen Kraft und von darstellender Qualität, während seine grafischen Arbeiten in erster Linie sein politisches Engagement als Künstler widerspiegeln, welches im Jahre 1975 unter dem Motto „Der Alltag ist unsere Kultur“ in der Mitbegründung des Südtiroler Kulturzentrums gipfelte. Bis heute ist sein gesellschaftspolitisches Engagement in der Kunst ungebrochen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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