Sicher Surfen
Während des Corona-Lockdowns haben Kinder und Jugendliche das Internet noch stärker genutzt als vor der Krise. Aber gab es deswegen auch mehr Probleme mit Cyber-Mobbing und Co.?
von Lisi Lang
Während des Corona-Lockdowns waren viele Kinder und Jugendliche so viel vorm PC und Smartphone, wie bisher noch nie. Das hat unter anderem mit dem Homeschooling zu tun, allerdings auch mit fehlenden Alternativen, da man das eigene Haus mehrere Wochen lang fast gar nicht verlassen durfte.
Doch wer erwartet hat, dass wegen dieser intensiven Nutzung des Internets durch Kinder und Jugendliche die Probleme im Netz zugenommen haben, der irrt. Die Post- und Kommunikationspolizei hat weder vermehrt Meldungen von Cyber-Mobbing, noch von anderen Problemen mit Datenschutz oder Gewalt im Netz erhalten. „Sowohl während der Lockdown-Phase als auch danach wurden im Vergleich zu anderen Zeiträumen keine größeren Probleme festgestellt“, sagt Ivo Plotegher, Leiter der Polizeidienststelle für Post- und Kommunikationswesen in Bozen. Es habe während dieser Corona-Phase weder beunruhigende Entwicklungen noch besonders kritische Situationen gegeben. „Es wurden jedoch Zugänge zu Unterrichts-Plattformen von Außenstehenden gemeldet, die das Ziel hatten, den regulären Ablauf zu stören“, erläutert Ivo Plotegher. Diese Probleme konnten die meisten Schulen allerdings selbst lösen.
Der Leiter der Polizeidienststelle für Post- und Kommunikationswesen in Bozen führt dieses doch überraschende Ergebnis auf die intensive Präventionsarbeit der letzten Jahre zurück. „Allein in den letzten fünf Schuljahren wurden insgesamt 784 Treffen mit Schülern abgehalten, bei denen man schätzungsweise rund 65.000 junge Menschen angesprochen hat“, erklärt Plotegher. Bei diesen Treffen werden unter anderem Themen wie Datenschutz, Sexting, Kinderpornografie, soziale Medien, Cyber-Mobbing usw. angesprochen. Auch werden die Kinder und Jugendlichen über die neusten Entwicklungen, die rechtliche Situation und über die Betrugsmaschen im Netz informiert.
Und diese Zusammenarbeit mit den Schulen scheint offensichtlich gut zu funktionieren. „Während des Lockdowns gab es beispielsweise auch keine bedeutenden Episoden im Zusammenhang mit Online-Mobbing oder Belästigung und/ oder Verfolgungstätigkeiten im Internet“, ergänzt der Leiter der Polizeidienststelle für Post- und Kommunikationswesen in Bozen.
Während Jugendliche in den letzten Jahren zum großen Teil also eine relativ solide Medienkompetenz erworben haben, war der Umgang mit dem Internet und anderen Plattformen für viele Kinder in der Grundschule hingegen Neuland. Genau dort sei es deswegen besonders wichtig, betont Ivo Plotegher, dass Eltern ihre Kinder im Umgang mit dem PC oder anderen mobilen Endgeräten begleiten und nicht alleine lassen. „Kinder sind beim Surfen im Netz verschiedenen Gefahren ausgesetzt – von unpassenden Inhalten bis hin zu Pädophilie, Gewalt und Cyber-Mobbing“, erläutert der Leiter der Polizeidienststelle für Post- und Kommunikationswesen in Bozen. Und da die Medienkompetenz in diesem Alter noch nicht ausgereift ist, so Plotegher, sei es besonders wichtig, erste „Ausflüge“ im Netz zu begleiten und regelmäßig zu kontrollieren, auf welchen Webseiten sich die Kinder aufhalten. „Es ist zudem unbedingt angebracht, dass die Minderjährigen von 10 bis 11 Jahren mit Parental-Control-Filtern arbeiten, die verhindern sollen, dass sie unangebrachte Webseiten, wie Gewaltbilder oder -Filme oder solchen mit sexuellem Hintergrund ausgesetzt werden“, betont Ivo Plotegher.
Die eigenen Kinder zu kontrollieren und so zu wissen, was sie Online tun, heißt nicht, dass man ihre Privatsphäre verletzt, unterstreicht der Leiter der Polizeidienststelle für Post- und Kommunikationswesen in Bozen. „Jugendliche mögen zwar oft über ein höheres technologisches Niveau als ihre Eltern verfügen, aber Jugendliche sind andrerseits oft noch emotionell unreif“, weiß Plotegher. Die Anwesenheit der Eltern könne die Risiken deswegen auf jeden Fall reduzieren – vor allem, wenn die Kinder und Jugendlichen mehr Zeit im Internet verbringen: „Unser Tipp lautet deswegen nach wie vor: Lassen Sie Ihre Kinder in dieser digitalen Welt nicht alleine und sprechen Sie mit ihnen über die Gefahren im Internet.“
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