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Baden verboten

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Warum die Naturbadeteiche in Toblach, Sand in Taufers, Gais und den Issinger Weiher und auch die Hallenbäder in Innichen, Reischach und Sand geschlossen bleiben könnten. 

von Silke Hinterwaldner

Für gar einige Kinder, Jugendliche, Mütter oder Väter und wohl auch für viele andere werden die Schwimmbäder in den heißen Sommermonaten zu einem zweiten Wohnzimmer. Dort kann man jeden Tag abhängen, Freunde treffen, spielen, schwimmen.

Der Gang ins Schwimmbad ersetzt in den langen Sommerferien den Weg zur Schule. Der Vorteil dabei: Die Eltern wissen ihre Kinder gut versorgt – zumindest die Größeren – und die Kinder und Jugendlichen sind glücklich, wenn sie ins Schwimmbad dürfen. Aber wo und wie wird dieses zweite Wohnzimmer in diesem Corona-Sommer sein? Auf diese Frage ist es momentan noch schwer eine Antwort zu finden. Aber, insofern alles bleibt wie gehabt sind die Aussichten düster.

Denn: Per Verordnung hat die Landesregierung Regeln für die Eröffnung von Hallenschwimmbädern, Freibädern und Naturbadeteichs erlassen, die für zahlreiche Badeanstalten eine kalte Dusche sind. Bleibt diese Verordnung auch in den kommenden Monaten gültig, dann können viele Bäder im Pustertal heuer im Sommer gar nicht aufmachen.

Eine Genehmigung haben derzeit nur die Freischwimmbäder, aber auch diese dürfen ihre Kinderbecken nicht in Betrieb nehmen und müssen sich an sehr strenge Vorgaben halten: Die Umkleidekabinen und Duschen im Inneren dürfen nicht benutzt werden. Die Anzahl der Badegäste im Wasser und auf der Liegewiese ist beschränkt, sodass es etwa wie in Bruneck keine Tageskarten, sondern nur Stundenkarten gibt. Dass Abstandsregeln und Mundschutzpflicht gelten, scheint selbstverständlich. Unter diesen Umständen eröffnen können die Freibäder in Bruneck, Welsberg und in Olang. Auch Sexten könnte aufmachen, nur wird dort gerade an der Neugestaltung des Beckens gearbeitet.

Für alle anderen heißt es: abwarten, hoffen oder die Saison abhaken. Im Pustertal hatte man im Vor-Corona-Sommer eine recht dichte und bunte Auswahl an Badeanstalten. Neben den Freibädern gibt es noch Naturbadeteichs und Hallenbäder. Zunächst zu den Hallenbädern: In Reischach werden Hallenbad und Sauna nicht öffnen, das hat die Betreibergesellschaft bereits mitgeteilt, und das entspricht auch der derzeitigen gesetzlichen Regelung. Auch für das Hallenbad in Sand in Taufers gilt dasselbe. In Innichen hofft man stark, dass in den kommenden Wochen noch eine Gesetzesänderung kommt und eine Eröffnung möglich wird. Die Hoffnung aufgeben will man auch in den Naturbadeteichs nicht. Geschlossen bleiben aber zumindest vorerst noch jener von Toblach und jener von Sand in Taufers genauso wie der Issinger Weiher. In Gais hat man die Badesaison bereits abgeschrieben. In die Baggalocke wird kein Wasser eingelassen.

Zunächst nach Sand in Taufers. Dort ist man in einer doppelt blöden Situation. Denn zum einen ist das Hallenbad Cascade mitsamt dem Saunabereich betroffen, weil die Becken im Innenbereich gar nicht für Schwimmer zugelassen werden. Zum anderen gibt es direkt angrenzend einen Naturbadeteich, der auch nicht eröffnet werden darf. „Trotzdem“, sagt Vizebürgermeister Stafano Mariucci, „peilen wir den 15. Juni als Eröffnungstermin für das Schwimmbad an. Wir fassen dabei zwei Optionen ins Auge.“ In Sand in Taufers hofft man freilich, dass die Bestimmungen für die Naturbadeteiche aufgeweicht werden, sodass diese doch noch öffnen dürfen. Dann könnten der Teich und die große Liegewiese in die Sommersaison starten. Aber auch, wenn es diesbezüglich keine Änderungen gibt, will Mariucci die Badesaison nicht sausen lassen. In diesem Fall möchte man in Sand in Taufers die beiden Außenbecken von Hallenbad und Sauna zugänglich machen. Große Schwimmflächen gibt es dort zwar nicht, aber es sei besser als gar nichts. Die Liegewiese hingegen ist in Sand in Taufers so oder so weitläufig. Dort könnten auch mit gebührendem Abstand 350 Personen Platz finden. Die Frage bleibt nur: Wo sollen sich all diese Leute erfrischen? „Wir hoffen, dass die Besucher Verständnis haben und wir nicht allzu viel Polizei spielen müssen“, sagt Mariucci. Er plädiert dafür, den Betrieb ab Mitte Juni auf jeden Fall anlaufen zu lassen, auch um ein positives Signal zu senden.

