Der Tierflüsterer
Filippo Maturi ist zum Lega-Beauftragten für Tierschutz ernannt worden. Weil sich seine Partei für den Abschuss von Bär und Wolf starkmacht, steht der Abgeordnete zwischen zwei Stühlen.
Von Matthias Kofler
Große Ehre für Filippo Maturi: Der Kammerabgeordnete der Lega ist von Parteichef Matteo Salvini zum nationalen Beauftragten für den Schutz des Tierwohls ernannt worden. „In diesem Bereich gibt es viel zu tun, deshalb gehe ich die neue Herausforderung mit großem Enthusiasmus an“, freut sich Maturi, der auch Mitglied der Interparlametarischen Kommission für die Tierrechte ist.
Brisant: Der Leghista befindet sich in der undankbaren Situation, als Tierschützer eine Partei zu vertreten, die offiziell für den Abschuss von Großraubwildtieren wie Wolf und Bär eintritt. Auf seiner Facebook-Seite muss der Bozner viel Kritik einstecken, weil sein Parteifreund, der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti, jüngst ein Dekret zum Abschuss eines Problem-Bären unterzeichnet hat.
Ob Maturi die Entnahme für richtig hält, ist unklar, da er mehrere Anfragen der TAGESZEITUNG unbeantwortet ließ und sich auch sonst nie zu dieser Thematik geäußert hat. Auffallend ist, dass Maturi als einziger Lega-Kammerabgeordneter von Trentino-Südtirol nicht den Gesetzentwurf mitunterzeichnet hat, der den Regionen des Nordens die Zuständigkeit für das Wolf- und Bär-Management überträgt und explizit die Möglichkeit vorsieht, Großraubwildtiere zu entnehmen.
Die Position der SVP ist in dieser Frage mit jener der Lega deckungsgleich. „Wolf und Bär sind in unserer dicht besiedelten Gegend fehl am Platz“, erklärt Senatorin Julia Unterberger, die selbst in der Tierschutz-Kommission sitzt. „Mir tun die Schafe und Ziegen leid, die den Wildtieren völlig ungeschützt ausgeliefert sind. Ich habe im Wahlkampf Bauern weinen sehen, weil ihnen der Wolf die ganze Herde umgebracht hat.“
Das Thema Wolf-und Bär-Management soll daher auch bei den anstehenden Verhandlungen mit Ministerpräsident Giuseppe Conte angesprochen werden. Allerdings präzisiert Unterberger, dass sie nicht für den Abschuss von Wölfen, sondern für deren Entnahme eintrete. Der Wolf sei nicht mehr vom Aussterben bedroht und solle daher in den riesigen Waldflächen in Skandinavien angesiedelt werden – „und nicht bei uns“.
Dass sich die SVP mit ihrer Forderung in Rom durchsetzen kann, gilt als eher unwahrscheinlich. Zwar sind für die Regierungsmehrheit die Stimmen der SVP-Parlamentarier von großer Wichtigkeit. Die Fünf-Sterne-Bewegung und Umweltminister Sergio Costa haben aber bereits klargestellt, dass eine Entnahme von Wölfen und Bären für sie nicht in Frage kommt. Die Präsidentin der Gemischten Fraktion, Loredana De Petris, droht sogar mit einer Klage vor dem Verfassungsgericht: „Die Fauna ist Eigentum des Staates und nicht der Regionen und Provinzen. Erpressungen dieser Art sind eine Schande.“
Apropos Tierschutz: Auch Julia Unterberger wurde jüngst eine besondere Ehre zuteil. Sie wurde vom Präsidenten der Justiz-Gesetzgebungskommission, Andrea Ostellari (Lega), zum Berichterstatter für die Tierschutz-Gesetzentwürfe ernannt. In der Kommission liegen acht entsprechende Entwürfe auf, einer davon stammt von der SVP-Politikerin.
Und was sagt Unterberger zur Maturi-Nominierung? „Mir fehlt die Fantasie, mir jemanden als Tierschützer vorzustellen, der einer Partei angehört, die die Rettung von ertrinkenden Flüchtlingen zur Straftat erhebt. Entweder man hat Mitgefühl mit anderen Lebewesen in Not oder man hat keines. Abgesehen davon bin ich natürlich erfreut über jeden Politiker, der sich für Tierschutz einsetzt und zu jeder diesbezüglichen Zusammenarbeit bereit“, so die Vorsitzende der Autonomiegruppe.
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