EDEN – Tanz für einen Zuschauer
Am 15. Juli beginnt die 36. Ausgabe des Festivals Tanz Bozen; mit einem abgeänderten, mutigen Programmformat. EDEN – Tanz für einen Zuschauer ist eine „kreative Alternative“ zum eigentlich geplanten und wegen der Pandemie abgesagten Festival-Programm. Emanuele Masi, der künstlerische Leiter von Tanz Bozen, hat das neue Programm und Aufführungskonzept in Zusammenarbeit mit den internationalen Choreografen Michele Di Stefano, Rachid Ouramdane und Carolyn Carlson in kürzester Zeit entwickelt.
Im Großen Saal des Bozner Stadttheaters performt in EDEN – Tanz für einen Zuschauer jeweils ein Tänzer/eine Tänzerin für einen Zuschauer. Gezeigt wird abwechselnd eine von drei Choreografien, die exklusiv für Tanz Bozen 2020 kreiert wurden: Eden of Carolyn der internationalen Tanzikone Carolyn Carlson, Eden selon Rachid des Franzosen Rachid Ouramdane (2019 Guest Curator bei Tanz Bozen) und Eden secondo Michele des italienischen Choreografen Michele Di Stefano (2018 Guest Curator bei Tanz Bozen). Performt werden die Soli von insgesamt 10 Tänzerinnen und Tänzern, die sich auf der Bühne abwechseln. Die Begegnung zwischen Tänzer/in und Zuschauer/in wird zu einer intensiven, symbolhaften und einmaligen Erfahrung: Ein intensiver Moment künstlerischer Erfahrung.
EDEN of Carolyn ist Carolyn Carlsons Solo-Kreation für Sara Orselli bzw. Riccardo Meneghini. Das Stück knüpft an die etablierte Poetik Carlsons an, in deren Mittelpunkt das Konzept der visuellen Poesie steht. „Den mythischen, zeitlos schönen und harmonischen Garten Eden verstehe ich als ehrwürdigen Raum“, sagt Carlson, „vergleichbar dem, den der Geist während einer Meditation erreicht: das Unendliche in jedem Moment des bewussten Bewusstseins. In diesem Solo für Sara und Riccardo, zwei herausragende italienische Tänzer, die meine Arbeit seit vielen Jahren verfolgen, versuche ich jenes innere Licht zum Leuchten zu bringen, das uns Alltagssorgen überwinden lässt, und eine neue Offenbarung durch den Tanz zu schaffen.“
EDEN selon Rachid, eine Solo-Kreation von Rachid Ouramdane für Annie Hanauer bzw. Agnès Canova, entstand beim Hören eines berühmten Musikstücks von Samuel Barber. „Für meine erste Arbeit seit dem Aufflammen er Pandemie, habe ich mich von Samuel Barbers Adagio für Streicher inspirieren lassen. Ein Stück, das mich seit langem fasziniert und das in meinen Augen sehr gut zur aktuellen Lage passt: Darin drückt sich Widerstandsfähigkeit aus und gleichzeitig wird eine befreiende, reinigende Dynamik in Gang, durchdrungen von einer Schwere, aber auch von Hoffnung, Finsternis und Licht.“
EDEN secondo Michele, die Kreation von Michele di Stefano für sechs sich abwechselnde Interpreten – Francesco Saverio Cavaliere, Marta Ciappina, Sebastiano Geronimo, Luciano Ariel Lanza, Laura Scarpini, Francesca Linnea Ugolini – basiert auf dem Song You & I von Jeff Buckley und kreist um die Idee von Gefangenschaft. Nur eine einzige Person im Publikum, ein einziger Tänzer auf der Bühne, das kommt für Di Stefano einer Komplizenschaft beim Verzicht auf das „Paradies“ gleich. „Doch der außergewöhnliche Kontext deutet an, dass dem nicht so ist: kein Verzicht. Das Paradies liegt exakt vor uns, es ist die Person, die vor einem steht, von der Bühne in den Zuschauerraum oder vom Zuschauerraum auf die Bühne blickend. Diese Begegnung ist absolut reversibel. Der ungewöhnliche Rahmen, in dem die Begegnung stattfindet, erlaubt eine andere, neue Wahrnehmung von etwas, das im Pakt zwischen Zuschauer und Darsteller nie aufgehört hat wirksam zu sein: Die Verständigung zwischen zwei Körpern. Daher begegnet man in EDEN keiner Choreografie, sondern Menschen, die in einem Raum tanzen, um zu verstehen und verstanden zu werden. Menschen, die sich in jeder Sekunde in die Anwesenheit des anderen vertiefen. Man wird zu zweit zuschauen, und dann zu zweit tanzen: Es entsteht keine Verbindung, sondern ein unendlicher Widerhall in der Weite der beiden Orte (Zuschauerraum und Bühne), die letztlich nur ein Ort sind. Jede künstlerische Darstellung läuft Gefahr, dass einer der beiden Pole den Moment weniger intensiv erlebt und dadurch eine Beziehung entsteht, die einer verpassten Gelegenheit gleichkommt. Ein verlorenes Paradies. Deshalb habe ich die Darsteller gebeten, eine labile Empfindsamkeit zu bewahren und nicht der Versuchung nachzugeben, sich darzustellen. Das ist für mich die choreografische Geste. Nur so, in gegenseitiger Hingabe, wird jeder von beiden auch der andere sein, und der Tanz wird sich als das offenbaren, was er ist: ein ewig im Werden begriffener Zustand“.
Termine: 15 – 31. Juli 30 Vorstellungen pro Tag (je 10 pro Choreograf) von 11 bis 22.30 Uhr
Am Montag 20. und 27. Juli finden keine Vorstellungen statt.
Alle Aufführungen sind kostenlos.
Reservierung erforderlich unter www.tanzbozen.it oder an der Kasse des Bozner Stadttheaters zu folgenden Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11 bis 14 Uhr (Tel. 0471 053800).
Zu beachten:
– Zutritt ab 14 Jahren
– Bitte erscheinen Sie pünktlich zu den Vorstellungen
– gebuchte Vorstellung müssen 24 Stunden vorher auf www.tanzbozen.it oder an der Kasse des Bozner Stadttheaters storniert werden
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