Die Gemeinden und Betreiber der Naturbadeteiche haben sich zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengeschlossen. Zu ihnen zählen neben dem Standort Sand in Taufers Gargazon, Corvara, Toblach, Lüsen und der Issinger Weiher. Gemeinsam versucht man die Landesregierung und die zuständigen Ämter davon zu überzeugen, wie wichtig und ungefährlich es ist, auch diese Anlagen in Betrieb gehen zu lassen. Dabei ist es freilich nicht ganz einfach zu sagen, ob in einem Naturbadeteich oder in einem Freischwimmbad die Ansteckungsgefahr höher ist. Aber derzeit geht man davon aus, dass das Chlor sozusagen desinfizierende Wirkung hat und das Virus so unschädlich gemacht wird. Wie es sich allerdings im Naturbadeteich verhält, wo es kein Chlor gibt, ist wissenschaftlich wohl noch nicht geklärt. Und trotzdem: Während die Südtiroler Verordnung in Bezug auf die Naturbadeteiche sehr streng ist, zeigt man sich andernorts kulanter. In Österreich oder Deutschland etwa dürfen auch diese Badeanstalten geöffnet werden, allerdings mit weniger Besuchern. Und selbst auf italienischem Staatsgebiet ist man diesbezüglich weniger streng.

Auch deshalb hoffen die Betreiber darauf, dass die Landesregierung in den kommenden Wochen noch einlenken wird. Man erwartet innerhalb der nächsten Tage eine neue Verordnung, die genau diesen Bereich regelt. Um den Druck auf die Politik zu erhöhen, haben sich die Standortgemeinden die Aufgaben aufgeteilt. So will man gemeinsam Überzeugungsarbeit leisten.

„Wenn die Infektionszahlen sich weiterhin in die richtige Richtung entwickeln und wir gute Argumente liefern, dann bin ich überzeugt davon, dass wir bald aufsperren dürfen.“ Martin Rienzner ist als Vizebürgermeister von Toblach auch für die Sportstrukturen zuständig. Er sagt: „Wir dürfen nicht außer Acht lassen, wie wichtig diese Infrastrukturen gerade für unsere Familien und Kinder sind.“ Wie in vielen anderen Ortschaften nutzen auch in Toblach sehr viele Einheimische den Naturbadeteich. Und nach den Monaten der Ausgangssperre und der fehlenden sozialen Kontakte sei es vor allem für sie jetzt wichtig, wieder etwas Schönes zu erleben.

Aber wie wird es jetzt weitergehen? Kommt tatsächlich die ersehnte Lockerung?  „Ein großes Problem für uns ist“, sagt Christoph Pezzei, „dass wir nichts Greifbares haben. Wir können nicht planen.“ Der Geschäftsführer des acquafun in Innichen rechnet aber optimistisch damit, dass seine Badeanstalt Mitte, spätestens Ende, Juni öffnen darf. Die Situation in Innichen ist so: Man hat ein Hallenbad und einen Saunabereich im Inneren und im Außenbereich nur eine Liegewiese. Bliebe es bei der bestehenden Verordnung darf Innichen genauso wie die Cascade, das Hallenbad in Reichach oder auch jenes in Meransen gar nicht aufmachen. Pezzei weist auch noch darauf hin, wie groß nicht nur die finanziellen Einbußen für den Betrieb, sondern auch die Rückschläge für Kinder und Jugendliche sind. Im Februar musste man praktisch über Nacht zusperren, da waren zahllose Kinder in Schwimmkursen angemeldet. Etwa 200 Kinder sind davon betroffen.

Aber auch für das Personal ist die Lage alles andere als einfach. Normalerweise würden die zahlreichen Bademeister und Schwimmlehrerinnen jetzt in die Sommersaison starten. Aber wenn die Schwimmbäder nicht öffnen, können sie nicht arbeiten. Für sie hofft man nun darauf, dass der Lohnausgleich verlängert wird – und dass zumindest einige von ihnen doch noch zum Einsatz kommen können.

 

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