Teldra Spiegelbilder
Seit einigen Monaten ziert – etwas versteckt – eine Spiegelskulptur von Künstler Lois Steger den Eingang zum Ahrntal. Das Werk spaltet die Geister – auch weil es die Gemeinde den stattlichen Gesamtbetrag von 88.000 Euro gekostet hat.
von Silke Hinterwaldner
Wer ins Ahrntal kommt, wird seit Ende Dezember von einem Begrüßungsportal empfangen, das sich wohl ganz bewusst von den zahllosen Holz- und Metallschildern anderer Gemeinden abhebt. Kurz vor Luttach steht orografisch rechts eine Metallskulptur mit fünf Spiegelflächen, die in der Nacht mit LED beleuchtet werden. Das Werk trägt den Namen Heimatglück und stammt von Künstler Lois Steger.
Aber seit diese Skulptur den Eingang zum Ahrntal ziert, wollen die Spekulationen darüber, wie viel sie gekostet hat und ob es eine gute Entscheidung war, dieses Begrüßungsportal zu errichten, nicht abreißen. Bei der Präsentation des Kunstwerkes hat sich Bürgermeister Helmut Klammer mit den Worten zitieren lassen, dass das Projekt innovativ sei und gut die Einzigartigkeit des Tales widerspiegle.
Das sehen nicht alle so. Dass das Werk nicht von allen gutgeheißen wird, lässt sich auch daraus ableiten, dass einige Tourismustreibende aus dem Tal in einem Brief an den Bürgermeister fordern, einem anderen Objekt den Vorzug zu geben.
Aber zunächst zur Entstehungsgeschichte dieses Begrüßungsportals. Der Gemeindeausschuss hat mit Beschluss Nummer 272 am 28. Juni 2017 einen Wettbewerb ausgeschrieben. Zu diesem Wettbewerb wurden acht Künstler eingeladen: Paul Sebastian Feichter, Friedrich Sebastian Feichter, Franz Josef Feichter, Alois Steger, Josef Steger, Siegfried Hofer, Jakob Oberhollenzer und Peter Chiusole. Der Wettbewerb sah vor, dass die Arbeiten von den Künstlern anonym abgegeben werden. Die Bewertung der fünf eingereichten Arbeiten erfolgte durch die Wettbewerbsjury. Die Gesamtosten für die Erstellung, Vorprüfung, Koordinierung und Bewertung der Wettbewerbsunterlagen beliefen sich samt Preisgeld auf 8.800 Euro. Als Wettbewerbssieger sollte die Idee von Lois Steger hervorgehen.
Damit war aber erst ein erster Schritt gesetzt. „Im Ahrntal“, sagt Hans Rieder, Gemeinderat der Bürgerliste, „kursieren seit der Fertigstellung im Herbst 2019 allerhand Gerüchte darüber, wie hoch die Gesamtkosten für das Kunstwerk sind.“ Er wollte letzte Klarheit darüber haben, auch deshalb, „damit die Bevölkerung die Zahlen offiziell kennt.“ Auf eine Anfrage hin hat ihm Bürgermeister Klammer eine Kostenaufstellung zukommen lassen, die für ungläubiges Staunen sorgt. Zu den Spesen für den Wettbewerb kamen noch die Kosten für die Errichtung, diese belaufen sich auf 61.800 Euro. Zuletzt gab es noch Geld für die künstlerische Betreuung, Koordinierung und Bauausführung: 17.500 Euro. Insgesamt hat das Portal die Gemeinde Ahrntal über 88.000 Euro gekostet.
Nicht das Begrüßungsportal an sich, sondern vor allem die Kosten dafür, fanden bereits im Vorfeld im Gemeinderat nicht nur Zustimmung. So wurde der Hauptbetrag bei der Bereitstellung der Mittel von 65.000 Euro von der SVP-Fraktion gutgeheißen. Die Opposition enthielt sich der Stimme. Im September 2019 wurden dann im Rahmen einer Bilanzänderung nochmals Mittel von 16.000 Euro vorgesehen.
Hans Rieder findet, dass das Kunstwerk nicht gut platziert ist. Zwischen einem Aushublagerplatz und einem Sägewerk komme es überhaupt nicht zur Geltung. Die Autofahrer haben nur im Vorbeifahren die Möglichkeit, einen kurzen Blick darauf zu werfen. Einen Gehweg oder einen Platz vor dem Portal gibt es nicht. „Wenn schon so viel Geld ausgegeben wird“, erklärt Rieder, „dann sollte das Begrüßungsportal zumindest so platziert sein, dass es für alle gut einsehbar ist. Der Standort sollte vor dem Wettbewerb so gewählt sein, dass das Kunstwerk gut sichtbar ist. Denn im Vorbeifahren bleibt keine Zeit, das Begrüßungsportal überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.“
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Kommentare (5)
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nochasupergscheiter
Einerseits schön dass die Gemeinde ahrntal so viel Geld dafür ausgeben kann etwas zu errichten bei dem 99 Prozent der begrüßten überhaupt nicht versteht dass er damit begrüßt werden soll bzw. wofür das Ding überhaupt da ist…
Die sander müssen sich jeden Euro hart durch tägliches radar platzieren – das man eigentlich schon fast als abzocken bezeichnen kann da es nirgends so gehandhabt wird – verdienen.
Schade nur dass man das Geld in heutigen Zeiten nicht doch besser verwendet hat und das ganze Bauwerk eymtwas kostengünstiger gestaltet hat…