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„Jetzt rattert es“

Hotelier Heini Dorfer mit Familie (Foto: Quellenhof)

Der Passeirer Hotelier Heini Dorfer hält Tests für alle Touristen für nicht machbar. Im Interview spricht er über die Buchungslage in Südtirol – und er erklärt, warum er keine Angst vor einer zweiten Corona-Welle hat.

TAGESZEITUNG Online: Herr Dorfer, was sagen Sie zur Idee des LH, alle Touristen zu testen?

Heinrich Dorfer: Das klingt zwar gut, ist aber nicht machbar. Da müssten ja Millionen Tests gemacht werden. Mit den serologischen Tests wäre das schon schwierig, mit den PCR-Tests unmöglich. Und außerdem: Wer soll das bezahlen?

Die Tests kosten ja nur sechs, sieben Euro …

Gute Tests kosten mehr als nur sechs, sieben Euro. Wir bekommen auch Tests aus Korea oder Elisa-Tests aus Neapel angeboten. Aber es stellt sich die Frage, was das für Tests sind? Es gibt Antikörpertests, die auf alle möglichen Corona-Viren anschlagen … Ich will damit sagen: Es ist nicht Sinn der Sache, einfach nur zu testen, die Tests sollten seriös und gut sein, ansonsten schafft man nur Ungewissheit …

Sie spielen auf die umstrittenen Grödner Tests dan?

Ich will darauf nicht eingehen, ich habe nur davon gehört.

In Ihrem Medical Center führen Sie auch Tests durch?

Ja, wir sind jeden Tag ausgebucht. Wir machen Antikörper-Tests …

Kostenpunkt?

50 Euro.

Die Ergebnisse?

Wir kommen auf einen Durchschnittswert von 8 bis 9 Prozent der Getesteten, die Antikörper haben. Das ist, denke ich, ein realistischer Wert.

Wann sperren Sie Ihr Hotel auf?

Am 5. Juni.

Werden bei Ihnen die Gäste getestet?

Wir testen die Mitarbeiter und dann muss man sehen, was mit der sogenannten Protect Area sein, wie diese geschützte Zone effektiv aussehen wird. Jeder Virologe sagt, dass man in einer finnischen Sauna mit über 60 oder 80 Grad überhaupt keine Bedenken haben muss. Das, was jetzt vorgesehen ist, wäre ja idiotisch: Man kann Hallenbäder und Saunas aufmachen, aber die Mitarbeiter und jeder Gast, die sich in der Protect Area bewegen, müssen einen serologischen Test gemacht haben, der Test darf nicht älter als vier Tage sein, das heißt, die Mitarbeiter müssen alle vier Tage getestet werden. Ich denke, dass diese Regeln noch geändert werden. Wenn nicht, dann werden wir halt die Auflagen erfüllen.

Wie sieht es mit der Belegung aus?

Überraschend gut! Wir haben Pakete angeboten, in denen auch kostenlose Tests mit inbegriffen sind, diese Pakete kommen sehr gut an, auch bei Südtiroler Gästen. Man sieht halt, dass viele Leute getestet werden wollen.

Werden viele Hotels in Südtirol Tests anbieten?

Davon gehe ich nicht aus, denn die Tests kann ja nicht eine Hausfrau machen, da muss ein Arzt da sein. Da müssen Protokolle gemacht werden. Wir können das machen, weil wir ein Medical Center haben. Einzelne andere Hotels werden sich schon organisieren. Die Idee, alle Gäste zu testen, wäre ja gut, ist aber nicht machbar.

Mit welchem Gemütszustand gehen Sie in die neue Saison?

Die ersten 14 Tage sind gut belegt, besser als erwartet, insbesondere in unserem Hotel am Gardasee, das wir am 11. Juni aufsperren, in Lazise sind wir fast ausgebucht.

Von woher kommen die Gäste?

Deutsche, Schweizer und viele Italiener.

Sie gehen davon aus, dass die Deutschen ab 3. Juni nach Italien einreisen können?

Natürlich! Das ist seit langem klar, dass die Deutschen durch Österreich durchfahren und nach Italien einreisen können.

