Cinema I love you
1988 setzte Giuseppe Tornatore mit „Nuovo Cinema Paradiso“ der Liebe zum Kino ein Denkmal.
von Renate Mumelter
Als Programmgestalterin würde ich das Wiedererwachen des Kinos mit Tornatores „Nuovo Cinema Paradiso“ feiern. Diese Hymne auf das Kino hat auch nach 32 Jahren nichts von ihrem Zauber verloren.
Natürlich würde der Film auf eine große Leinwand gehören, aber in Ermangelung dieser Möglichkeit, tut’s ausnahmsweise der PC auch. Vielleicht findet sich ja doch noch eine Leinwand dafür. Ich könnte „Nuovo Cinema Paradiso“ auch zwei oder drei Mal anschauen. Viele Festivaljurys empfanden das auch so. Der Film bekam zahlreiche Preise, darunter 1990 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.
In „Nuovo Cinema Paradiso“ erinnert sich der erfolgreiche Regisseur Salvatore de Vita an seine Kindheit im sizilianischen Dorf Giancaldo, wo er mit seiner Schwester und seiner Mutter lebte. Die Familie wartete auf die Rückkehr des Vaters aus dem Krieg. Als Schulbub war er immer im Pfarrkino. Dort führte Alfredo die Filme vor, und die Leidenschaft fürs Kino brachte die zwei zusammen.
Alfredo war ein Leben lang Filmvorführer. Allerdings musste er sich an die Anweisungen des Pfarrers halten. Alle Kussszenen mussten weg. Die herausgetrennten Filmschnitzel fügte er später wieder ein, wenn er’s nicht gerade vergaß. Totò hamsterte die Filmabfälle, wenn er irgendwie drankam, und er träumte mit ihnen. Wann immer möglich, war der Bub im Kino. Das mochte seine Mutter nicht, Alfredo anscheinend auch nicht, die Lehrer ebensowenig. Totò war oft müde, weil es spät wurde. In der Schule dachte er lieber an Filmgeschichten, beim Ministrieren verschlief er’s gerne.
Film galt damals als gefährlich weil moralisch bedenklich, das Filmmaterial konnte aber auch real gefährlich werden. Filme fingen sehr leicht Feuer, und die Projektoren waren heiß. Während der Vorführungen war deshalb penibel darauf zu achten, dass nichts passierte. In Giancaldo kam es zum Brand.
Irgendwann war es Totò gelungen, Alfredos gutes Herz zu knacken, er durfte das Vorführen erlernen, Alfredo wurde zum Vorbild und zum Ersatzvater. In den 1980er Jahren musste das „Nuovo Cinema Paradiso“ einem Parkplatz weichen. „Ormai il cinema è solo un sogno“, sagt Totò. Ganz so düster ist es 32 Jahre später doch nicht. Denn echtes Kino ist immer noch etwas Anderes als Streaming zu Haus. Das hat die Coronakrise schmerzhaft deutlich gemacht. Plötzlich fehlten die großen Bilder, und es fehlte das aus dem Haus Gehen, das gemeinsame Filmschauen, das Lachen und Weinen und die Gespräche danach. Tornatores Film feiert auch dieses gemeinsame Erleben.
„Nuovo Cinema Paradiso“ (I, F 1988), 118 Min. (Director’s Cut 168 Min.,), Regie: Giuseppe Tornatore, Musik: Ennio und Andrea Morricone, mit Philippe Noiret, Salvatore Lo Cascio.
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