Fallen die Masken?
Die SVP will die Maskenpflicht nach österreichischem Vorbild lockern. Auch die Altersheime sollen wieder aufgemacht werden.
von Matthias Kofler
Sebastian Kurz ist mit den Lockerungen vorgeprescht: Ab Mitte Juni wird der Nasen-Mund-Schutz in Österreich vom Regelfall zur Ausnahme. Die BürgerInnen müssen nur noch im öffentlichen Nahverkehr, in Einrichtungen des Gesundheitsbereichs wie Apotheken oder bei Dienstleistungen, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann (zum Beispiel Friseurbesuche), zu den Gesichtsmasken greifen. Auch wenn größere Menschenansammlungen zusammenkommen, gilt das Gebot, einen Mund- und Nasenschutz zu tragen. Im Handel, in Schulen, als Gast in Restaurants oder Cafés und im Tourismus muss man hingegen keine Maske mehr aufsetzen. Im Freien sind schon jetzt kaum Österreicher mehr mit Mundschutz unterwegs.
Am kommenden Montag wird die SVP-Leitung darüber beraten, inwieweit das österreichische Modell auch auf Südtirol umgemünzt werden kann. Wie aus Parteikreisen zu vernehmen ist, kann sich das Edelweiß durchaus vorstellen, ab Mitte Juni erste Lockerungen vorzunehmen. Für viele Touristen könnte die rigorose Maskenpflicht „abschreckend“ wirken, heißt es. „Die Deutschen bekommen die Bilder aus Südtirol zu sehen, wo die Menschen auch im Freien mit Mundschutz herumlaufen, während in Österreich viel größere Freiheiten herrschen“, sagt ein Mitglied der Parteileitung. Südtirol laufe vor diesem Hintergrund Gefahr, dass sich die Gäste gegen einen Urlaub in der Autonomen Provinz und stattdessen für einen Aufenthalt in der Alpenrepublik entscheiden könnten.
Klar ist: Die SVP will am zwischenmenschlichen Mindestabstand von zwei Metern nicht rütteln. Dieser Abstand habe sich bewährt, weil das Risiko einer Tröpfcheninfektion deutlich reduziert wurde. Allerdings gelten zum Beispiel in der Gastronomie weniger stringente Regeln als beim Aufenthalt im Freien: In der Bar kann man auch ohne Maske einen Meter neben und 1,5 Meter gegenüber einer anderen Person sitzen. Daher wird angedacht, im Freien mit der Maskenpflicht etwas zurückzufahren: Die Bürger sollten den Mundschutz zwar ständig mitnehmen, aufsetzen muss man die Maske aber nur, wenn man sich effektiv länger und aus kurzer Distanz mit einer anderen Person austauscht oder wenn es zu Menschenansammlungen kommt.
SVP-Chef Philipp Achammer will am Dienstag in der Sitzung der Landesregierung zudem den Vorschlag unterbreiten, die Maskenpflicht für die Kinderbetreuer zu lockern: Statt einer FFP2-Maske soll eine chirurgische Maske ausreichen, wie es bei den Friseuren und Kellner bereits der Fall ist.
Arno Kompatscher ist von der Sinnhaftigkeit des Mund- und Nasenschutzes fest überzeugt: Wissenschaftliche Studien belegten, dass diese Maßnahme – neben dem Abstandhalten und den Hygienevorschriften – die Ausbreitung des Virus eingedämmt hat. Der LH ist sich auch der großen Verantwortung bewusst: Eine zweite Welle hätte verheerende Auswirkungen für das Land. Vorsicht bleibt für die SVP daher das oberste Gebot: Zuerst muss die Task Force im Sanitätsbetrieb grünes Licht für Lockerungen geben. Zudem sollen die Neuerungen von denjenigen, die sich schon jetzt kaum an die Vorschriften halten, nicht als Freifahrtsschein verstanden werden.
In der Parteisitzung am Montag werden auch erste Öffnungen bei den Seniorenwohnheimen in Angriff genommen: Ziel ist es, möglichst rasch die Altersheime für neue Bewohner zugänglich zu machen. Diese müssen aber vor ihrem Einzug getestet werden. Zudem sollen Besuche wieder erlaubt werden, die im Freien mit einem vorgeschriebenen Mindestabstand und – wenn möglich – mit einer Plexiglas-Abtrennung abgehalten werden sollen.
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Kommentare (71)
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schwarzesschaf
Ja und wenn der Kurz über der Bergkante springt dann springt unser Achamer und Kompatscher auch hinterher
leser
Schwarzesschaf
So machen es schafe nunmal
Sie folgen ihrem instinkt
pingoballino1955
Weil die Touristen kommen sollten,ist plötzlich die Gesundheit nicht mehr so wichtig????
leser
Nein sieh so weil due touristen kommen sind plötzlich alle wieder gesund
Ist dich gut oder?
annamaria
Wenn man mit Leuten ays dem Verwandtenkreis oder Freundeskreis zusammen ist könnte man es mit der Maskenpflucht lickerer nehmen, aber bei fremden absolut richtig! Das sollten vor allem für Touristen verpflichtend sein!
andreas
Wo genau liegt der Unterschied zwischen Touristen und Freuden oder Verwandten?
Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand infiziert ist, sinkt ja nicht, nur weil man jemanden besser kennt.
vinsch
Endlich eine gute Nachricht.
heinz
Die Maskenpflicht zu lockern erachte ich für den falschen Schritt. Gerade Maßnahmen, wie Abstandsregel und Maskenpflicht in Verbindung mit viel Aufklärungsarbeit haben erwirkt, dass letztendlich die Infektionsketten brechen konnten.
Auch hält sich für den Durchschnittsbürger der Freiheitsverlust in Grenzen, da Masken nur in geschlossenen Räumen getragen werden müssen sowie bei Massenveranstaltungen, welche im Moment sowieso nicht stattfinden.
Viele Touristen kommen gerade dann, wenn sie sehen, dass in Südtirol der Schutz vor dem Virus ernstgenommen wird. Gerade Österreich ist in dieser Hinsicht ein schlechtes Vorbild.
waldhexe
Hier eine andere Sicht zur Maskenpflicht
https://www.youtube.com/watch?v=kryhubkEf_Q
tirolersepp
Weg mit der Maske im freien Raum aber achtsam sein in überfüllten Räumen !
sabine
Zeit die Maskenpflicht aufzuheben, das macht ja alles keinen Sinn mehr. Die ganz Ängstlichen können diese ja freiwillig weitertragen bis zum St NImmerleinstag.
In Wirklichkeit geht’s hier aber tatsächlich wieder nur um die Deutschen Touristen, die rennen hier alle schon ohne Maske rum….entweder alle oder keiner…..