Ungewisse Zukunft
Ausgestattet mit Schutzmasken, Desinfektionsmittel, Sicherheitsinformationen und der neuen Ausgabe der Straßenzeitung machten sich Mitte dieser Woche die ersten Verkäufer*innen wieder auf den Weg, um zebra. zurück auf die Straße und zu den Menschen zu bringen. Aber die Pandemie trifft das Projekt und seine Verkäufer*innen schwer und stellt alle Beteiligten auf eine Bewährungsprobe: Werbekunden brechen weg, Hygienevorschriften erschweren den Verkaufsalltag und ehemalige Verkäufer*innen, die bereits Arbeit gefunden hatten, sind nun wieder auf den Zeitungsverkauf angewiesen.
Dank der Solidarität der Leserschaft und vieler Freund*innen konnte die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt in Brixen die über 60 Verkäufer*innen der Straßenzeitung zebra. während der Monate des Einkommensausfalls finanziell überbrücken. Seit dieser Woche ist die Straßenzeitung wieder bei den Verkäufer*innen erhältlich – natürlich unter besonderen Schutzvorkehrungen. Die exklusiven Schutzmasken stellte die Durst Group zur Verfügung, Desinfektionsmittel spendierte die Brixner Apotheke Peer. OEW-Geschäftsführer Matthäus Kircher sagt: „Alle sind froh, dass zebra. wieder starten kann. Dennoch wird sich erst in einigen Monaten zeigen, ob und wie es weitergeht. Mehr denn je ist die Straßenzeitung, die durch keinerlei öffentliche Gelder bezuschusst wird, jetzt auf die Solidarität und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bevölkerung, Sponsoren und Partnern aus der Wirtschaft angewiesen.“
Ehemalige Verkäufer*innen kommen zurück
Die dramatischen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zeigen sich auch bei der OEW. Verkäufer*innen, die in den vergangenen Jahren in der Gastronomie oder in anderen von der Pandemie betroffenen Sparten Arbeit gefunden hatten, stehen nun wieder ohne Anstellung da und wenden sich erneut an die Straßenzeitung. Für viele von ihnen ist der Zeitungsverkauf nun wieder die einzige Möglichkeit, eine Kleinigkeit zu verdienen. zebra.-Sozialarbeiterin Patrizia Insam geht davon aus, dass sich in den kommenden Wochen und Monaten viele Menschen bei zebra. melden werden. Sie sagt: „In den letzten Jahren haben Dutzende Verkäufer*innen eine geregelte Arbeit gefunden. Jetzt aber rufen vermehrt wieder Menschen an, die ihre Arbeit verloren haben und zu zebra. zurück möchten, oder sich durch ihre prekäre Situation erstmals an uns wenden.“
Viktor Joseph begann im Frühling 2019 mit dem Verkauf der Straßenzeitung. Schon im Herbst gab er seinen zebra.Ausweis wieder zurück und trat eine Anstellung als Reinigungskraft an. Das Unternehmen, das Joseph damals angestellt hat, konnte nun seinen befristeten Arbeitsvertrag nicht mehr verlängern. Seit dieser Woche steht der 27-jährige Nigerianer nun wieder auf der Straße, um zebra. zu verkaufen. Er sagt: „Es ist ein schwerer Rückschlag für mich, aber ich weiß, dass es derzeit vielen so geht wie mir. Im Moment bin ich froh, dass ich durch zebra. die wichtigsten Ausgaben decken kann.“
Weltweit kämpfen Straßenzeitungen ums Überleben
Die zebra.Redaktion steht in ständigem Austausch mit Zeitungsprojekten auf der ganzen Welt. In allen von der Pandemie betroffenen Gebieten lassen sich ähnliche Entwicklungen beobachten: Minderheiten und Menschen am Rand der Gesellschaft sind besonders betroffen und ihre schwierige Situation verschlechtert sich noch mehr. International lassen sich Straßenzeitungen, für die eine Ausgangssperre existenzbedrohend ist, daher einiges einfallen, um diese schwierige Zeit zu überstehen. Ihre wichtige Rolle zeigt sich besonders in Krisenzeiten. zebra.Redaktionsleiterin Lisa Frei sagt: „Derzeit geraten durch Corona viele Menschen in schwierige Situationen, auch in Südtirol. Der Bedarf an einem Sozialprojekt wie zebra. ist daher so groß wie noch nie. Gleichzeitig aber brechen finanzielle Mittel wie Werbepartnerschaften weg. Das ist ein großes Problem.“
Daher ist jede Unterstützung wertvoll und sichert durch eine Zuwendung auf das OEW-Spendenkonto bei der Raiffeisenkasse Eisacktal (Iban: IT 68 S 08307 58221 000300004707, Überweisungsgrund: „zebra.Support“) den Fortbestand der Straßenzeitung. Weitere Informationen: www.oew.org, [email protected], Tel. 0472 208204.
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