Stonehenge
Inspirieren das Coronavirus und die Quarantäne die Künstler*innen zu neuen Werken? Wenn ja, zu welchen? Die Corona-Galerie der Tageszeitung sucht Bilder und fragt mit Marcel Proust und Max Frisch nach. Heute der Bildhauer Eduard Habicher.
Wie geht´s?
Es gab auch schon bessere Momente: will hier aber nicht lamentieren.
Wie ist Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Abwarten und Tee trinken.
Welches Buch lesen Sie gerade?
„Phantoms in the Brain“ von V.S. Ramachandran.
Was ist Ihre erste Erinnerung?
Ein Hexenhaus aus Lebkuchen mit Mandeldekoration im Halbdunkel des Wohnzimmers.
Was wollten Sie als Kind werden?
Maurer und Erfinder.
Warum sind Sie Künstler geworden?
Aus Notwendigkeit. Um auszudrücken, was in mir brodelt.
Bereuen Sie diese Entscheidung manchmal?
Nein.
Wenn Sie nicht Künstler wären, wer oder was möchten Sie sein?
Bildhauer.
Welche/r Künstler/in hat Sie am stärksten beeinflusst?
Alle und niemand.
Welches künstlerische Werk hätten Sie gern selbst gemacht?
Stonehenge.
Welchem/r Künstler/in möchten Sie gerne begegnen?
Dem Architekten Senemut der Pharaonin Hatschepsut.
Was würden Sie ihn/sie fragen?
Wie steht seine große Realisierung im Zusammenhang mit den Interessen des „kleinen“ Volkes.
Zweifeln Sie manchmal an der Kunst?
An meiner nicht, versuche aber täglich einen kleinen Schritt weiter zu kommen.
Was nervt Sie an der Kunstwelt?
Es ist ein System, das oftmals zu Prostitution verkommt.
Was vermissen Sie in der Quarantäne am meisten?
Die Notwendigkeit eine ganzer Reihe für mich wichtiger Projekte, die schon fix und fertig sind, in eine vage Zukunft verschieben zu müssen.
Verändert die Quarantäne Ihre Kunst oder machen Sie einfach weiter wie bisher?
Es gibt noch mehr Zeit zu reflektieren und die Ideen absetzen zu lassen. Die Veränderung, wenn es sie gibt, wird sich irgendwann später zeigen. Ich glaube an eine kontinuierliche Vertiefung der Inhalte.
Ist die Corona-Pandemie ein Thema Ihrer Kunst oder halten Sie sie davon frei?
Meine Kunst nährt sich nicht vom unmittelbaren Tagesgeschehen. Es wird wahrscheinlich Auswirkungen geben, vielleicht in eine Richtung, die für mich vollkommen unerwartet ist.
Wovor fürchten Sie sich?
Ritter, Tod und Trüffel.
Was fehlt Ihnen zum Glück?
Es gibt Momente des Glücks; Glück ist nicht ein Dauerzustand.
Was ist für Sie das größte Unglück?
Nicht mehr arbeiten zu können.
Möchten Sie gerne reich sein?
Nein; ökonomisch ohne Sorgen, das schon; dies, um die Vertiefung der Probleme meiner Kunst ohne größere Belastung voranbringen zu können.
Welche Hoffnung haben Sie schon aufgegeben?
Die Hoffnung, dass die Arbeiten sich von alleine realisieren.
Welches ist Ihr liebstes Vorurteil?
Wir sind alle gleich, nur einige sind gleicher als die anderen.
Lieben Sie jemand?
Ja.
Sind Sie sich selbst ein/e gute/r Freund/in?
Denke schon.
Was würden Sie an Ihrem Äußeren am liebsten ändern?
Nichts.
Was ist Ihr größter Fehler?
Bin noch bei der schwierigen Aufgabe die Reihenfolge festzulegen.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Unehrlichkeit.
Wie alt möchten Sie werden?
Sehr alt, aber geistig und körperlich fit.
Wie möchten Sie sterben?
Heiter, gelassen und bewusst.
Glauben Sie an die Wiedergeburt?
Nicht im herkömmlichen Sinne.
Zur Person
Eduard Habicher, 1956 in Mals, Vinschgau geboren, Abschlussdiplom an der Kunstakademie in Florenz Accademia. Seit 1982 stellt er kontinuierlich in Italien, Österreich und Deutschland aus. Er lebt und arbeitet in Meran.
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