Südtirol könnte am Ende doch noch mit einem blauen Auge davonkommen?

Ich bin noch nicht sehr optimistisch, denn alle Hoteliers, mit denen ich rede, die bestätigten, dass sie nicht die Auslastung haben wie voriges Jahr. Aber man muss sich auch vor Augen halten, wie die Situation vor drei Wochen noch war: Am 10. Mai hat der deutschen Außenminister noch erklärt, dass die Deutschen sich Urlaube in Spanien oder Italien abschminken könnten, dass dies undenkbar sei. Was soll ein Gast denken, wenn er so etwas hört? Klar hat es keine Buchungen gegeben. Die Österreicher haben in ihrer Heimat gebucht, wie mir österreichische Kollegen bestätigen. Wir hatten drei Monate Stillstand, aber jetzt rattert es! Gott sei Dank! Mal sehen, wie viel wir noch aufholen können.

Sie fürchten keine zweite Welle?

Nein, ich habe keine Angst, weil die Maßnahmen greifen werden. Die Politiker machen den Leuten zwar Angst, aber das ist ihr Job …

Wie bitte?

Die Politiker können ja nicht sagen: Es ist alles vorbei! Aber ich bin überzeugt, dass wir keine zweite Welle kriegen werden, es wird einzelne Infektionen geben, aber wir werden nicht mehr auf die Zahlen kommen, bei denen wir waren. Damit gesperrt wird, müssen wir 300 Infektionen in einer Woche haben, dazu wird es nicht mehr kommen, weil die Leute ja aufpassen.

Interview: Artur Oberhofer

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (19)

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  • bernhart

    Herr Dorfer ich hoffe für alle Südtiroler Beherbergungsbetreibe, dass sie recht haben, sie senden Hoffnung aus und das braucht der Bürger , Hoffnung, dass es weitergeht, Hoffnung, dass das schlimmste überstanden ist, wünsche allen eine erfolgreiche Sommersaison.

  • criticus

    Bravo Herr Dorfer, solche Leute wie Sie hätten wir vor 2 Monaten in der Politik gebraucht. Es bräuchte auch einen anderen Tourismuslandesrat. Alles Gute Herr Dorfer!!

  • guyfawkes

    „Überraschend gut! Wir haben Pakete angeboten, in denen auch kostenlose Tests mit inbegriffen sind, diese Pakete kommen sehr gut an….“
    Kostenlose Tests – die Kosten für die Tests werden also bei der Kalkulation des Paketpreises nicht berücksichtigt. Sehr großzügig! (Nur glaubt das niemand.)

    • andreas

      Momentan verlangt so gut wie keiner den vollen Preis und jeder verpackt es anders.
      Ob sie rentabel arbeiten, zeigt sich wohl erst nach ein paar Wochen, da die Auslastung schwer kalkulierbar ist.
      Schlußendlich kann es wirklich sein, dass er die Kosten für den Test nicht mehr reinbekommt, aber zumindest die Fixkosten deckt und der Verlust sich in Grenzen hält.

  • prof

    Natürlich kommen die Gäste,aber nur die „Gut Betuchten“,denn wenn günstige Pakete angeboten werden die pro Tag und Person von 350 Euro aufwärts kosten, wer kann sich das leisten? Ach ja anstatt 10 Tage mit Familie am Meer,1 Tag in Lazise oder Passeier verbringen.

  • tirolersepp

    Es rattert bei Hotelier und Angestellten – hoffentlich !

  • olle3xgscheid

    Test hin Test her, wollen wir hoffen , egal ob bei Dorfer oder sonstwo das es wieder läuft! Niemand macht es ALLEN recht… die vielen einheimischen Mitarbeiter sind froh wieder arbeiten zu dürfen!! Höngt doch indirekt ziemlich viel zusammen, für ALLE

  • sabine

    Frage mich, weshalb diese Hoteliers Familie in den Medien diese Wichtigkeit bekommt. Es gibt doch auch andere Hoteliere im Land, oder?? Aber immer diese Dorfers mit dem heile Familie Foto……

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