Abgespalten von der Welt
Inspirieren das Coronavirus und die Quarantäne die Künstler*innen zu neuen Werken? Wenn ja, zu welchen? Die Corona-Galerie der Tageszeitung sucht Bilder und fragt mit Marcel Proust und Max Frisch nach. Heute die Malerin Christine Gallmetzer.
Wie geht ́s?
Da ich zur Zeit in München lebe, hätte ich gerne den berühmten Harry-Potter- Mantel, um unsichtbar jederzeit nach Bozen zu reisen.
Wie ist Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Gelassen (meist)
Welches Buch lesen Sie gerade?
„Homo Deus“ eine Geschichte von morgen(Yuval Noah Harari). Lese gerade Kapitel 8: Die Zeitbombe im Labor.
Was ist Ihre erste Erinnerung?
Mein Kindergitterbett im Rautenmuster.
Was wollten Sie als Kind werden?
Erfinderin.
Warum sind Sie Künstlerin geworden?
Ich liebe es, meine eigenen Welten zu schaffen.
Bereuen Sie diese Entscheidung manchmal?
Immer weniger.
Wenn Sie nicht Künstler wären, wer oder was möchten Sie sein?
Neurologin, Gärtnerin, Erfinderin, Architektin, Biologin, Priesterin, Unternehmerin, Biathletin.
Welche/r Künstler/in hat Sie am stärksten beeinflusst?
Elonore von Aquitanien, Jan van Eyck, Christian Schad und Robert Bosisio. Ohne ihn hätte ich den Sprung in eine Existenz als freischaffende Künstlerin höchstwahrscheinlich nicht gewagt.
Welches künstlerische Werk hätten Sie gern selbst gemacht?
The weather project von Olafur Eliasson.
Welchem/r Künstler/in möchten Sie gerne begegnen?
Olafur Eliasson.
Was würden Sie ihn/sie fragen?
Wie kann man ein nicht menschlich zentriertes Verständnis der Welt schaffen?
Zweifeln Sie manchmal an der Kunst?
Nein, ich finde es schade, dass sie als abgespalten von der Welt erlebt wird.
Was nervt Sie an der Kunstwelt?
Dass sie weniger Freiheiten zulässt, als sie vorgibt.
Was vermissen Sie in der Quarantäne am meisten?
Meine Selbstbestimmung.
Verändert die Quarantäne Ihre Kunst oder machen Sie einfach weiter wie bisher?
Veränderung ist etwas, womit ich mich das ganze Leben beschäftige. Die Ausnahmesituation macht mich jedoch unruhiger und unkonzentrierter und ich arbeite weniger fokussiert.
Ist die Corona-Pandemie ein Thema Ihrer Kunst oder halten Sie sie davon frei?
Als Teil des Lebens ist die Pandemie im entferntem Sinne auch Teil meiner Kunst.
Wovor fürchten Sie sich?
Meine Lieben nicht wieder zu sehen.
Was fehlt Ihnen zum Glück?
Nichts, bin angekommen.
Was ist für Sie das größte Unglück?
Darüber denke ich nicht nach.
Möchten Sie gerne reich sein?
Ja, reich und einflussreich.
Welche Hoffnung haben Sie schon aufgegeben?
Mit meiner Stirn die Knie berühren zu können.
Welches ist Ihr liebstes Vorurteil?
Frauen sind nachtragender als Männer.
Lieben Sie jemand?
Ja
Sind Sie sich selbst ein/e gute/r Freund/in?
Eine sehr schöne Frage. Ich vertraue mir.
Was würden Sie an Ihrem Äußeren am liebsten ändern?
Im Moment nichts. Lange fand ich mich zu groß und zu dünn.
Was ist Ihr größter Fehler?
Ungeduld.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Aggressivität und Griesgrämigkeit.
Wie alt möchten Sie werden?
105 .
Wie möchten Sie sterben?
Selbstbestimmt.
Glauben Sie an die Wiedergeburt?
Ja, im Sinne von transformierter Energie.
Zur Person
Christine Gallmetzer, geboren 1964 in Bozen, arbeitet als freischaffende Malerin in Bozen und München. Sie hat ihr Atelier im Städtischen Atelierhaus am Domagkpark in München. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland.
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