„Zweite Anlage in Planung“
Im Pustertal soll, wenn es nach ARA Pustertal geht, bald eine zweite Verbrennungsanlage für Klärschlamm entstehen. Ein Einreichprojekt wurde dazu schon ausgearbeitet.
von Markus Rufin
Am Freitag berichtete die TAGESZEITUNG von der Anfrage des PD-Landtagsabgeordneten Sandro Repetto, dem zu Ohren gekommen ist, dass im Pustertal eine zweite Klärschlammverbrennungsanlage entstehen soll.
Eine gibt es bereits heute, diese steht in St. Lorenzen und ist seit 2006 in Betrieb. Diese ist rund um die Uhr in Betrieb. Führer der Anlage ist die Gesellschaft ARA Pustertal im Auftrag des Abwasserkonsortiums Pustertal. Dessen Geschäftsführer Konrad Engl ist der Überzeugung, dass die bestehende Anlage unabdingbar für Südtirol ist.
Die Zahlen weisen zumindest darauf hin: Die Anlage ist rund um die Uhr in Betrieb. Insgesamt werden Klärschlämme von 13 Anlagen im gesamten Land dort entsorgt. Im Jahr 2019 betrug die Gesamtmenge über 26.000 Tonnen.
So viel das auch ist, die Anlage müsste noch mehr verarbeiten, um den gesamten Klärschlamm in Südtirol zu verwerten. Dazu ist sie aber nicht in der Lage, weil schlichtweg die Kapazität fehlt. Engl ist sich deshalb sicher: „Wir müssen heute froh sein, dass wir damals so langfristig gedacht und die Anlage gebaut haben. Heute sprechen wir von einem landesweiten Klärschlammnotstand, weil die Entsorgung der restlichen Schlämme in die Lombardei zum einen immer schwieriger wird und zum anderen weil die Entsorgungspreise sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt haben.“
Das heißt, rund die Hälfte des gesamten Klärschlamms, der in Südtirol produziert wird, wird in die Lombardei geliefert, wo immer mehr dafür gezahlt werden muss.
Engl bestätigt nun, dass ARA Pustertal interessiert daran ist, eine zweite Klärschlammverbrennungsanlage zu bauen, auch um den „Klärschlammnotstand“ zu lösen.
Im Vorfeld wurden dazu viele Szenarien ausgearbeitet, wie Engl erklärt. Das Amt für Abfallwirtschaft hat dazu sogar eine Studie in Auftrag gegeben. Letztendlich arbeitete ARA Pustertal nach langer Vorbereitung im März ein Einreichprojekt aus. Dieses sieht vor, dass die Anlage am Standort in St. Lorenzen in Pflaurenz gebaut wird.
Außerdem soll eine Anlage im Allgäu zur Phosphorrückgewinnung gebaut werden. In der Klärschlammasche sind nämlich rund 20 Prozent Phosphor enthalten. ARA Pustertal hatte ursprünglich den Bau einer solchen Anlage in Südtirol angedacht. „Dafür sind wir aber nicht ausgebildet, da es sich um hochchemische Anlagen handelt“, erklärt Engl. „Außerdem rechnet sich diese Anlage nur, wenn die Asche von Südtirol, Veneto und Trentino in diese Anlage geliefert wird.“
Hierzu hat Engl bereits einen Vorvertrag abgeschlossen, denn damit könnte der gesamte Phosphor-Import für das Land Südtirol abgedeckt werden: „Wir wollten mit diesem Einreichprojekt eine Möglichkeit schaffen, den Klärschlammnotstand zu beenden, Entsorgungssicherheit für das Land Südtirol zu gewährleisten und eine Basis für die Phosphorrückgewinnung aus Klärschlammasche zu schaffen mit Technologien nach dem neuesten Stand der Technik.“ Eine Anlage könnte also den Klärschlammnotstand in Südtirol laut Engl lösen.
Doch ob diese gebaut wird, hängt nun in erster Linie von den zuständigen Ämtern ab, die das Projekt nun bewerten werden.
Ähnliche Artikel
Kommentare (2)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
rumer
Frage: warum bringt man nicht die Asche auf den Feldern aus? Darin ist doch der Phosphor enthalten, oder?