„Ein Naturfrevel“
In Kurtatsch wurde einer der letzten „Seidenbäume“ geschlägert. Der Heimatpflegeverband spricht von einem „Naturfrevel“.
„Es ist einfach nur traurig! Einer der letzten „Seidenbäume“ wurde geschlägert“, sagt Josef Oberhofer, der Geschäftsführer des Heimatpflegeverbanes.
Vor 200 Jahren wurden im Etschtal mit dem Laub der Maulbeerbäume Seidenraupen gezüchtet. Diese „Murbam“ standen überall entlang der Wege und Gräben. Die Triebe mit dem frischen Laubfutter wurden jährlich geschnitten, so dass sich die typische Kopfform entwickelte.
Einer der allerletzten formtypischen Zeugen der Seidenraupenzucht überlebte auf einer Wegböschung in Brenntal/Kurtatsch.
Das Naturmuseum hat ihn erst 2019 erhoben. „Irgendwie störte er den Bauer des angrenzenden Weinguts – und die „Forst“ zeigte ihn leider zur Schlägerung aus“, so der Heimatpflegeverband.
Alle größeren Bäume in der Kulturlandschaft stehen nämlich ausnahmslos unter Schutz.
Mit der Schlägerung in begründeten Ausnahmefällen wurde von der Landesregierung die Forstbehörde betraut. Weder Bürgermeister noch Landschaftsschutz werden gefragt. „Die meisten Förster sind sicher sensibel – aber es gibt anscheinend immer welche, für die ein alter Baum einfach ,hiebsreif‘ ist, so der Heimatpflegeverband.
Abschließend heißt es in der Aussendung:
„Naturgemäß ist ein jahrhundertealter Kopfbaum mit fast drei Metern Umfang innen hohl. Die Krone und die jungen Jahresringe ringsum waren aber voll vital. Bei periodischem Rückschnitt wäre der Murbam auch noch für kommende Generationen lebendiger Zeitzeuge der Seidenkultur geblieben, die im Kurtatscher Museum hervorragend dokumentiert wird. Ein alter Baum ist zudem wie ein Biotop, Kinderstube tausender Kleintiere.“
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