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Die Existenzängste

Die Bozner Lauben in Coronavirus-Zeiten (Foto: Karl Oberleiter)

37 Prozent der Betriebe befürchten ernsthafte betriebliche und existenzielle Gefahren. Die Hälfte davon denkt über eine erhebliche Reduzierung der Mitarbeiter nach.

von Heinrich Schwarz

Wie geht es den Südtiroler Unternehmen infolge des Corona-Notstandes? Das versuchte das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) im Rahmen einer ausführlichen Erhebung im Mai herauszufinden. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor.

Hoher Umsatzverlust

Demnach konnten in Südtirol 36 Prozent der Betriebe während des gesamten Zeitraumes des Lockdowns weiterarbeiten, mehr als im nationalen Schnitt. Rund 59 Prozent mussten ihre Tätigkeit aufgrund des Regierungsdekretes einstellen, der Rest pausierte aus eigener Entscheidung.

Auch zeigt sich, dass die Umsatzeinbußen zwar gravierend, aber nicht ganz so schlimm wie auf nationaler Ebene waren. So verzeichneten rund 40 Prozent der Südtiroler Unternehmen einen Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent bis zum 4. Mai (italienweit 41,4 Prozent), während 16,5 Prozent einen fast gleich hohen Umsatz verzeichneten (fast doppelt so viel wie national). 5,4 Prozent der Südtiroler Betriebe konnten ihren Umsatz während des Lockdowns sogar steigern.

Ungewisse Zukunft

Einige haben laut der ASTAT-Studie bereits das Handtuch geworfen: 1,1 Prozent der Betriebe werden nicht mehr aufsperren.

Mittelfristig befürchtet mehr als ein Drittel der Unternehmen in Südtirol (37,3 Prozent), dass ernsthafte betriebliche und existenzielle Gefahren für den Betrieb bestehen. Das entspricht in etwa dem italienweiten Wert. Nur jeder fünfte Betrieb denkt, dass die Krise keine besonderen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit haben wird. Dies wiederum ist ein deutlich höherer Wert als im nationalen Schnitt oder auch im Trentino.

Keines der hiesigen Unternehmen rechnet jedoch damit, seine Unternehmenstätigkeit auszuweiten. Investitionen werden vielfach aufgeschoben oder ganz gestrichen.

Drohende Entlassungswelle

20 Prozent der Unternehmen haben das Smart Working eingeführt bzw. auf eine größere Anzahl an Mitarbeitern ausgedehnt. Vor Eintreten des Notstandes arbeiteten 0,8 Prozent des Personals in Südtirol in Smart Working. Während der größten Einschränkungen waren es 6,3 Prozent und in den letzten beiden Monaten wieder nur mehr 3,3 Prozent.

Auf die Lohnausgleichskasse mussten 53,3 Prozent der Betriebe zurückgreifen, nationalweit waren es zehn Prozent mehr. Rund ein Drittel der lokalen Betriebe hat die Beschäftigten in Pflichturlaub geschickt. Zehn Prozent haben die Verträge von befristet beschäftigten Personal und externen Mitarbeitern nicht verlängert. Nur 0,7 Prozent der Betriebe haben Neueinstellungen getätigt.

Eine große Frage lautet, was Mitte August passiert, wenn das gesetzliche Kündigungsverbot endet. 16,7 Prozent der Betriebe denken laut der ASTAT-Studie über eine erhebliche Reduzierung der Beschäftigtenzahl nach, während es italienweit „nur“ 11,8 Prozent sind. Es droht also eine Entlassungswelle.

Die Hilfsmittel

Um liquide zu bleiben, nimmt jedes vierte Unternehmen in Südtirol einen neuen Bankkredit auf. 17 Prozent greifen auf den Aufschub der Schuldentilgung zurück. Immerhin rund sechs Prozent verhandeln die Mietverträge neu.

Wiederum jedes vierte Unternehmen hat einen Antrag auf staatliche Unterstützungsgelder gestellt – italienweit sind es hingegen fast 43 Prozent.

Die Statistiker haben auch in Erfahrung gebracht, dass Südtirols Betriebe deutlich weniger Probleme bei den Anträgen für die Maßnahmen zur Erhaltung der Liquidität hatten als jene in Restitalien, insbesondere bei den Beziehungen zu den Banken.

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